Bernd-und-Hilla-Becher-Preis 2025 für Fotokünstlerinnen Ursula Schulz-Dornburg und Farah Al Qasimi
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(V. l.) Beigeordnete Miriam Koch, OB Dr. Stephan Keller, Preisträgerin Ursula Schulz-Dornburg, Alicia Holthausen, kommissarische Künstlerische Leiterin der Kunsthalle, sowie Stephan Macháč, Düsseldorfer Kulturamt; Foto: Melanie Zanin
Im Vorfeld der Verleihung kamen die Preisträgerin Ursula Schulz-Dornburg, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Alicia Holthausen, kommissarische Künstlerische Leiterin der Kunsthalle sowie Stephan Macháč, Koordinierungsstelle Fotografie im Düsseldorfer Kulturamt, zu einem Pressegespräch in den Salon des Amateurs zusammen.
Ursula Schulz-Dornburg: "Die Fotografie ist für mich eine zentrale Form des Erzählens. Sie ermöglicht es mir, von Orten des Vergessens und der Zerstörung zu berichten und gleichzeitig von den menschlichen Geschichten, die sich hinter diesen Orten verbergen."
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Mit Ursula Schulz-Dornburg ehren wir eine Künstlerin, deren Werk wie kaum ein anderes die Bedeutung der Fotografie für das kulturelle Gedächtnis unterstreicht. Ihre Serien dokumentieren Orte des Übergangs – häufig in geopolitischen Randzonen, an Schnittstellen von Geschichte und Gegenwart. Doch ihre Arbeiten sind weit mehr als Dokumente. Sie sind visuelle Archive – still, konzentriert, poetisch aber auch mahnend. Die Landeshauptstadt ist stolz und dankbar, eine solch herausragende Düsseldorfer Künstlerin auszeichnen zu dürfen."
Ausstellung in der Kunsthalle Düsseldorf
Im Anschluss an das Gespräch gab es einen Einblick in die kommende Ausstellung beider Preisträgerinnen in der Kunsthalle. Anlässlich des Bernd-und-Hilla-Becher-Preises werden vom 7. Juni bis 7. September Arbeiten von Ursula Schulz-Dornburg und Farah Al Qasimi gezeigt.
Alicia Holthausen, kommissarische Künstlerische Leiterin der Kunsthalle: "Wir freuen uns außerordentlich, zwei so großartige fotografische Positionen in der Kunsthalle Düsseldorf zeigen zu können. Dass die Verleihung sowie die Ausstellung des Bernd-und-Hilla-Becher-Preises 2025 in diesem Jahr erstmals bei uns in der Kunsthalle stattfinden, ist für uns eine besondere Ehre. Insbesondere mit Blick auf die Sanierung des Hauses ab 2026 zeigt dies einmal mehr, wie eng die Verbindung zwischen der Düsseldorfer Kunstlandschaft und der Kunsthalle Düsseldorf ist."
Ursula Schulz-Dornburg studierte von 1959 bis 1960 Fotografie und Journalismus in München und entwickelte daraufhin autodidaktisch eine eigenständige Bildsprache. Wiederholt bereiste sie Länder wie Armenien, Kasachstan, Jemen, Syrien, Indonesien, den Irak, aber auch China, Nepal, Russland und die Türkei. Sie dokumentierte dort landschaftliche Veränderungen und den Verfall von politischen Systemen. Schulz-Dornburg zählt zu einer Generation von Fotografinnen, deren Werk vornehmlich erst in den vergangenen Jahren im deutschsprachigen Raum (wieder-)entdeckt worden ist und hatte in den letzten Jahren mehrere internationale Ausstellungen.
Farah Al Qasimi studierte 2012 Fotografie und Musik an der Yale University und erhielt 2017 ihren MFA an der Yale School of Art. Ihre fotografischen, filmischen und performativen Arbeiten erschaffen Welten, die Grenzen der Identitäten überschreiten und das Geschlecht im Zeitalter eines globalen Post-Internet hinterfragen. Al Qasimi richtet ihren Blick auf das Banale im Leben und durchdringt es mit einer zeitgenössischen Ästhetik.
Goldenes Buch und Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche
Am morgigen Dienstag, 3. Juni, wird Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller die Preisträgerin Ursula Schulz-Dornburg im Düsseldorfer Rathaus empfangen. Im Rahmen des Empfangs wird sich Ursula Schulz-Dornburg in das Goldene Buch der Stadt Düsseldorf eintragen. Die Förderpreisträgerin Farah Al Qasimi wird erst zur Verleihung selbst anreisen.
Begleitet wird die Preisverleihung von der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche, die vom 2. bis 6. Juni stattfindet. Das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf hat diese konzipiert, um die künstlerischen Positionen der Preisträgerinnen anhand von verschiedenen Formaten zu vermitteln.
