"Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper" reicht Wettbewerbsbeitrag ein

| Stadtentwicklung Umwelt Verkehr Erstellt von Paulat, Volker

Steuerungskreis der Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper, (v.l.n.r.): Dr. Thomas Griebe, Stadt Duisburg; Marcus Temburg, Rhein-Kreis Neuss; Judith Litzenburger, Stadtwerke Düsseldorf; Andreas Meyer, WSW Wuppertaler Stadtwerke; Stephan Andres, Stadt Duisburg; Prof. Dr. Dirk Wittowsky, Universität Duisburg-Essen; Margit Roth, Landeshauptstadt Düsseldorf; Dr. Hanno Butsch, Becker Büttner Held Consulting; Joachim Schütte, "AIR LIQUIDE Advanced Technologies"

Die Städte Düsseldorf, Duisburg und Wuppertal haben gemeinsam mit dem Rhein-Kreis Neuss, den Stadtwerken Düsseldorf, den Wuppertaler Stadtwerken und dem Unternehmen Air Liquide eine gemeinsame Vision entwickelt, wie Wasserstoff (H2) zu Klimaschutz und regionaler Wertschöpfung in der Region beitragen kann.

Diese ist das Ergebnis eines fast zweijährigen Kooperationsprojektes. Als "Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper" will der Zusammenschluss den Einsatz von Wasserstoff in Fahrzeugen, Zügen und Schiffen vorantreiben und damit auch Vorbild für andere Industrieregionen in Deutschland und Europa sein.  

Die vier Kommunen und drei Unternehmen sind daher dem Wettbewerbsaufruf "Modellkommune/-region Wasserstoffmobilität NRW" des Ministeriums für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen gefolgt und reichten am Montag, 31. August, ihren Wettbewerbsbeitrag in Form eines Feinkonzeptes und eines Films ein. Die Konzeptentwicklung wurde durch das NRW-Wirtschaftsministerium gefördert.

"Unsere Ziele im Verkehrssektor können wir nur erreichen durch die Zusammenarbeit mit den Kommunen, zu denen wir intensive Pendler-Beziehungen haben. Die Verkehrswende muss regional gedacht werden, damit sie gelingen kann", betont der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Düsseldorf, Thomas Geisel.

Die Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Düsseldorf, Helga Stulgies, hält die Umsetzung  dieses Konzeptes für einen wichtigen Baustein zur Erreichung der Klimaziele. "Wir wollen erreichen, dass Düsseldorf schon im Jahr 2035 klimaneutral ist. Dabei kommt Wasserstoff eine Schlüsselrolle zu."

In dem Projekt wurde die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette untersucht. Daraus sind Pfade für Erzeugung, Verteilung und Anwendung von Wasserstoff im Mobilitätssektor entstanden.

Im Fokus der Erzeugung stehen die sechs Müllheizkraftwerke der Region. Ungefähr die Hälfte des dort produzierten Stroms  wird als nachwachsender Rohstoff eingestuft und daher den erneuerbaren Energien gleichgestellt. Wird mit diesem Grünstrom ein Elektrolyseur betrieben, so kann mitten in der Stadt klimaschonender Wasserstoff erzeugt werden.

"Ich bin der Überzeugung, dass Wasserstoff vor allem durch den Einsatz in schweren Fahrzeugen eine besondere Bedeutung für die Dekarbonisierung des Verkehrs haben wird. Deshalb prüfen wir intensiv, selbst in die Erzeugung von grünem Wasserstoff zu investieren", erklärt der Vorstandsvorsitzende der Stadtwerke Düsseldorf, Dr. Udo Brockmeier.

Perspektivisch soll die H2-Erzeugung um Erneuerbare-Energien-Anlagen ergänzt werden. Besonders interessant sind Sonnen- und Windenergie-Anlagen, deren garantierte Einspeisevergütung im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes nach 20 Betriebsjahren ausläuft. Um diese Anlagen weiter wirtschaftlich zu betreiben, kann die regional organisierte Produktion von Wasserstoff eine Option und Zukunftsperspektive darstellen.

Bei der Anwendung zeichnet sich ab, dass vor allem Nutzfahrzeuge, Busse und Sonderfahrzeuge, wie beispielsweise Abfallsammelfahrzeuge, für den Antrieb mit Wasserstoff geeignet sind. Der Logistiksektor weist darüber hinaus auf Straßen, Schienen und Wasserwegen hohe Potenziale auf. Damit Erzeugung und Anwendung ineinandergreifen können, bedarf es Investitionen in die Betankungsinfrastruktur und Wasserstoff-Logistik.

Außerdem wird gezeigt, wo und wie diese in der Region umgesetzt werden können. Mit dem Motto "Hier.Heute.H2" werden Projekte mit ganz unterschiedlichem Reifegrad - von der Idee bis zur Umsetzung - vorgestellt.

Mehr als 50 Unternehmen haben ihre Perspektiven, Ideen und Herausforderungen in die Erarbeitung des Feinkonzeptes eingebracht. Sie haben deutlich gemacht, dass sie einen aktiven Beitrag für das Gelingen der Verkehrswende leisten möchten.

Die öffentlichen Organisationen können und müssen somit als Beispiel für die neue Technologie vorangehen. Die ÖPNV-Unternehmen der Region tun genau dies. Bereits heute sind in der Region zehn Brennstoffzellenbusse im Einsatz. 25 weitere sind in konkreter Planung bzw. bestellt. Zudem wurde eine Allianz der Unternehmen des ÖPNV mit vier Verkehrsgesellschaften gegründet. Die Rheinbahn ist eines dieser Unternehmen. Sie bereitet gerade die Beschaffung von zehn Wasserstoff-Bussen vor.

Im Prozess der Feinskizzen-Erstellung ist deutlich geworden, wie wichtig es ist, Erzeugung, Verteilung und Anwendung zusammen zu bringen.

Die "Kompetenzregion Wasserstoff Düssel.Rhein.Wupper" zeigt für die Region neue Wege auf, die Verkehrswende mit Wasserstoff gemeinsam zu gestalten. Nur so kann eine breite Nutzung des klimafreundlichen Wasserstoffs in der Mobilität gelingen. Alle Projektpartner äußern den Wunsch, die Zusammenarbeit auch nach Abschluss des Wettbewerbes fortzusetzen.

Hintergrund

Über die unterschiedlichen Anwendungsklassen - PKW, Sprinter, leichte und schwere Nutzfahrzeuge sowie Busse - können bis 2025 knapp 1.500 Fahrzeuge mit Brennstoff-Antrieb in der Region unterwegs sein, bis 2030 rund 6.000.

Mindestens 6 Megawatt Elektrolyse-Leistung an sechs Müllheizkraftwerken bilden das Rückgrat der Wasserstoff-Erzeugung in der Region.

130 Megawatt installierte regenerative Leistung fallen bis 2030 in der Region aus der Vergütung des Erneuerbaren-Energien-Gesetz und kann über die Elektrolyse klimapolitisch und wirtschaftlich sinnvoll genutzt werden. Müllheizkraftwerke und Erneuerbare-Energien-Anlagen können bis 2030 über 5.000 Tonnen Wasserstoff im Jahr erzeugen und so über 90 Prozent des bisher in der Region nachgefragten Wasserstoffs erzeugen. Der Einsatz von Wasserstoff im Verkehrssektor hat in der Region das Potenzial, zwischen 2025 und 2035 rund 750.000 Tonnen Kohlendioxid einzusparen.