Banned in Hollywood - Robert Altman zum 100. Geburtstag
| News Sammlung - Amt 41-214
Robert Altman (1925-2006) war einer der innovativsten und einflussreichsten Regisseure des US-amerikanischen Kinos, dessen Werk sich über mehrere Jahrzehnte erstreckt und in seiner stilistischen wie thematischen Vielseitigkeit seinesgleichen sucht. Die Filmreihe „Banned in Hollywood“ präsentiert eine Auswahl von Altmans Filmen, die sein Talent, Genres neu zu definieren und konventionelle Erzählstrukturen zu durchbrechen, unter Beweis stellen. Vom bitteren Antikriegsfilm M.A.S.H. über den düsteren Anti-Western MCCABE & MRS. MILLER bis zu komplexen Ensemblewerken wie SHORT CUTS und der Hollywood-Satire THE PLAYER zeigt die Reihe, wie Altman es verstand, immer wieder neue filmische Wege zu beschreiten.
Altman war nicht nur ein kreativer Freigeist, sondern auch ein kritischer Beobachter der US-amerikanischen Gesellschaft und ihrer Institutionen. Sein Verhältnis zum Studiosystem Hollywoods war geprägt von einer Mischung aus Kooperation und subversiver Distanz. Obwohl er mit großen Studios arbeitete, um seine Projekte zu realisieren, stand Altman stets am Rande des kommerziellen Mainstreams. Zu untypisch waren seine unkonventionelle Erzählweise, seine komplexen Figuren und seine häufig zynische Darstellung der US-amerikanischen Gesellschaft. Besonders nach dem kommerziellen Misserfolg von POPEYE (1980) distanzierte sich Hollywood von Altman, was faktisch einer Verbannung gleichkam. Mit Filmen wie THE PLAYER, in dem er die Oberflächlichkeit und Korruption der Filmindustrie scharf kritisiert, machte er deutlich, wie sehr er sich auch selbst den Zwängen des Systems entzog und seine künstlerische Freiheit bewahrte.
Diese Filmreihe lädt dazu ein, Robert Altman als einen Filmemacher zu entdecken, der sich nie in eine Schublade stecken ließ. Ob Satire, Western, Krimi oder Drama – Altman sprengte die Grenzen des Genres. Seine Fähigkeit, mit einem scharfen, oft ironischen Blick das menschliche Verhalten zu sezieren und gleichzeitig die Mechanismen der Filmindustrie zu hinterfragen, macht ihn zu einem der bedeutendsten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Die Reihe zeigt nicht nur Altmans Vielseitigkeit, sondern auch seinen Mut, sich den Erwartungen Hollywoods zu widersetzen und seine eigene, unverwechselbare filmische Sprache zu entwickeln.
Das Programm:
SA 1.2. 18.30 Uhr | SA 8.2. 20.15 Uhr
M.A.S.H.
USA 1970 · 116 min · OmU · digitalDCP · FSK 16 · R: Robert Altman · B: Ring Lardner Jr. nach einer Vorlage von Richard Hooker · K: Harold E. Stine · D: Donald Sutherland, Elliott Gould, Tom Skerritt, Robert Duvall u. a.
Robert Altmans schwarzhumorige Satire M.A.S.H. ist ein Klassiker des Antikriegsfilms. Vor dem Hintergrund des Koreakriegs erzählt der Film von einem mobilen Feldlazarett, in dem drei unkonventionelle Chirurgen mit zynischem Humor und absurden Streichen gegen den Wahnsinn des Krieges ankämpfen. Altmans scharfsinnige Beobachtung der Absurditäten militärischer Strukturen und seine brillanten Ensemble-Szenen haben M.A.S.H. zu einem Meisterwerk der New-Hollywood-Ära gemacht, das auch heute noch nichts von seiner provokanten Wirkung eingebüßt hat. Ein Film, der seine Zeitgenoss*innen mit bitterem Witz und satirischem Scharfsinn herausforderte – und bis heute prägt.
SA 1.2. 20.45 Uhr | SO 9.2. 17 Uhr
MCCABE & MRS. MILLER
USA 1971 · 121 min · OF · digitalDCP · FSK 16 · R: Robert Altman · B: Robert Altman, Brian McKay · K: Vilmos Zsigmond · D: Warren Beatty, Julie Christie, René Auberjonois u. a.
Mit MCCABE & MRS. MILLER schuf Robert Altman einen Anti-Western, der das Genre in eine völlig neue Richtung lenkte. Der Film erzählt die Geschichte von John McCabe, einem Glücksspieler, der in einer abgelegenen Bergbaustadt ein Bordell eröffnet, und der Geschäftsfrau Constance Miller, die sich ihm als Partnerin anschließt. Doch das aufstrebende Unternehmen gerät ins Visier einer skrupellosen Minengesellschaft. Altman bricht mit den gängigen Western-Konventionen, indem er eine realistische, melancholische Atmo sphäre schafft, die durch die exzellenten Bilder von Kameramann Vilmos Zsigmond und Leonard Cohens eindringlicher Musik unterstützt wird. MCCABE & MRS. MILLER ist ein faszinierendes, tiefgründiges Werk, das den „amerikanischen Traum“ von Aufstieg und Erfolg in Frage stellt. Altmans subtiler Erzählstil, die langsame Entfaltung der Charaktere und die düstere, winterliche Kulisse verleihen dem Film eine eindringliche Qualität. Der Film ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Altman mit Genre-Erwartungen spielt und sie gleichzeitig dekonstruiert. MCCABE & MRS. MILLER gilt heute als Klassiker und als ein Werk, das das Western-Genre nachhaltig verändert hat.
