Zur Geschichte des ehemaligen Land- und Amtsgerichts

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Die neue Stele wurde von: (V. l.) Architekt Jurek M. Slapa, Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, Annette Klinke (BV1), OB Thomas Geisel und Benno Maubach (Frankonia); Foto: Melanie Zanin

Die neue Stele wurde enthüllt von (v. l.): Architekt Jurek M. Slapa, Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner, Jonges-Baas Wolfgang Rolshoven, Annette Klinke (BV1), OB Thomas Geisel und Benno Maubach (Frankonia); Foto: Melanie Zanin

Mit einer illuminierte Stele auf der Mühlenstraße wird zukünftig auf das ehemalige Gericht hingewiesen; Foto: Melanie Zanin

Mit einer illuminierte Stele auf der Mühlenstraße wird zukünftig auf das ehemalige Gericht hingewiesen; Foto: Melanie Zanin

Mit einer illuminierte Stele auf der Mühlenstraße wird zukünftig auf das ehemalige Gericht hingewiesen; Foto: Melanie Zanin

Im Gebäudeensemble des Andreas-Quartiers befanden sich bis Ende 2009 das Düsseldorfer Land- und Amtsgericht. Mit einer illuminierten Stele auf der Mühlenstraße wird zukünftig auf das ehemalige Gericht hingewiesen. Die Errichtung der Stele erfolgte auf Beschluss der Bezirksvertretung 1.

Ein Text auf der illuminierten Stele, der von der Mahn- und Gedenkstätte verfasst wurde, umreißt die bewegte Geschichte des Justizgebäudes. Oberbürgermeister Thomas Geisel, Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner und Benno Maubach, Niederlassungsleiter Düsseldorf der Frankonia Eurobau AG, die das Andreas-Quartier entwickelt und die Säule der Stadt geschenkt hat, enthüllten am Donnerstag, 9. Januar, die neue Stele.

Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Durch die Stele wird nicht nur an den ehemaligen Justizstandort an der Mühlenstraße erinnert. Mithilfe des Textes können die Menschen zudem mehr über die wechselvolle Geschichte des ehemaligen Gerichts erfahren, die fast ein ganzes Jahrhundert umspannt. Ich bin Frankonia für diese Schenkung sehr dankbar. Sie zeigt, dass das Andreas-Quartier feste Wurzeln in der Düsseldorfer Altstadt gefunden hat - und sich aller Licht- und Schattenseiten unserer bewegten Stadtgeschichte bewusst ist."

"So sehr wir uns auch über die bauliche Neunutzung des ehemaligen Justizgebäudes freuen, so wollten wir doch gleichzeitig auch den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit geben, sich auch über die Vergangenheit des Gerichts zu informieren. So verbinden wir die Gegenwart mit unserer Stadtgeschichte", sagt Bezirksbürgermeisterin Marina Spillner.

Zur Historie des ehemaligen Justizgebäudes
An der vorderen Mühlenstraße befanden sich seit dem 16. und 17. Jahrhundert überwiegend öffentliche Gebäude, die zum fürstlichen Hof der Landesherren von Jülich-Berg zählten: Hier war das erste Operngebäude der Stadt ebenso angesiedelt wie eine Reitschule oder der Alte Marstall. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein Jesuitenkolleg mit der angeschlossenen Andreas-Kirche. Im Jahre 1766 ließ der pfälzische Kurfürst Carl Theodor für seinen bergischen Statthalter ein Palais errichten, in dem später auch Herzog Wilhelm in Bayern, der französische Großherzog Joachim Murat und schließlich die preußischen Regierungspräsidenten residierten. Das Statthalterpalais wurde 1911/12 abgerissen. Nur den mittleren Haupteingang versetzte man und integrierte ihn in den Innenhof des neuen Justizgebäudes. Dort ist er bis heute erhalten. Der denkmalgeschützte vordere Bereich des ehemaligen Justizgebäudes wurde von 1913 bis 1923 nach Plänen des Architekten Felix Dechant erbaut. Die massiven Säulen, die dem vierstöckigen Justizpalast vorstehen, sowie die Reliefs und Figuren der Bildhauer Leopold Fleischhacker und Friedrich Coubillier verleihen dem ehemaligen Gerichtsgebäude einen einmaligen Charakter, der für die ganze Straßenfront prägend wirkt.

NS-Unrecht
Land- und Amtsgericht, die hier ab 1920/21 ihren Dienstbetrieb gemeinsam aufnahmen, gehörten zum Bezirk des Oberlandesgerichts Düsseldorf. Die gesamte Fertigstellung erfolgte 1923. Zwischen 1933 und 1945 wurden in den Gerichten NS-Unrechtsurteile gefällt. Hier entschieden Amtsärzte und Richter über Zwangssterilisationen von angeblich "Erbkranken", Behinderten und "Asozialen". Das Landgericht urteilte ab 1935 bei angeblicher "Rassenschande" gegen Juden. Zudem gab es Urteile gegen politische Gegner des Regimes, "Volksschädlinge" und angebliche "Berufsverbrecher". Auch wurden in Düsseldorf massenhaft Männer aufgrund ihrer Homosexualität zu langen Haftstrafen verurteilt.

NS-Prozesse in der Nachkriegszeit
In der Nachkriegszeit machte das Landgericht international vor allem als Ort von NS-Prozessen auf sich aufmerksam. Bei den Prozessen "Treblinka II" (1964/1965), "Treblinka III" (1970) und "Majdanek" (1975 bis 1981) waren ehemalige Angehörige der Kommandanturen und der SS-Wachmannschaften von Konzentrationslagern angeklagt. Das komplexe Wirtschaftsverfahren im "Mannesmann-Prozess" (2004 bis 2006), bei dem es um Prämienzahlungen bei der Übernahme von Mannesmann durch Vodafone ging, wurde weltweit wahrgenommen.

Der Umbau
Im Winter 2009/2010 war die Zeit als Justizstandort vorbei: Das Land- und Amtsgericht gab das Gesamtgebäude auf und zog in einen Neubau an die Werdener Straße im Stadtteil Oberbilk. Unter dem Namen "Andreas-Quartier" entwickelte die Frankonia ein neues Stadtviertel mit einer Mischung aus Wohnungen, Hotel, Gastronomie-, Büro- und Gewerbeflächen. 2017 wurde das Andreas-Quartier offiziell eröffnet.