Zöpel würdigt Meilensteine des Düsseldorfer Städtebaus

| Veranstaltungen Erstellt von Dieter Schneider-Bichel

Bei der Jubiläumsveranstaltung v.l.n.r: Niklaus Fritschi, Erich Waaser, Cornelia Zuschke, OB Thomas Geisel, Ehren-OB Marlies Smeets, Volker Weuthen, Prof. Dr. Christoph Zöpel, Oliver Keymis.

Volker Weuthen (links), Vizevorsitzender des AIV, überreichte Oberbürgermeister Thomas Geisel die Plakette für das Bauwerk des Jahrhunderts als das der Rheinufertunnel ausgezeichnet wurde.

Oberbürgermeister Thomas Geisel lobte in seiner Rede die weitsichtige Entscheidung den Rheinufertunnel zu bauen.

Zahlreiche Gäste nahmen an der Jubiläumsfeier "25 Jahre Rheinufertunnel" im Plenarsaal des Rathauses teil.

Volker Weuthen (rechts), Vizevorsitzender des AIV, überreichte Oberbürgermeister Thomas Geisel die Plakette für das Bauwerk des Jahrhunderts als das der Rheinufertunnel ausgezeichnet wurde.

In einer Feierstunde im Rathaus aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Rheinufertunnels am Donnerstag, 6. Dezember, schilderte der ehemalige NRW-Städtebauminister Prof. Dr. Christoph Zöpel die einmaligen Umstände, die in den 80er/90er Jahren dazu führten, dass das Düsseldorfer Leben wieder an den Rhein rückte und der Verkehr auf einer Hauptachse unter die Erde verbannt werden konnte.

Als "untrennbar" für Düsseldorfs städtebauliche Entwicklung hat der ehemalige NRW-Städtebauminister Prof. Dr. Christoph Zöpel die Projekte Rheinufertunnel, Alter Hafen und Flughafenbrücke (A44) gewürdigt. In einer Feierstunde im Rathaus aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Rheinufertunnels am Donnerstag, 6. Dezember, schilderte Zöpel die einmaligen Umstände, die in den 80er- und 90er-Jahren dazu führten, dass das Düsseldorfer Leben wieder unmittelbar an den Rhein rückte und der Verkehr auf einer Nord-Süd-Hauptachse unter die Erde verbannt werden konnte. Von Anfang an hatte der seinerzeitige Minister mit Verkehrsberuhigung, Flaniermeile und Denkmalschutz eine Verbesserung der Lebensqualität im Sinn. Weil Bürger und Kommunalpolitiker damals im Detail andere Baupläne verfolgten, wurde er zeitweise stark angefeindet. Zöpel spricht heute von der "zweitbesten Entscheidung meines Lebens" - nach der für die internationale Bauausstellung Emscherpark im Ruhrgebiet.

Doch die Düsseldorfer Politik spielte bei den Weichenstellungen und Entscheidungen für den Doppelstocktunnel neben dem Rhein mit. Oberbürgermeister Thomas Geisel lobte im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung "die überaus weitsichtige Entscheidung". Der Tunnel stehe für "kreative, mutige und nachhaltige Lösungen, die wir in unserer wachsenden Stadt auch weiterhin in vielen Bereichen brauchen". Geisel weiter: "Das Streiten hat sich gelohnt. Der Rheinufertunnel ist DAS Bauwerk, das den Düsseldorfer Städtebau am Rhein nach vorn gebracht hat und für zigtausende Bürger und Touristen zum Magneten geworden ist." An diese Erfolge, so betonten der OB und Planungsdezernentin Cornelia Zuschke unisono, soll das in diesem Jahr begonnene Stadtentwicklungskonzept "Blaugrüner Ring" anknüpfen.

Der Düsseldorfer Architekten- und Ingenieurverein (AIV) hat den Rheinufertunnel 2018 als "Bauwerk des Jahrhunderts" ausgezeichnet. Volker Weuthen, Vizevorsitzender des AIV, überreichte dem Oberbürgermeister im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung im Rathaus eine Plakette, die anlässlich eines Bürgerfestes im Mai 2019 am Tunnel angebracht werden soll.

Zu den Ehrengästen der Veranstaltung zählten Landtagsvizepräsident Oliver Keymis, Ehrenoberbürgermeisterin Marlies Smeets, die ehemaligen Stadtdirektoren Jörg Bickenbach und Helmut Rattenhuber, der Gestalter der Oberfläche Prof. Niklaus Fritschi und viele Zeitzeugen. Viele Bürger hatten sich Bürgerkarten für die offizielle Jubiläumsfeier besorgt.