Die Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche beginnt am heutigen Montagabend, 2. Juni, 18 Uhr, mit zwei Filmvorführungen in der Black Box des Filmmuseums. Das Filmprogramm wurde von den Preisträgerinnen kuratiert. Der Film "Step Across the Border" begleitet den Musiker Fred Frith über zwei Jahre auf seinen Reisen. Er dokumentiert die Entstehung von Frith’ Improvisations-Musik. "The Red Shoes" (1948) von Michael Powell und Emeric Pressburger ist ein farbgewaltiger britischer Ballettfilm.
Das Programm der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche schließt am Freitag, 6. Juni, 18 Uhr, in der Kunsthalle Düsseldorf: Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller wird die Ausstellung der Preisträgerinnen eröffnen, die bis zum 7. September zu sehen sein wird.
Im gesamten Zeitraum der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis-Woche werden zusätzlich an 14 Punkten im Stadtraum Werke von Ursula Schulz-Dornburg und Farah Al Qasimi auf Plakatwänden gezeigt.
Das Programm mit allen Terminen, Details und Anmeldemöglichkeiten ist unter www.duesseldorf.de/fotografie zu finden.
Hintergrundinformationen:
Die Preisträgerinnen und Jurybegründungen
Ursula Schulz-Dornburg, geboren 1938, lebt und arbeitet seit 1969 in Düsseldorf. Die Jury begründete ihre Wahl unter anderem wie folgt: "Schulz-Dornburg verfolgt mit ihrer Arbeit ein kulturhistorisches anthropologisches Interesse, das sie mit der ‚Vertikalität der Zeit‘ beschreibt: gefundenem und ehemals Belebtem eine konzeptionelle und heutige Form zu geben wie auch ein anhaltendes Bewusstsein für Ressourcen gegenwärtig zu halten – in menschlicher wie auch naturbezogener Weise."
Die Künstlerin Farah Al Qasimi ist 1991 in Abu Dhabi geboren und studierte Fotografie und Musik an der Yale University. In der Jury-Begründung heißt es unter anderem: "Al Qasimi arbeitet hauptsächlich mit Fotografie, Video und Performance und untersucht postkoloniale Strukturen von Macht, Geschlecht und Geschmack in den arabischen Golfstaaten. […] Da sie ihre Zeit zwischen Dubai und New York aufteilt, sind Sozialkritik und die Beobachtung der vielschichtigen Aspekte jedes Ortes in ihrer künstlerischen Praxis indirekt integriert. Durch ihre kühnen und lebendigen Fotografien erforscht sie die unausgesprochenen sozialen Normen und Werte, die in einem Ort, einem Moment oder einem Objekt eingebettet sind." Für ihr Schaffen erhielt Farah Al Qasimi erst vor Kurzem das Guggenheim Fellowship.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis
In Andenken an das international renommierte Düsseldorfer Fotografen-Ehepaar Bernd und Hilla Becher werden mit dem Fotokunstpreis der Landeshauptstadt Düsseldorf Persönlichkeiten geehrt, die einen wichtigen Beitrag zum zeitgenössischen Diskurs in der Kunst durch ihre Arbeit im Kontext der Fotografie geleistet haben. Der Haupt- und Förderpreis werden alle zwei Jahre von der Landeshauptstadt Düsseldorf auf Vorschlag einer unabhängigen, international besetzten Fachjury durch den Oberbürgermeister vergeben. Der Hauptpreis richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, Theoretikerinnen und Theoretiker, Kuratorinnen und Kuratoren, die sich um die Fotografie sowie angrenzende Bereiche wie Film, Video und andere bildgenerierende Medien im Bereich der Kunst auszeichnen. Der Förderpreis richtet sich an Künstlerinnen und Künstler, die sich schwerpunktmäßig mit Fotografie, Bildmedien und Medienkunst auseinandersetzen.
Der Bernd-und-Hilla-Becher-Preis wird in diesem Jahr zum dritten Mal verliehen. Im Jahr 2022 beziehungsweise 2023 wurde die Fotokünstlerin Carrie Mae Weems mit dem Hauptpreis ausgezeichnet, die Fotokünstlerin Hannah Darabi mit dem Förderpreis. Den Hauptpreis erhielt im Jahr 2020 die Fotokünstlerin Evelyn Richter und den Förderpreis Fotokünstler Theo Simpson.
Hintergrund: Bernd und Hilla Becher
Das Künstlerpaar Bernd und Hilla Becher (geboren 20. August 1931, verstorben 22. Juni 2007/geboren 2. September 1934, verstorben 10. Oktober 2015) betreute in Düsseldorf seit 1976 die erste Klasse für künstlerische Fotografie an einer deutschen Kunsthochschule und leistetet damit einen wichtigen Teil zur Anerkennung der Fotografie als Medium in der bildenden Kunst. Der Preis der Landeshauptstadt wurde in Anerkennung an ihre künstlerische Arbeit und Lehre nach Bernd und Hilla Becher benannt.
Weitere Informationen unter www.duesseldorf.de/fotografie/bernd-und-hilla-becher-preis