Coronafolgen für Unternehmen: Chancen und Risiken
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"Die Coronafolgen werden von den Düsseldorfer Betrieben sehr unterschiedlich bewertet. Mir ist es daher wichtig, ein Gespür für die Ängste und Nöte, aber auch für die Chancen, die sich aus der Krise ergeben, zu bekommen. Ich hoffe, dass es nicht zu einer zweiten Coronawelle kommen wird, möchte aber, dass die Landeshauptstadt Düsseldorf dann darauf vorbereitet ist", sagt Oberbürgermeister Thomas Geisel.
Folgen von Corona für das Düsseldorfer Handwerk
Handwerker in ihren Betrieben hat der Oberbürgermeister am Dienstag, 28. Juli, besucht. Die Landeshauptstadt Düsseldorf hatte zum Beginn der Krise früh reagiert und Beratungsangebote und finanzielle Unterstützung für Unternehmen auf den Weg gebracht. Viele Handwerksbetriebe haben von diesen Soforthilfen zur Überbrückung profitiert, bis die Bundes- und Landesmittel ausgeschüttet wurden.
Möbeltischler Dirk Schmidt aus Flingern Nord hat die Coronakrise vergleichsweise gut bewältigt. Ihm ist auch während Corona der Nachwuchs besonders wichtig, weshalb er weiterhin ausbildet. Andere Branchen, wie Friseure, sind von Corona härter betroffen. Nach den Verdienstausfällen während der Schließungen haben sie seit dem 4. Mai unter besonderen Hygienevorgaben wieder geöffnet. Vicky Thoidou, Inhaberin des Friseusalons "Chaarisma for Hair in Bilk", schilderte dem Oberbürgermeister, dass die besonderen Hygieneregeln die Arbeit und den veränderten Umgang mit den Kunden weiterhin bestimmt und zusätzlichen Aufwand mit sich bringen.
Entwicklung der Düsseldorfer Start-up-Szene
Zwei Existenzgründern stattete der Oberbürgermeister am Mittwoch, 29. Juli, Besuche ab. Die Foxbase GmbH bietet Softwarelösungen, mit denen Industrieunternehmen ihren Vertrieb digitalisieren können bis hin zur Vermarktung und Etablierung neuer Geschäftsmodelle. Die Cognigy GmbH hat eine Software-Plattform entwickelt, womit Unternehmen ihre Konversationen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz mit einzelnen Kunden an einem zentralen Ort und über alle Kanäle hinweg designen und steuern können.
"Corona hat sich abhängig von der Branche, der Größe und der Etablierung im Markt unterschiedlich auf die Düsseldorfer Start-ups ausgewirkt. Besonders für Unternehmen, die neue digitale Lösungen anbieten, ergeben sich durch die aktuellen Veränderungen in der Arbeitswelt auch neue Einstiegsmöglichkeiten in den Markt", bilanzierte der Oberbürgermeister, nachdem er die Start-ups besucht hatte.
Die städtischen Wirtschaftsförderer haben es sich zum Ziel gesetzt, junge Start-ups bei ihren ersten Schritten zu unterstützen und von Düsseldorf als attraktivem Wirtschaftsstandort zu überzeugen. Das gilt insbesondere in Zeiten von Corona. 2015 wurde die Start-up-Initiative auf den Weg gebracht. Seitdem ist die Zahl der Start-ups kontinuierlich gestiegen. Waren es 2015 noch 135 Existenzgründer, die den Weg in die Selbständigkeit wagten, so ist die Zahl im vergangenen Jahr auf über 400 angestiegen. Durch diese Firmengründungen wurden mehr als 4.800 Arbeitsplätze in Düsseldorf geschaffen.
Coworking als Chance für flexible Arbeitsmodelle
Coworking Spaces bieten besonders für Start-ups und Selbstständige eine flexible Arbeitsumgebung. Arbeitsplätze können je nach Entwicklung des Unternehmens bedarfsgerecht dazu- oder abgebucht werden und die jungen Unternehmen sind nicht an lange Mietverträge gebunden. Auch immer mehr etablierte Unternehmen schätzen die Flexibilität und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Büros. Die Düsseldorfer Wirtschaftsförderung unterstützt viele Coworking-Projekte als Kooperationspartner. Das hat dazu beigetragen, dass in Düsseldorf 54 Business Center und Coworking Spaces rund 85.100 Quadratmeter flexible Flächen für die unterschiedlichsten Anforderungen bereitstellen können. Viele dieser Coworking Spaces helfen Gründern beim Aufbau ihrer Unternehmen und bieten Möglichkeiten zur Vernetzung, darunter auch "Startplatz Düsseldorf GmbH", "24/7 Stays Offices" und "Super 7000 GmbH".
Am Freitag, 31.Juli, konnte Oberbürgermeister Thomas Geisel diese drei Düsseldorfer Coworking Spaces besichtigen. In Gesprächen wurde dabei die zwiespältige wirtschaftliche Lage deutlich. Einerseits übersteigt die Nachfrage an Arbeitsplätzen deutlich das Angebot, das die Coworking Spaces bereitstellen können. Andererseits ist durch Corona mit dem Veranstaltungsgeschäft die größte Einnahmequelle weggebrochen. Außerdem können aufgrund der coronabedingten Abstandsregeln aktuell weniger Plätze vermietet werden.
Auf dem Gelände des Kulturschlachthofs im Hinterhof der Rather Straße 25 liegend, werden gleich mehrere Werkräume zur Vermietung angeboten, in denen sich auch viele Kulturschaffende niedergelassen haben, so zum Beispiel mehrere Tonstudions. Tontechniker Björn Bichel, seit einem Jahr dort verwurzelt, berichtet davon mit den Coronafolgen zu kämpfen, sieht jedoch aussichtsreiche Chancen, dass das Geschäft bald wieder an Fahrt aufnimmt. Eine Bildungseinrichtung zum Erlenen von Programmiersprachen erfreut sich großer Nachfrage. Mit der Vermietung von Räumlichkeiten an weitere Bidlungseinrichtungen möchte der Kulturschlachthof weiter expandieren.