SA 8.2. 18 Uhr | SO 23.2. 15.30 Uhr
3 WOMEN · DREI FRAUEN USA 1977 · 124 min · OF · digitalDCP · FSK 12 · R/B: Robert Altman · K: Charles Rosher jr. · D: Shelley Duvall, Sissy Spacek, Janice Rule u. a.
Robert Altman entführt die Zuschauer*innen in eine surrealistische Traumwelt, die ebenso mysteriös wie hypnotisch ist. 3 WOMEN erzählt die Geschichte von drei Frauen in einer kalifornischen Wüstenstadt, deren Identitäten auf unheimliche Weise miteinander verschmelzen. Shelley Duvall und Sissy Spacek brillieren als ungleiche Kolleginnen einer Rehabilitationsklinik, deren Beziehung eine unheimliche Wendung nimmt. In kunstvoll komponierten Bildern und mit subtilen Andeutungen entfaltet Altman ein psychologisches Drama, das tief in die Psyche seiner Protagonistinnen eintaucht. 3 WOMEN ist ein atmosphärisch dichter Film, der sich zwischen Realität und Illusion bewegt und Altmans Ruf als meisterhafter Erzähler komplexer, ambivalenter Geschichten untermauert. Ein filmisches Rätsel, das lange nachwirkt.
MI 19.2. 20 Uhr | SO 23.2. 18 Uhr
THE PLAYER
USA 1992 · 117 min · DF · 35mm · FSK 16 R: Robert Altman · B: Michael Tolkin · K: Jean Lepine · D: Tim Robbins, Greta Scacchi, Fred Ward, Whoopi Goldberg u. a.
Mit THE PLAYER liefert Robert Altman eine scharfzüngige Satire auf das Hollywood der frühen 1990er-Jahre, die gleichermaßen als Kriminalfilm und als zynische Abrechnung mit der Filmindustrie funktioniert. Tim Robbins glänzt in der Rolle des kaltschnäuzigen Studio-Managers Griffin Mill, der nach der anonymen Bedrohung durch einen verschmähten Drehbuchautor nicht nur um seine Karriere, sondern auch um sein Leben fürchten muss. Altmans pointierte Inszenierung und sein typischer Ensemble-Stil machen THE PLAYER zu einem unterhaltsamen, aber auch tiefgründigen Film über Macht, Gier und die Moral in der Traumfabrik. Der Film überzeugt durch seine bissigen Dialoge, zahlreiche Cameo-Auftritte von Hollywood-Größen und die meisterhafte Verknüpfung von Film-im-Film-Elementen. THE PLAYER ist zugleich Hommage und Anklage; ein Werk, das die Mechanismen und Oberflächlichkeit des Filmgeschäfts entlarvt und dabei immer wieder mit den Erwartungen des Publikums spielt. Robert Altman gelingt es, mit scharfem Blick und viel schwarzem Humor die Widersprüche der Traumfabrik aufzuzeigen.
FR 28.2. 19 Uhr
SHORT CUTS
USA 1993 · 187 min · DF · 35mm · FSK 16 · R: Robert Altman · B: Robert Altman, Frank Barhydt nach einer Vorlage von Raymond Carver · K: Walt Lloyd · D: Andie MacDowell, Bruce Davison, Jack Lemmon, Julianne Moore u. a.
Das monumentale Porträt des modernen Lebens in Los Angeles verwebt kunstvoll die Geschichten von 22 Charakteren. Basierend auf den Kurzgeschichten von Raymond Carver, zeichnet der Film ein vielschichtiges Bild von Alltagsdramen, kleinen und großen Katas trophen, die das Leben seiner Figuren bestimmen. Altmans markanter Stil – geprägt von langen Einstellungen, parallelen Handlungssträngen und einem herausragenden Ensemble – lässt eine faszinierende Collage entstehen, die die scheinbare Banalität des Alltags in eine ergreifende Reflexion über das menschliche Dasein verwandelt. SHORT CUTS besticht durch seinen scharfsinnigen Blick auf die komplexen, oft unbemerkten Verbindungen zwischen den Menschen und ihren Schicksalen. Der Film ist ein dichtes Werk, das die Tragik und Komik des Lebens in all ihren Facetten einfängt. Mit seinem Gespür für Details und seinem unbestechlichen Realismus schafft Altman eine atmosphärische Konsistenz, die das Publikum tief in die Gefühlswelten seiner Figuren eintauchen lässt – ein Meisterwerk der Ensemble-Regie.