Förderpreise der Landeshauptstadt 2018: Düsseldorfer Nachwuchskünstler ausgezeichnet

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Die Förderpreisträger 2018 mit Oberbürgermeister Thomas Geisel, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und Kulturamtsleiterin Marianne Schirge; Foto: Michael Gstettenbauer

Die Preise sind mit jeweils 4.000 Euro dotiert/OB Thomas Geisel übergab die Auszeichnungen am 4. Dezember

Traditionell in der Vorweihnachtszeit zeichnet die Landeshauptstadt Düsseldorf junge talentierte Künstler mit Förderpreisen aus. Diese sind mit jeweils 4.000 Euro dotiert. Sie werden in den Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik und Literatur vergeben. Seit 1972 gibt es die Auszeichnungen. Oberbürgermeister Thomas Geisel hat die Förderpreise 2018 am Dienstagabend, 4. Dezember, im Kunstraum Düsseldorf verliehen.

Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Die Landeshauptstadt bietet jungen Künstlern sehr viele Möglichkeiten zur Entwicklung und Entfaltung. Ich denke dabei an die Kunstakademie oder die Robert-Schumann-Hochschule, an Stipendien oder andere unterstützende Programme. Die Stadt Düsseldorf leistet mit ihren Förderpreisen dabei ebenso einen Beitrag. Die Förderpreise richten sich ausdrücklich an keine arrivierten Künstler, sondern an hoffnungsvolle Talente. Sie sollen diese anspornen, ermutigen und finanziell wie auch ideell unterstützen."

Förderpreisträger 2018
Die Förderpreise für Bildende Kunst gehen 2018 an Ae Ran Kim (Medienkünstlerin) und Christoph Westermeier (Installationskünstler). Im Bereich Darstellende Kunst werden Stine Hertel (Regisseurin/Performerin) und Andrè Kaczmarczyk (Schauspieler) ausgezeichnet. Die Förderpreise für Musik erhalten Martin Tchiba (Pianist/Komponist) und Natalia Lentas (Pianistin). Im Bereich Literatur wird Tobias Steinfeld (Autor) geehrt.

Förderpreis für Bildende Kunst

Ae Ran Kim: Die Medienkünstlerin Ae Ran Kim wurde 1981 in Seoul geboren und absolvierte ihr erstes Studium an der "Korean National University of Arts". Anschließend studierte sie an der Kunstakademie Düsseldorf und beendete 2013 ihr Studium als Meisterschülerin von Professorin Katharina Grosse. Ihre Werke waren bereits in vielen internationalen und nationalen Ausstellungen zu sehen, so zum Beispiel im koreanischen Uiwang, in Detroit und auch in Düsseldorf.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Ae Ran Kims Videos und vor allem ihre Installationen veranlassen die Betrachter zu einem fast schon andächtigen Schauen und Beobachten. Einfache Erscheinungen fesseln unsere Wahrnehmung und versetzen uns aus dem Hier und Jetzt in die projizierten friedlichen Atmosphären, deren Illusionismus wir uns trotz alledem bewusst sind. Beispielsweise bestreicht die Künstlerin in einem komplett abgedunkelten Innenraum eine verschlossene Fensterfläche mit weißer Farbe, so dass dort allmählich die Videoprojektion grüner Baumkronen erscheinen kann. Der Akt der Malerei und technische Bilderzeugung werden zusammengebracht, um das Fenster zur ersehnten Idylle zu öffnen."

Christoph Westermeier: Der Installationskünstler Christoph Westermeier wurde 1984 in Köln geboren und studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, lebt und arbeitet in der Landeshauptstadt. Als Meisterschüler von Professor Christopher Williams schloss er sein Studium 2012 ab. Westermeier studierte auch am Künstlerinstitut "De Ateliers" in Amsterdam. Zuletzt konnte man seine Werke im "KIT - Kunst im Tunnel" sehen. Auch in Düsseldorfs Partnerstadt Chongqing wurden seine Arbeiten gezeigt.

