Das Parkpflegewerk weist den Weg

Ein historischer Garten ist ein Bauwerk, das vornehmlich aus Pflanzen, also aus lebendem Material, besteht, folglich vergänglich und erneuerbar ist, heißt es in der Charta von Florenz vom 15.12.1981, einer internationalen Übereinkunft von Denkmalpflegern, die auch als Charta der historischen Gärten bezeichnet wird.

Darin wird weiter ausgeführt: "Jede Restaurierung (…) darf erst nach Abschluss einer gründlichen Untersuchung (…) in Angriff genommen werden, so dass der wissenschaftliche Charakter des Eingriffs sichergestellt ist, ehe mit irgendwelchen Ausführungsarbeiten begonnen wird, muss diese Untersuchung in ein Planwerk einmünden, das kollegialer Prüfung und Abstimmung unterzogen wird."

Parkpflegewerke haben sich seit den 1980er-Jahren als wirksame Strategie zur Entwicklung und Pflege historischer Gärten und Parks etabliert und gelten heute als Standard in der Gartendenkmalpflege. Bei der Wiederherstellung der orkangeschädigten Garten- und Parkanlagen geht es nicht nur um bloßes Neupflanzen von Bäumen. Ein Gartendenkmal setzt sich in erster Linie durch Bäume, Alleen, Haine, Hecken, Sträucher und Gehölzbestände zusammen. Daneben gehören bauliche Bestandteile wie Wege, Plätze, Treppen, Brücken und Wasseranlagen dazu. Erst durch das Zusammenspiel aller Bestandteile bilden sich Parkräume, Kulissen und Blickbeziehungen. Alles ist geplant, nichts dem Zufall überlassen.

Beispiel Hofgarten

Blühende Kirschen an der Landskrone, 1934

Beispiel Hofgarten

Was ein Parkpflegewerk bedeutet, lässt sich am Beispiel des Hofgartens darstellen: Das grüne Herz der Düsseldorfer Innenstadt ist weit über 200 Jahre alt. Im Jahr 1769 von Nicolas de Pigage erstellt, wurde die Grünanlage 1804 von Maximilian Friedrich Weyhe erweitert. Sie ist eines der 32 Gartendenkmäler Düsseldorfs. Der Orkan „Ela“ beschädigte dort mehr als die Hälfte des Baumbestandes. Die Fläche wiederherzustellen, führt zu einer tiefgreifenden Auseinandersetzung von historisch überliefertem und dem über die Jahre gewachsenen (modernen) Parkerscheinungsbild.

Der zeitliche Ausgangspunkt der Betrachtung für das Parkpflegewerk ist die Planung von Weyhe im frühen 19. Jahrhundert. Weiter wird die Entwicklung der Anlage über die Anpassung im Zuge des Stadtwachstums, die Schäden durch den Zweiten Weltkrieg und die Verkehrsplanung in den 1950er-Jahren bis zu den Orkanschäden von „Ela“ beobachtet. Für das Parkpflegewerk heißt es diese Entwicklung genau zu erfassen und im wahrsten Sinne des Wortes die jeweiligen Parkbilder planerisch übereinanderzubringen. Erst wenn diese verschiedenen Bilder begutachtet sind und festgelegt ist, welche Entwicklungsschichten und welche jeweils ursprüngliche Gestaltungsintention berücksichtigt werden sollen, kann entschieden werden, was, wie und wo gepflanzt wird.