Erstes offizielles Naturschutzgebiet wird 85 Jahre alt

| Stadtgrün

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1959: Ein Blick in Richtung Westen auf den Unterbacher See, im Hintergrund der Eller Forst.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1960: Erholungssuchende im Strandbad am Unterbacher See.

Eine Aufnahme aus dem Jahr 1967: Blick auf die Westseite des Unterbacher Sees mit Ausläufern des angrenzenden Eller Forsts.

Am 6. April 1935 hat die seinerzeit sogenannte "Regierung zu Düsseldorf" eine im damaligen Landkreis Düsseldorf-Mettmann und Stadtkreis Düsseldorf gelegene Fläche zum Naturschutzgebiet erklärt: Die "Vogelfreistätte Ellerforst-Unterbacher Benden".

Auf Grundlage des im Jahr 1926 erlassenen Feld- und Forstpolizeigesetzes gilt das Naturschutzgebiet damit als das erste offizielle Schutzgebiet im heutigen Düsseldorfer Stadtgebiet.

Der Name des Naturschutzgebietes (NSG) geht auf zwei völlig unterschiedliche Naturlandschaften zurück: den Wald und die Feuchtwiesen.

Das Gebiet des heutigen Eller Forstes ist das Relikt eines historisch wesentlich ausgedehnteren Feuchtgebietes, des sogenannten "Unterbacher Bruches". Die Trockenlegung dieses Gebietes begann in größerem Umfang ab etwa 1820. Doch noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Schilf und Röhricht der Feuchtwiesen zur Einstreu in den Viehställen und die Niedermoorflächen zur Torfgewinnung genutzt. Um das Gebiet "urbar" und damit land- und forstwirtschaftlich nutzbar zu machen, wurden damals zahlreiche Entwässerungsgräben angelegt.

Die forstliche Nutzung bis Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte nur in geringem Umfang und erstreckte sich allenfalls auf die Gewinnung von Brennholz und - in geringem Maß - auf das Gewinnen von Bauholz durch die umliegenden landwirtschaftlichen Gehöfte.

Die "Unterbacher Benden" waren im Jahr 1935 noch eine großflächige Landschaft sumpfiger Wiesen, also ein Niedermoor, das überwiegend als Grünland genutzt wurde. Im Jahr 1923 wurde in einem ehemaligen Rheinarm der "Unterbacher Benden" mit der Gewinnung von Kies begonnen. Bereits 1935 war ein großes Baggerloch entstanden. Dieser See wurde im Volksmund "Bendensee" genannt. Dieser Name wird heute immer noch vom ansässigen Angelverein genutzt.

Das Gebiet war im Norden durch die Siedlung "Freiheit", im Westen durch die Bahnlinie Düsseldorf-Hilden, im Süden durch den Eselsbach und im Osten durch den Siedlungsrand des Dorfes Unterbach begrenzt.

In der Erklärung aus dem Jahr 1935 wird das Gebiet "zum Zwecke der Sicherung als Brut-, Futter- und Raststätten der Vögel zum Schutzgebiet erklärt". Auch heute noch ist der Eller Forst ein wichtiger Lebensraum für über 40 Brutvogelarten, wie beispielsweise Mittelspecht, Sumpfmeise, Zaunkönig und Habicht. Mit dem zwischen 1926 und 1973 entstandenen Unterbacher See ist ein Biotopkomplex von überregionaler Bedeutung für Wasservögel geschaffen worden. Vor allem im Winter, wenn die Freizeitnutzung des Sees nachlässt, können viele europäische Vogelarten beobachtet werden, die den See als Überwinterungsstätte oder als Wintergäste im Vogelzug besuchen. Dies sind zum Beispiel Schellente, Schnatterente, Pfeifente, Zwergsäger und Silberreiher. Dagegen sind ehemals in den Feuchtwiesen vorkommende Arten, wie die Bekassine heute nicht mehr zu finden, weil an dieser Stelle heute der See liegt.

Auch für Insekten hat das Gebiet eine sehr hohe Bedeutung. Neben der Sumpfschrecke und dem Sumpfgrashüpfer, die in Düsseldorf fast nur in diesem Gebiet anzutreffen sind, finden sich seltene Schmetterlingsarten wie der Ulmenzipfelfalter oder Büttners Schrägflügeleule. Viele dieser Arten kommen nur hier vor, da immer noch eine größere Fläche des Niedermoores erhalten ist. Den Mooren kommt in Zeiten des Klimawandels eine hohe Bedeutung zu, da intakte Moore Kohlenstoff dauerhaft binden und im Moorkörper festlegen.

