Niklaus Schilling – Perspektiven auf Deutschland
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Das Filmmuseum, Schulstraße 4, widmet sich mit vier zentralen Werken dem innovativen Regisseur Niklaus Schilling. Als wichtiger Impulsgeber für das deutsche Kino traf er mit seinen Filmen stets den Nerv der Zeit. Das Filmmuseum zeigt zwei seiner Filme in der neu restaurierten Fassung. Im Vorprogramm werden Kurzfilme von Rudolf Thome, Marran Gosov und Martin Müller gezeigt, für die er die Kamera führte.
Niklaus Schilling – geboren 1944 in Basel – wächst in einer Schweizer Grenzstadt auf. Den Blick schon immer auf den deutschen Nachbarn gerichtet, verlässt er 1965 sein Heimatland und trifft schließlich auf die "Münchner Gruppe". Lemke, Thome, Spils, Gosov und Straub heißen die Regisseure, für die er die Kamera führt, bevor er seinen ersten eigenen Film "Nachtschatten" (1971) realisieren kann. Schon bald zählt er zu den bekanntesten Vertretern des Neuen Deutschen Films. Auf künstlerisch hohem Niveau schwelgt Schilling zwischen den Genres, indem er gekonnt ihre Muster kombiniert. Stets schwingen deutsche Befindlichkeiten und Mythen mit. Die deutsche Geschichte begreift er als einen "riesigen Steinbruch von Bildern", der ihn "auf abstoßende Weise" fasziniert – daraus entwickelt er eine neue Definition des Heimatfilms.
Schilling ist nicht nur auf formaler Ebene ein Grenzgänger. Auch inhaltlich verhandelt er immer wieder die Motive "Grenze" und "Bewegung". So auch in "Rheingold" (1977), der seinen endgültigen Durchbruch bedeutet. Technischen Innovationen ist er stets aufgeschlossen: "Der-Willi-Busch-Report" (1979) ist der erste deutsche Spielfilm, in dem die Steadycam zum Einsatz kommt.
Filmprogramm
Sonntag, 1. Oktober, 15 Uhr Sonntag, 8. Oktober, 15 Uhr
"Der Willi-Busch-Report"
BRD 1979, 120 Min., DF, digitalDCP, restauriert, FSK 16, Regie/Drehbuch: Niklaus Schilling, Kamera: Wolfgang Dickmann, Darsteller: Tilo Prückner, Dorothea Moritz, Kornelia Boje u.a.
Der Fortbestand der Friedheimer Tageszeitung ist bedroht. Im Grenzgebiet zur DDR passiert nicht mehr viel. Wilhelm Busch, Provinz-Journalist und Herausgeber der "Werra-Post", macht sich mit seinem Messerschmitt-Kabinenroller auf, selbst Sensationen zu provozieren.
Vorfilm: "Just Happened"
BRD 1969, 11 Min., DF, 35mm, ab 18 Jahren, Regie und Drehbuch: Marran Gosov, Kamera: Niklaus Schilling, Hubertus Hagen, Darsteller: Harald Leipnitz, Renate Roland
Sonntag, 1. Oktober, 17.30 Uhr; Samstag, 21. Oktober, 19 Uhr
"Rheingold"
BRD 1977, 91 Min., DF, digitalDCP, restauriert, FSK 16, Regie/Drehbuch Niklaus Schilling, Kamera: Ernst Wild, Darsteller: Elke Haltaufderheide, Rüdiger Kirschstein, Gunther Malzacher u.a.
Der Trans-Europa-Express "Rheingold" verlässt Rotterdam und begibt sich auf seine Reise nach Basel. In Düsseldorf steigt Elisabeth Drossbach ein, um Wolfgang Friedrichs zu treffen, ihren Geliebten und zugleich Schaffner in diesem Zug. In Bonn kommt überraschend Karl-Heinz Drossbach hinzu, Diplomat und Elisabeths eifersüchtiger Ehemann. Eine unangenehme Situation.
Vorfilm: "Jane erschiesst John, weil er sie mit Ann betrügt"
BRD 1968, 15 Min., DF, 35mm, ab 18 Jahren, Kamera: Niklaus Schilling, Darsteller: Elke Haltaufderheide, Alf Brustellin, Eva-Maria Ott u.a.
Dienstag, 3. Oktober, 17.30 Uhr
"Der Westen leuchtet!"
BRD 1981/82, 108 Min., DF, 35mm, FSK 18, Regie/Drehbuch: Niklaus Schilling, Kamera: Klaus Dickmann, Darsteller: Armin Mueller-Stahl, Beatrice Kessler u.a.
Armin Mueller-Stahl wird in der Rolle eines Stasi-Agenten in den Westen eingeschleust, um einen Kollegen zu überprüfen, der unter Verdacht steht, auch für die Gegenseite zu arbeiten. Dieser Spion ist eine Frau und beide verlieben sich ineinander.
Vorfilm: "Zinnsoldat"
BRD 1968, 11 Min., DF, 35mm, ab 18 Jahren, Regie/Drehbuch: Martin Müller, Kamera: Niklaus Schilling, Hubertus Hagen, Darsteller: Uschi Obermaier u.a.
Samstag, 21. Oktober, 21 Uhr
"Nachtschatten"
BRD 1971, 96 Min., DF, 16mm, FSK 12, Regie/Drehbuch: Niklaus Schilling, Kamera: Ingo Hamer, Darsteller: Elke Haltaufderheide, John van Dreelen, Max Krügel u.a.
Jan Eckmann reist in die Lüneburger Heide, um ein Landhaus zu kaufen. Die geheimnisvolle Bewohnerin hängt Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann nach. Mehr und mehr überträgt sich die Aura dieser Frau auf den Käufer und er sieht sich in einem Netz aus Vergangenem und mysteriösen Erscheinungen gefangen.
Vorfilm: "K.I.N.O"
BRD 1968, 11 Min., DF, 35mm, ab 18 Jahren, Regie/Drehbuch: Marran Gosov, Kamera: Niklaus Schilling, Hubertus Hagen, Darsteller: Margit Haberland, Walter Gnilka u.a.