Heine und Düsseldorf: Die Vaterstadt bekennt sich zu ihrem großen Sohn / Schauplätze der Kindheit / Heutige Gedenkstätten

Heine und Düsseldorf: Die Vaterstadt bekennt sich zu ihrem großen Sohn / Schauplätze der Kindheit / Heutige Gedenkstätten

Düsseldorf war für Heinrich Heine - oder besser Harry Heine, wie er bis zu seiner Taufe 1825 hieß - der Schauplatz einer unbeschwerten Kindheit und Jugend. Seine Erinnerungen im "Buch Le Grand" und in den "Memoiren" spiegeln eine Mischung aus kindlicher Märchenwelt, viel Lokalkolorit und historischen Ereignissen. Damit fand ein liebevolles Düsseldorf-Bild Eingang in die Weltliteratur. Heute pflegt Düsseldorf vielfältig das Andenken des großen Sohns.

Heine-Büste

Heine wurde am 13. Dezember 1797 im Hintergebäude des Hauses Bolkerstraße 53, im Herzen der heutigen Altstadt, geboren. 1991 konnte das Haus mit Hilfe der Heinrich-Heine-Gesellschaft von der Stadt erworben und zu einem Literaturtreff (Heine-Haus) umgestaltet werden. Es wird vom Verein zur Förderung des Heine-Haus e.V. und der Literaturhandlung Müller & Böhm, die das Veranstaltungsprogramm verantworten, in einer ppp (public private partnership) mit der Landeshauptstadt Düsseldorf betrieben. Mit jährlich etwa 50 prominenten Veranstaltungen hat es sich zu dem literarischen Zentrum der Stadt entwickelt.

Bleiben wir noch in der Altstadt: Hier erlebte der kleine Harry Heine seine Abenteuer. Seine erste Freundin war das "rote Sefchen", die Tochter des Scharfrichters: Er küsste sie "nicht bloß aus zärtlicher Neigung, sondern auch aus Hohn gegen die alte Gesellschaft und alle ihre Vorurteile". Auf dem Dachboden des Hauses seines Onkels Simon van Geldern an der Mertensgasse stöberte er in staubigem Gerümpel, das sich für ihn in eine Märchenkulisse verzauberte, und schmökerte in alten Büchern.

Das Jan-Wellem-Denkmal auf dem Marktplatz hat Harry erklettert und von dort die Ratsherren beobachtet, die nach dem Einzug der Franzosen 1806 auf einmal "neue Gesichter angezogen" hatten. Das Schloss, in dessen Trümmern, wie auch Harry sich vorstellte, die unglückliche Herzogin Jakobe von Baden umherspukte, war in seinen erhalten gebliebenen Flügeln das damalige Düsseldorfer Kulturzentrum: Vage Kindheitserinnerungen gelten der (schon 1805 von Düsseldorf abgezogenen) kurfürstlichen Gemäldesammlung; wichtiger aber waren für Harry Heine die "viele tausend mächtigen Bücher" der Bibliothek, wo er eifrig Lektüre entlieh.

Im noch heute bestehenden Franziskanerkloster an der Citadellstraße / Ecke Schulstraße war das Lyzeum, das Harry von 1807 bis 1814 - als mäßiger Schüler - besuchte. In der Nähe erlebte er, wie sein Schulfreund Wilhelm ertrank, als er eine Katze aus der kanalisierten Düssel zu retten suchte. Harrys liebster Spielplatz war der Hofgarten, wo er Vogelnester und Käfer suchte, den Namen seiner kleinen Freundin Veronika in eine Bank schnitzte und 1811 den Einzug des Kaisers Napoleon beoachtete.

1815 verließ Heine Düsseldorf, begann eine Banklehre in Frankfurt und Hamburg, studierte Jura in Bonn, Göttingen und Berlin, ließ sich 1831 in Paris nieder (wo er 1856 starb). Nur 1819 und 1820, als Student, war Heine noch kurz in Düsseldorf zu Besuch gewesen. Im Hofgarten erschien ihm im Traum der Freiheits-Trommler Le Grand, der seinem Erinnerungsbuch den Namen gab. Geistig und literarisch aber ist Heine seiner Vaterstadt stets verbunden geblieben, wie auch das Pseudonym des jungen Dichters zeigt: "Sy Freudhold Riesenharf", ein Anagramm von "Harry Heine Düsseldorf".