Die Begründung der Jury lautet unter anderem: "[Christoph Westermeier] selbst bezeichnet sich als 'Flaneur' auf der Suche nach Bildern, wobei er seinen Blick gleichermaßen auf unscheinbare, unentdeckte Dinge wie auf bekannte Szenarien lenkt. Den Betrachter führt er dabei zu einer Passage zwischen Realität und Virtualität, zwischen Historizität und Aktualität und verschiebt dabei, teils unbemerkt, die Grenzen."

Förderpreis für Darstellende Kunst

Stine Hertel: Die Regisseurin und Performerin Stine Hertel wurde 1983 in Hamburg geboren. Zunächst belegte sie dort die Studienfächer Germanistik, Französisch und Philosophie. Im Anschluss studierte sie angewandte Theaterwissenschaften in Gießen - ihr Studium schloss sie 2012 mit einem Diplom ab. Immer wieder sucht Hertel den Austausch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern, zum Beispiel in der Gruppe "Rotterdam Presenta" oder in dem Performance-Kollektiv "LUKAS UND", das sie mitgründete. Die meisten ihrer künstlerischen Arbeiten waren auch in Düsseldorf am FFT zu sehen.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "[Stine Hertel] verfolgt […] konsequent die für ihre Arbeit zentrale Fragestellung: Wie konstituiert sich Gemeinschaft in einer die belebte wie die unbelebte Realität umgreifenden Weise? Der Theaterraum gerät aus dieser Perspektive zur Rahmung für Versuchsanordnungen, in der alle Ebenen des performativen Ereignisses nach ihrem So-Sein und zugleich nach ihrem Anders-Sein befragt werden. […] Stine Hertel zählt zu den im besten Sinne eigenwilligen Künstlerinnen- und Künstlerpersönlichkeiten ihrer Generation. Mit überzeugender Konsequenz entfaltet sie ihre radikal individuelle Handschrift."

Andrè Kaczmarczyk: Der Schauspieler André Kaczmarczyk wurde 1986 in Suhl, in Thüringen, geboren und begann bereits im Alter von neun Jahren mit dem Theaterspiel. Mit 16 Jahren gründete er eine eigene Theatergruppe. Von 2006 bis 2010 studierte er an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" im Fachbereich "Schauspiel". Im Anschluss studierte er bis zum Jahr 2012 an der Freien Universität zu Berlin im Fachbereich "Theaterwissenschaft" und "Literaturwissenschaft". Kaczmarczyks Engagements führten ihn an Berliner Häuser, nach Dresden, Potsdam und Rostock. Am Düsseldorfer Schauspielhaus ist er seit der Spielzeit 2016/2017 festes Ensemblemitglied. In den aktuellen Produktionen spielt er unter anderem den Caligula im gleichnamigen Stück, den Valentine in "Lazarus", den Titelhelden in "Fabian" und den Sandmann in dem "rockigen" Schauermärchen.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Im klassischen Repertoire ebenso wie in der Gegenwartsdramatik erweisen sich André Kaczmarczyks große Wandlungsfähigkeit und ungeheure Bühnenpräsenz als die wohl herausragenden Charakteristika seines Spiels. André Kaczmarczyk lotet virtuos die Extreme der Emotionen und Haltungen aus - und entzieht sich dabei einer vordergründigen Eindeutigkeit. Seine Rolleninterpretationen bewegen sich in einem Dazwischen; seine Präsenz zielt auf eine Verflüssigung der Grenzen. […] Die bewusste Verweigerung von Zuschreibung zeigt sich ebenfalls in der Weite seiner Tätigkeit. Neben dem Schauspiel hat Kaczmarczyk gleichermaßen in Film und Fernsehen, im Hörfunk und als Sprecher in Hörspielen sowie bei Lesungen reüssiert. Und es ist konsequent, wenn er seine künstlerische Entwicklung hin zur Musik und zum Tanz weitet, um schließlich […] auch erfolgreich als Regisseur sein künstlerisches Profil auszudifferenzieren."