Mit dem Ankauf des Eller Forstes durch die Stadt Düsseldorf im Jahr 1968 begann die Abkehr von der intensiven forstlichen Nutzung zu einer ökologisch orientierten Bewirtschaftung unter Beachtung der Bedeutung des Eller Forstes als wichtiges Naherholungsgebiet für die Düsseldorfer Bürger. 

Ziel aller rein waldbaulichen Maßnahmen war die Förderung eines naturnahen Laubwaldes, angepasst an die kleinräumig unterschiedlichen Standortverhältnisse. Seit dem Jahr 2000 ist der Düsseldorfer Stadtwald nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert. 77,2 Hektar des NSG Eller Forst werden seit dem als Referenzfläche ausgewiesen und werden nicht mehr bewirtschaftet. Ziel ist es, die Waldfläche ihrer natürlichen Entwicklung zu überlassen, den Entwicklungsprozess zu beobachten und zu späterer Zeit Vergleiche mit konventionell bewirtschafteten Wäldern herzustellen. Schon jetzt, 20 Jahre später zeigen sich im NSG Eller Forst "urwaldähnliche" Waldbilder, und erste Rückschlüsse auf das Verjüngungspotential der Waldbäume können hergestellt werden.

All diese Maßnahmen sind ein großer Erfolg einer ökologisch orientierten Waldbewirtschaftung und von 85 Jahren Naturschutz im Eller Forst und den Unterbacher Benden. Trotz veränderter Naturlandschaft fühlt sich die Natur wohl im Düsseldorfer Osten. 

Dass dies so ist, ist auch ein Verdienst des Landschaftsplanes der Landeshauptstadt Düsseldorf. Der Landschaftsplan, als rechtsverbindliche Ortssatzung, wurde in den 1980iger Jahren entwickelt und ist 1997 durch den Rat der Stadt verabschiedet worden. Das Ziel des Landschaftsplanes ist der Schutz, die Pflege und die Entwicklung von Natur und Landschaft. Durch die Ausweisung von Natur- und Landschaftsschutzgebieten, Naturdenkmalen und geschützten Landschaftsbestandteilen in der freien Landschaft sorgt er für einen grundlegenden Schutz der natürlichen Lebensgrundlage.

Die Bemühungen, die Natur zu schützen, sind enorm wichtig. Dabei sind alle zur Mithilfe aufgerufen. In Naturschutzgebieten gelten z.B. folgende Regeln:

  • Bleiben Sie auf den Wegen.
  • Leinen Sie ihren Hund an.
  • Nehmen Sie ihren Abfall wieder mit.
  • Pflücken oder beschädigen Sie keine Pflanzen.
  • Lagern und Zelten verboten.
  • Machen Sie kein offenes Feuer.
  • Vermeiden Sie Lärm.

Durch die Klimaveränderung und den wachsenden Erholungsdruck verändern sich ständig die Anforderungen an Natur und Landschaft. Vor diesem Hintergrund wird der Landschaftsplan zurzeit überarbeitet. In einem ersten Schritt wird der Landschaftsplan modern aufbereitet und den Bürgern in digitaler Form im Geoportal der Stadt Düsseldorf bereitgestellt. In einem zweiten Schritt wird der Landschaftsplan in den kommenden Jahren inhaltlich überarbeitet. 

85 Jahre nach dem ersten Naturschutzgebiet auf dem heutigen Düsseldorfer Stadtgebiet wird damit die Geschichte des Naturschutzes erneut weitergeschrieben. Die Landschaft, die Tiere und die Menschen entwickeln sich weiter. Der formale Rahmen auch!

Begriffserläuterung "Benden"
Unter Benden versteht man eine sumpfige Wiesen-Landschaft, die durch das Grundwasser beeinflusst ist und zeitweise unter Wasser steht. Benden oder auch Feuchtwiesen sind mit Gräsern, Binsen und Seggen bewachsen und sind oft historische Flurbezeichnungen. 

Weiterführende Links: 
https://www.duesseldorf-tourismus.de/dus/naturschutzgebiet-eller-forst
https://www.duesseldorf.de/stadtgruen/wald/forstrevier-sued.html