Zehn Jahre Obdach Plus

| Veranstaltungen Soziales Erstellt von Braun, Anne

Blick in den vollen Plenarsaal des Rathauses.

Das Angebot Obdach Plus richtet sich an psychisch kranke obdachlose Menschen, die häufig nicht in andere Hilfesysteme vermittelbar sind. Wie das Hilfesystem weiterentwickelt werden kann, wurde auf einer Fachtagung am Montag, 26. Juni, dikutiert.

Obdachlose Menschen werden oft von psychischen Problemen geplagt. Dazu gehören zum Beispiel Psychosen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit. Dies belegt auch die Seewolf-Studie von Professor Dr. Josef Bäuml. In der Regel werden psychisch kranke obdachlose Menschen nicht mit gängigen therapeutischen Angeboten erreicht. Deshalb müssen zusätzliche Hilfsangebote geschaffen beziehungsweise vorhandene Angebote ausgebaut werden.

Seit zehn Jahren gibt es in der Landeshauptstadt Düsseldorf das Obdach Plus. Das Angebot richtet sich an psychisch kranke obdachlose Menschen, die häufig nicht in andere Hilfesysteme vermittelbar sind. Sie leben im Obdach Plus zirka drei Jahre in eigenen Wohneinheiten und erhalten individuelle Hilfe. Insgesamt stehen 21 möblierte Appartements mit Kochzeile und eigenem Bad zur Verfügung. Eine Sozialarbeiterin der Fachstelle für Wohnungsnotfälle des Amtes für soziale Sicherung und Integration und eine Mitarbeiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes des Gesundheitsamtes übernehmen die Betreuung und organisieren erforderliche Hilfen.

Obwohl mit diesem Angebot eine Lücke im Versorgungssystem geschlossen werden konnte und die Erfahrungen optimistisch stimmen, darf das Thema Obdachlosigkeit nicht aus den Augen verloren werden.

Aus diesem Grund haben das Amt für soziale Sicherung und Integration und das Gesundheitsamt einen Fachtag am heutigen Montag, 26. Juni, organisiert. Der Fachtag soll zudem Impulse geben, wie das Obdach Plus ausgebaut werden kann. Denn die hohe Anzahl von psychiatrischen Erkrankungen bei obdachlosen Menschen macht deutlich, dass die Arbeit mit dieser Zielgruppe weiterentwickelt werden muss.

In Düsseldorf schlafen zwischen 150 und 180 Menschen dauerhaft auf der Straße oder in Notschlafstellen. Etwas über 900 Menschen leben in städtischen Notunterkünften. Im Obdach Plus wurden in den letzten zehn Jahren 50 Bewohnerinnen und Bewohner aufgenommen - bei 185 Anfragen. Aufgrund des hohen Bedarfs ist eine Ausweitung des Angebotes erforderlich. Auch müssen obdachlose Menschen nach ihrer Stabilisierung im Obdach Plus eine Perspektive auf eine für sie passende Wohnform haben. Über 160 Personen aus Wohlfahrtverbänden, aus den Fachbereichen "Obdachlosen- und Wohnungslosenhilfe", aus der "Wohnungswirtschaft", aus Sozialpsychiatrischen Diensten und psychiatrischen Fachbereichen nahmen an der heutigen Veranstaltung teil.

"Die Tatsache, dass so viele Fachkräfte aus den unterschiedlichen Bereichen die Veranstaltung besuchen, zeigt, dass die Landeshauptstadt Düsseldorf soziale Verantwortung übernimmt und sich mit dem Thema auseinandersetzt", so Stadtdirektor Burkhard Hintzsche. "Unsere gemeinsame Aufgabe und soziale Verantwortung ist es, den in Düsseldorf lebenden Obdachlosen eine Perspektive zu bieten."

Prof. Dr. Andreas Meyer-Falcke, Beigeordneter für Gesundheit, hebt hervor: "Obdach Plus ist ein gutes Beispiel dafür, wie ressortübergreifende Zusammenarbeit zum Wohle der Betroffenen, in diesem Falle der Obdachlosen, erfolgreich organisiert werden kann. Vernetzung in diesem Sinne - nicht nur zwischen städtischen Einheiten, sondern auch mit freien Trägern, Initiativen und weiteren Akteuren - bleibt eine wichtige Aufgabe, um die gesundheitliche Versorgung aller Bevölkerungsschichten auch für die Zukunft zu sichern."

Hintergrundinformation
Der Ausschuss für Gesundheit und Soziales stellte im Oktober 2006 finanzielle Mittel zur Verfügung, um das Projekt Obdach Plus zu konkretisieren und umzusetzen. Betroffenen Menschen sollte eine angemessene Wohn- und Rückzugsmöglichkeit angeboten werden, um bestehende krankheitsbedingte Auffälligkeiten sowie Krisen- und Konfliktsituationen zu verringern.

Aufgrund der guten baulichen Situation wurde die Obdachlosenunterkunft Schwabstraße (Amt für soziale Sicherung und Integration) ausgewählt und entsprechend eingerichtet.

Mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes konnte ein Kooperationspartner gefunden werden, mit dem bis heute eine fruchtbare und erfolgreiche Zusammenarbeit erfolgt.

Die unterschiedlichen Aufgabenbereiche und Fachlichkeit beider Ämter ergänzen sich und ermöglichen Synergieeffekte. Diese führen zu einem ganzheitlichen Blick auf die Problemlagen, Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohnerinnen und Bewohner, individuelle Hilfsangebote werden forciert.

Im Jahr 2015 bewarb sich das Obdach Plus um die Aufnahme in die Landesinitiative "Gesundes Land NRW" (innovative Projekte im Gesundheitswesen) und wurde dort als vorbildliches Projekt aufgenommen.