Unter Giganten im Aquazoo

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Auge in Auge mit einem Giganten des Atlantiks: Hier fühlen sich die Gäste beinahe wie der Fotograf, als der Blauhai (Prionace glauca) mit diesem interagierte

Die Freitaucher Lukas Müller (l.), Dr. Jochen Reiter und Lennart Voßgätter (r.) berichteten von ihrer Azoren-Expedition im vergangenen Jahr

Eröffnung der neuen Sonderausstellung "Giganten des Atlantiks - Tauchexpedition Azoren" im Aquazoo Löbbecke Museum

Die neue Sonderausstellung "Giganten des Atlantiks - Tauchexpedition Azoren" wurde am Dienstag, 25. April, im Aquazoo Löbbecke Museum eröffnet. Zu Beginn begrüßte Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, die rund 60 geladenen Gäste zu der "Hai-Light-Ausstellung". Aquazoo-Direktor Dr. Jochen Reiter stellte danach zwei Protagonisten des Abends vor, mit denen er wohl die einschlägigsten Erlebnisse verbindet, die man unter Wasser haben kann: Die Haiforscher Lennart Voßgätter und Lukas Müller. Sie unternahmen im Sommer des vergangenen Jahres mit einem 7-köpfigen Team, darunter auch Dr. Jochen Reiter, eine spektakuläre Expedition in die Gewässer der Azoren. Aus den einzigartigen Begegnungen des Expeditionsteams mit den Giganten des Atlantiks ist schließlich die neue Sonderausstellung im Aquazoo entstanden.

Die vulkanische Inselgruppe mitten im Atlantik lässt nährstoffreiches Tiefenwasser an die Meeresoberfläche driften und bietet Lebensgrundlage für etliche Meeresbewohner, unter anderem große Rochen, pfeilschnelle Haie und tieftauchende Wale. In seinem Impulsvortrag stellte Lennart Voßgätter die Besonderheiten der Inseln, die sich aus dem Mittelatlantischen Rücken erheben, und deren Bedeutung als Hotspot der Artenvielfalt vor. Expeditionsleiter Lukas Müller ging im Anschluss auf die außergewöhnlichen Begegnungen mit Zügeldelfinen (Stenella frontalis), seltenen Schwarzen Schwertwalen (Pseudorca crassidens) und tonnenschweren Pottwalen (Physeter macrocephalus), auf die das Team während der Expedition traf, ein. 

Um den Tieren unter Wasser so nah wie möglich zu kommen und diese nicht durch ein geräuschvolles Gerät und Luftblasen zu verschrecken, haben Lukas Müller, Lennart Voßgätter und Dr. Jochen Reiter hier auf Apnoetauchen gesetzt, sie haben also mit nur einem Atemzug mehrere Minuten unter Wasser verbracht. In einer Gesprächsrunde stellten sie ihr Equipment vor, denn Tauchanzug, Maske, Schnorchel und Flossen unterscheiden sich deutlich von der Ausrüstung des sogenannten Flaschentauchens. Durch die Nähe zu den Tieren, so berichtete Lukas Müller, habe eine Gruppe Pottwale nicht nur dessen direkte Anwesenheit akzeptiert, sondern auch die Kommunikation mit dem Taucher aufgenommen. Eine derart intensive Begegnung und Interaktion mit den Giganten der Meere hatte selbst der Haiforscher, der nahezu auf der ganzen Welt getaucht ist, noch nicht erlebt.

Jochen Reiter, der über seine persönliche Evolution des Freitauchens berichtet, verdeutlicht auch, welche physischen und kognitiven Herausforderungen diese Tauchvariante mit sich bringt und welche Gefahren sie birgt, denn nur ein Fehler unter Wasser nach diesem einen Atemzug kann tragische Folgen haben. Die Sicherung der Taucher ist daher elementar. Um sich vor der "Portugiesische Galeere" zu schützen, mussten die Teammitglieder gut zusammenarbeiten, um sich mit Signalrufen gegenseitig vor dem höchst giftigen Tier warnen zu können. Diese Staatsqualle kann in großen Teppichen aus etlichen Individuen auftauchen, die alle mehr als 30 Meter lange Tentakel besitzen, deren Nesselgift direkt auf die Nervenzellen wirkt – für einen Taucher unter Wasser eine große Gefahr!

Auch eine der Unterwasserkameras, die während der gesamten Forschungsexpedition im Einsatz waren, wurde während der Vernissage vorgestellt. Ziel der Reise war immer auch, einem breiten Publikum die atemberaubende Unterwasserwelt näherzubringen und einmal mehr Anlass zu geben, diese fantastischen Lebensräume und die Tiere, die in ihnen leben, zu schützen. Die Azoren-Expedition und deren Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, Meeresschutzgebiete zu stärken. Das Ocean Wildlife Project (https://www.oceanwildlifeproject.org/), das die Haiforscher ins Leben gerufen haben und das auch durch den in diesem Frühjahr im Aquazoo eingeführten Artenschutzeuro unterstützt werden wird, ermöglicht eine umfassende Grundlagenforschung sowie einen nachhaltigen Schutz der Wildtiere des Ozeans. 

Bei der abschließenden Präsentation der Sonderausstellung staunten die Gäste über die spektakulärsten Aufnahmen der Expedition und konnten ins Gespräch mit den Expeditionsteilnehmern kommen.

Die Sonderausstellung "Giganten des Atlantiks – Tauchexpedition Azoren" wurde mit Hilfe des Aquazoo-Freundeskreises realisiert und ist noch bis Dienstag, 5. September, im Aquazoo Löbbecke Museum, Kaiserswerther Straße 380, zu sehen. Die Fotomotive werden zum Ende der Ausstellung zu Gunsten des Ocean Wildlife Project versteigert. Hinweise dazu befinden sich in der Ausstellung.