Aus den Tiefen des Tunnels

Von den Wirrnissen des Tunnelbaus, aber auch von einer - aus heutiger Sicht - verblüffend exakten Zeit- und Kostenplanung berichtete der damalige städtische Bauleiter Erich Waaser. Er gab Einblicke in den stringenten Ablauf der dreieinhalbjährigen Bauarbeiten, den einsturzgefährdete Häuser und ein - von der Öffentlichkeit unbemerktes - Absacken einer Stützsäule der Rheinkniebrücke nicht aufhalten konnten. Der Bau ist Waasers Meisterstück. Oberbürgermeister Geisel würdigte aber auch die damals entscheidend beteiligten Architektur- und Ingenieurbüros, die in der Nennung häufig zu kurz kamen.

Am 15. Dezember 1993 war die Röhre für den Verkehr freigegeben worden. Seitdem rollen täglich rund 55.000 Fahrzeuge durch den knapp 2.000 Meter langen Tunnel. Mit diesem größten in der Landeshauptstadt jemals in Angriff genommenen Vorhaben zur Verkehrsberuhigung erlangte Düsseldorf eine neue Attraktivität. Die Gunst der Lage einer Stadt am Strom kommt seitdem wieder voll zur Geltung.

Wie es dazu kam

Im Dezember 1989 hat der Rat die Verwirklichung der Tieflegung der Rheinuferstraße mit breiter Mehrheit beschlossen. Das Land Nordrhein-Westfalen bezuschusste das rund 550 Millionen D-Mark teure Vorhaben zu rund 80 Prozent. Es wurde eine verkehrsfreie Zone von 28 Hektar geschaffen - Bedingung für den Zuschuss. Ex-Minister Zöpel erzählte, wie es trotz der seinerzeitigen Konzentration von Fördermitteln für den Aufbau der Neuen Bundesländer gelungen war, ein Votum des Bundesrats für das Düsseldorfer Tunnelbauwerk zu erhalten.

Die Meilensteine des Tunnelbaus fielen in die Amtszeiten des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Klaus Bungert. Er schrieb zur Fertigstellung: "1989 bot sich eine Chance, die Düsseldorf für die Stadtgestaltung an dieser prominenten Stelle kaum je wieder erhalten wird. Und diese Chance hat der Rat der Stadt wahrgenommen. Die Richtigkeit des mit der Bauentscheidung von 1989 bewiesenen Mutes und den Wert des Projektes für die Stadtentwicklung in der Landeshauptstadt wird sicher erst die Zukunft untermauern."

In die Zeit seiner Nachfolgerin Marlies Smeets als Oberbürgermeisterin (1994-1999) fällt die Gestaltung der Rheinuferpromenade, die vor allem die heutige Beliebtheit des Städtebaus am Rhein ausmacht.

Flanieren und Feiern auf dem Tunneldeckel

Über die Gestaltung der Tunneloberfläche wurde in einem Wettbewerb entschieden, den das Düsseldorfer Büro von Professor Niklaus Fritschi mit Benedikt Stahl gewonnen hat. Ein Bestandteil war immer gesetzt: die Platanenallee. Der typische Baum am Düsseldorfer Rheinufer sollte auch dort wieder gepflanzt werden.

Herausragende Merkmale der Fritschi-Pläne waren die aus einem blauen Wellenmuster verlegten Steine für den Gehweg an der Wasserseite, der separate Radweg und die große Freitreppe am Burgplatz. Nach Plänen von Hermann-Josef Kuhna wurde das Betonumfeld der Freitreppe zunächst mit bunten Farbtupfern versehen. Inzwischen sind die Flächen mit farbigen Keramiken verziert, die die Unterhaltung wesentlich erleichtern.

Die Rheinuferpromenade ist Magnet für die Düsseldorfer, die hier flanieren und Feste feiern, das Apollo und Kunst im Tunnel (KIT) besuchen. Für Touristen aus aller Welt ist die Meile schlicht ein Muss. Der Ministerpräsident des Landes NRW ist direkter Anlieger. Im Süden sind der Landtag, der Rheinturm, das Stadttor und der Medienhafen als weitere architektonische Höhepunkte erreichbar. Im Norden knüpft die Promenade an den Ehrenhof und das eindrucksvolle Zukunftsprojekt "Blaugrüner Ring" an.

Auf dem Tunneldeckel lädt OB Geisel zum Bürgerfest anläßlich des Jubiläums im Mai 2019 ein.

Zahlen und Fakten

Baubeginn: 15. März 1990; Fertigstellung: 15. Dezember 1993

Kosten: 550 Millionen DM; Zuschüsse: 80 Prozent

Tunnellänge: 1.928 Meter

Unterführung Gladbacher Straße: 300 Meter

Breite, je Röhre: 9,70 Meter

Mit zwei Fahrbahnen zu je 3,00 Meter, eine Standspur mit 2,00 Meter Höhe: 4,80 Meter

Dicke der Tunnelwände: 0,80 Meter

Dicke der Tunneldecken: zwischen 0,90 und 1,20 Meter

Erdaushub: 620.000 Kubikmeter, entspricht 125.000 Lkw-Ladungen

Beton eingebaut: 235.000 Kubikmeter

Strahlventilatoren: 72 Stück