Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

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Der Erinnerungstag wurde in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit einer stillen Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal in Derendorf begangen; Fotos: Wilfried Meyer

(V. r.) Generalkonsul Jakub Wawrzyniak, OB Dr. Stephan Keller, 1. Vizepräsidentin Carina Gödecke, Staatssekretär Jürgen Mathies, Roman Franz, Dr. Joachim Schröder, Julia Blüm, Bert Römgens, Rabbiner Vladislav Kaplan und Dr. Bastian Fleermann

Der Erinnerungstag wurde in der Landeshauptstadt Düsseldorf mit einer stillen Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal in Derendorf begangen. Vorne im Bild OB Dr. Stephan Keller

Der Erinnerungstag wurde in der Landeshauptstadt mit einer stillen Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal in Derendorf begangen

Am heutigen Donnerstag, 27. Januar, dem 77. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, begehen die internationale Staatengemeinschaft den Gedenktag für die Opfer des Holocaust und die Bundesrepublik den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.

Der Erinnerungstag wurde in der Landeshauptstadt Düsseldorf in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Staatssekretär Jürgen Mathies, in Vertretung des Ministerpräsidenten, Carina Gödecke, 1. Vizepräsidentin des Landtags NRW, in Vertretung des Landtagspräsidenten, Julia Blüm und Bert Römgens von der Jüdischen Gemeinde DüsseldorfRabbiner Vladislav Kaplan, Roman Franz, der Vorsitzende des Landesverbands Deutscher Sinti und Roma NRW, dem Doyen des Konsularischen Korps NRW, dem polnischen Generalkonsul Jakub Wawrzyniak, Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, sowie Dr. Joachim Schröder, Präsidiumsbeauftragter für den Erinnerungsort Alter Schlachthof, mit einer stillen Kranzniederlegung am Holocaust-Mahnmal in Derendorf begangen.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Auch in Corona-Zeiten stehen wir hier an diesem geschichtsträchtigen Ort und erinnern an die Opfer des Holocaust, an die Opfer des Völkermords an den Sinti und Roma und an die unzähligen Opfer aller anderen Massenverbrechen, die durch die Nationalsozialisten und deren Helfer in ganz Europa ins Werk gesetzt wurden. Wir tun dies in Düsseldorf gemeinsam und für die lebendige Erinnerung an die Ermordeten. Aber wir tun dies auch als heutiges Versprechen und aus unserer heutigen Verantwortung heraus: Antisemitismus und Rassismus, rechtsextremen Geschichtsverdrehern und Holocaust-Relativierern stehen wir als Düsseldorfer Stadtgesellschaft entschieden entgegen."

Vom Herbst 1941 bis zum September 1944 wurden die zu deportierenden Menschen in der ehemaligen Großviehhalle in Derendorf, wo heute der Erinnerungsort Alter Schlachthof verortet ist, "gesammelt", bevor sie zu Fuß zum Abtransport am Güterbahnhof Derendorf gebracht wurden. Rund 6.000 jüdische Menschen aus der gesamten Region waren hiervon betroffen, nur wenige überlebten die Ghettos, Lager und Vernichtungsstätten.

2012 wurde auf der neu gestalteten Fläche des ehemaligen Güterbahnhofs das heutige Schienenmahnmal eingeweiht. Auf einer stählernen Wand liest man die Namen der Zielorte der Deportationen: von Düsseldorf als Ausgangspunkt sind dies die Orte Theresienstadt und Litzmannstadt, Auschwitz, Riga, Minsk und Izbica. Die Namen der Zielorte sind von Rost umgeben, der für die Vergänglichkeit der Erinnerung steht. Die in Schwarz abgesetzten Namen selbst sind hingegen unauslöschlich ins Gedächtnis eingebrannt. Die original erhaltenen Eisenbahnschienen, die hölzernen Bahnschwellen im Boden und eine Informationsstele mit einem erklärenden Text bilden zusammen ein Ensemble.

Weitere Gedenkaktionen anlässlich des 27.1.
Die Mahn- und Gedenkstätte beteiligte sich an der Online-Gedenkaktion "#WeRemember" des World Jewish Congress. In den vergangenen Tagen hat das Institut über Instagram Düsseldorfer Persönlichkeiten, die sich mit Schildern mit der Aufschrift "#WeRemember" fotografieren ließen und so ein öffentliches Zeichen gegen Judenhass und Antisemitismus setzen, gepostet. Mit dabei waren unter anderem Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Bürgermeister Josef Hinkel, die Bürgermeisterinnen Clara Gerlach und Klaudia Zepuntke sowie aus der Stadtgesellschaft die Moderatorin Petra Albrecht, der Holocaust-Überlebende Herbert Rubinstein, Volker Neupert (Respekt und Mut), Henrike Tetz (Förderkreis der Gedenkstätte), Tote-Hosen-Schlagzeuger Vom Ritchie, Stephen George Ritchie, und viele andere. Die Motive sind auf dem Instagram-Kanal der Mahn- und Gedenkstätte zu finden unter mahn_und_gedenkstaettedus.

Darüber hinaus findet am heutigen Abend, 27. Januar, zum dritten Mal die Aktion "Lichter gegen Dunkelheit" statt, www.lichter-gegen-dunkelheit.de. Auch die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf wird nach Einbruch der Dunkelheit ein sichtbares Zeichen setzen und Teil dieser bundesweiten Aktion sein. Die Fenster der Mahn- und Gedenkstätte werden so farblich von innen beleuchtet. Zwischen 17 und 19 Uhr ist die Illumination an der Fassade zur Mühlenstraße zu sehen.

Auf die LED-Wand des nordrhein-westfälischen Landtags werden zudem bis zum 3. Februar zwischen 16 und 20 Uhr Namen von Holocaust-Opfern projiziert. Die Installation, die von dem Künstlerkollektiv "Urbanscreen" erstellt wurde, erinnert an die Schicksale dieser Menschen und gehört zu der Crowdsourcing-Initiative "#everynamecounts". Die Initiative "#everynamecounts" ist ein digitales Denkmal für die Opfer des Holocausts, das von den "Arolsen Archives" (Suchdienst des Internationalen Roten Kreuzes in Bad Arolsen) konzipiert wurde und nun erstmalig in Düsseldorf gezeigt wird.

Tausende von Freiwilligen helfen bereits dabei, das weltweit umfangreichste Archiv über die Opfer und Überlebenden des Nationalsozialismus zu digitalisieren und so ein gemeinsames digitales Denkmal für alle Verfolgtengruppen aufzubauen. Die Installation ruft dazu auf, mitzumachen und "#everynamecounts" zu unterstützen. Für die Präsentation am Landtag von Nordrhein Westfalen zeichnet die "Modern Media" mit ihrem Produzenten Klaus Gendrung verantwortlich. Unterstützt wird die zehntägige Veranstaltung vom Landtag NRW, der Landeshauptstadt Düsseldorf, der Mahn- und Gedenkstätte und der Düsseldorfer Bürgerstiftung DUS-illuminated.

Verschiedene Akteurinnen und Akteure haben zudem rund um den 27. Januar Gedenkaktionen im Stadtgebiet geplant. Unter anderem werden in verschiedenen Stadtteilen so zum Beispiel Stolpersteine gereinigt, zudem gibt es ein Gedenken am LSBTIQ+ Erinnerungsort.

Ein Video zu diesem Thema finden Sie im Laufe des Tages auf YouTube unter: www.youtube.com/stadtduesseldorf