Heinrich-Heine-Institut

Heinrich-Heine-Institut - Fassade
Heinrich-Heine-Institut - Fassade

Heinrich-Heine-Institut

Wer heute in Düsseldorf den Geist Heinrich Heines sucht, sollte zunächst im Heinrich-Heine-Institut an der Bilker Straße 12-14 einkehren: Es ist Museum, Gedenk- und Forschungsstätte zugleich. Seine Dauerausstellung vermittelt eine Einführung in Leben und Wirken des Dichters. Hier werden Originalhandschriften (rund die Hälfte aller überhaupt in der Welt vorhandenen Heine-Autographen) und weitere authentische Dokumente gehütet, hier sind Heine-Forscher aus vielen Ländern immer wieder zu Gast, denn der Dichter, der schon früh international berühmt wurde, gehört mit seinem Werk der ganzen Welt.

Auf der Basis einer seit 1905 zusammengetragenen Heine-Sammlung wurde das Heine-Institut 1970 von der Landeshauptstadt Düsseldorf gegründet; 1974 bezog es sein eigenes Domizil, das 1988 um das Nachbarhaus erweitert wurde. Das Heine-Institut, das auch ein rheinisches Dichterarchiv und eine Schumann-Sammlung besitzt, richtet Wechselausstellungen zu historischen und aktuellen literarischen Themen ein. Direktorin ist Dr. Sabine Brenner-Wilczek.

Heine-Monument

Heine-Monument

Heine-Monument

Mit der Errichtung von Bert Gerresheims Heine-Monument auf dem Schwanenmarkt 1981, zum 125. Todestag des Dichters von einem Mäzen gestiftet, fand eine wechselvolle Denkmal-Geschichte ihr gutes Ende. Eine erste Initiative zur Errichtung eines Heine-Denkmals in Düsseldorf wurde von Kaiserin Elisabeth (Sissy) von Österreich 1888 begonnen, scheiterte aber an den in Düsseldorf herrschenden Preußen. Die Spenden der Bürger dienten später zum Ankauf des Heine-Nachlasses. 1932 errang der Künstler Georg Kolbe den ersten Preis in einem Heine-Denkmal-Wettbewerb, seine Bronzeskulptur eines aufstrebenden Jünglings konnte jedoch erst nach der Nazizeit aufgestellt werden (am Ehrenhof). Und 1953 stiftete der Kunstverein den Mädchentorso "Harmonie" (im Hofgarten) zu Ehren Heines. Anders als diese allegorischen Plastiken spiegelt Gerresheims "Fragemal" kritisch die Möglichkeiten eines Denkmals heute, versteht sich als "Vexierplastik", das die Totenmaske Heines aufsprengt und sie mit zahlreichen Symbolen umgibt.

Heine-Denkmal an der Universität

Heine-Denkmal von Bert Gerresheim auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität, Foto: HHU.
Heine-Denkmal von Bert Gerresheim auf dem Campus der Heinrich-Heine-Universität, Foto: HHU.

Heine-Denkmal an der Universität

Ein weiteres Heine-Denkmal schuf Bert Gerresheim an der Heinrich-Heine-Universität. Es zeigt Heine, eine Narrenschelle und die Schere als Sinnbild für die Zensur. Ende Oktober 2012 wurde es von Rektor Prof. Dr. Dr. H. Michael Piper und von Dr. Lutz Aengevelt als Vertreter der Stifter im Beisein des Künstlers enthüllt. Die drei Meter hohe und 1,80 Meter breite Statue steht an der Magistrale der Heinrich-Heine-Universität. Kein Denkmal nur zum Betrachten, sondern eines zum Berühren und zum Benutzen. Es handelt sich um ein Buchdenkmal, auch als Symbol für Wissen und Wissensbewahrung. In dem offenen Buch aus patinierter Bronze, in das man hinein steigen kann und soll, ist ein Auszug aus dem Text "Verschiedene Geschichtsauffassungen" (1833) zu lesen. Das Denkmal Gerresheims korrespondiert mit der Heine-Statue vor der Universitäts- und Landesbibliothek. Ebenso wie diese steht es auf einem Treppensockel in Form eines Davidsterns.

Heine-Gesellschaft

Heine-Gesellschaft

Die 1956 gegründete Heinrich-Heine-Gesellschaft, die in engem Einvernehmen mit dem Heine-Institut wirkt, ist ein Forum der Heine-Forschung und Diskussion. Sie ist eine der angesehensten literarischen Vereinigungen in der Bundesrepublik und zeichnet in unregelmäßigen Abständen Dichter mit der Heine-Ehrengabe aus.

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