Förderpreis für Musik

Martin Tchiba:  Der Pianist und Komponist Martin Tchiba wurde 1982 in Budapest geboren und lebt seit 1985 in Deutschland. Seine früheste pianistische Ausbildung erhielt er bei Karl-Heinz Kämmerling in Hannover. Nach herausragenden Erfolgen in Jugendwettbewerben studierte er bei Thomas Duis an der Musikhochschule Saarbrücken und bei Jean-Jacques Dünki an der Musikakademie Basel. Zusätzlich widmete Tchiba sich der Komposition und studierte bei Michael Denhoff in Bonn. Tchiba war bereits auf zahlreichen Konzerten im In- und Ausland zu erleben. In Düsseldorf etwa in der Tonhalle und im Robert-Schumann-Saal. Auch im Rundfunk und im Fernsehen war er zu hören und zu sehen. Er veröffentlichte bisher fünf CDs.

Die Begründung der Jury lautet unter anderem: "Der Ausnahmepianist Martin Tchiba bevölkert und belebt die Musikpodien lokal, überregional und international. Ausnahme deshalb, da er ein vorzüglicher Sachwalter der zeitgenössischen Musik ist und aus diesem künstlerischen Blickwinkel von heute das ältere historische Klavierrepertoire in einer mehr durchdrungenen, analytischen, aber zugleich hochemotionalen sowie dramatischen Art und Weise aufzuführen versteht."

Natalia Lentas: Die Pianistin Natalia Lentas wurde 1988 im polnischen Zlotoryja geboren und lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Sie studierte an der Karol-Lipiński-Musikhochschule in Breslau und an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Nach ihrem Masterabschluss 2013 setzte sie ihre Ausbildung im Studiengang "Alte Musik - Hammerklavier" bei Professor Gerald Hambitzer fort. Sie nahm an diversen Meisterkursen teil. Sie wurde mit zahlreichen Preisen und Auszeichnungen bedacht. So hat sie nacheinander alle Wettbewerbe für historische Tasteninstrumente gewonnen. Sie tritt als Solistin und Kammermusikerin in Deutschland und auf internationalen Bühnen auf. In Düsseldorf konnte man Natalia Lentas bereits in der Deutschen Oper am Rhein und im Goethe-Museum erleben.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Natalia Lentas bringt alles mit, was für eine vielversprechende Musikerinnen-Laufbahn nötig ist: Auffallend vitale Musikalität und außerordentlich präsente künstlerische Ausstrahlung auf dem Konzertpodium, hohes technisches Können, Nervenstärke, musikalische Vielseitigkeit und hellwache Aufgeschlossenheit unterschiedlichsten Perspektiven und Strömungen gegenüber - und nicht zuletzt die seltene Fähigkeit, bei aller professionell nötigen selbstkritisch-konzentrierten Arbeit an sich selbst dennoch die fragile Balance von natürlicher Bescheidenheit und künstlerischem Selbstbewusstsein zu bewahren. […] Natalia Lentas […] begreift dabei das Spiel mit und auf historischen Tasteninstrumenten nicht als museale Maßnahme, sondern als lebendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit im Hier und Jetzt."

Förderpreis für Literatur

Tobias Steinfeld: Der Autor Tobias Steinfeld wurde 1983 in Osnabrück geboren. Während seines Studiums der Kommunikationswissenschaften und Germanistik arbeitete er freiberuflich als Journalist und als Inklusionshelfer in Schulen. Steinfeld machte seinen Master in "Literatur und Medienpraxis" an der Universität Duisburg-Essen. Seit 2013 lebt er in Düsseldorf und leitet Schreibwerkstätte sowie Museums- und Hörspielworkshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Steinfeld schreibt Jugendbücher und Theaterstücke für Erwachsene. Sein Roman "Scheiße bauen: sehr gut" erschien im Februar 2018 im Thienemann-Verlag.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Tobias Steinfeld, der mit seiner Arbeit vor allem Jugendliche und junge Erwachsene anspricht, versteht es, die Leserin und den Leser durch sprachlich gelungene Dialoge und einen tabulosen - sensiblen - Umgang mit Ängsten und Vorurteilen zu berühren. Seine Wahl der geschilderten - sehr aktuellen und zeitgemäßen - Themen und seine ganz eigene, einfühlsame Art des Umgangs beruhen unter anderem auf persönlichen Lebenserfahrungen als Inklusionshelfer an Schulen. Durch die direkte und intensive Auseinandersetzung mit den Träumen und Problemen dieser Zielgruppe erreicht er eine authentische Darstellung seiner Geschichten und Charaktere."