Marlene Dietrich - Becoming a Legend
| News Sammlung - Amt 41-214
Marlene Dietrich, eine der großen Ikonen der Filmgeschichte, begann ihre Karriere inmitten des Glanzes und der wilden Kreativität des Berlins der 1920er-Jahre, einer Stadt voller künstlerischer Aufbruchsstimmung. Ihre ersten Rollen waren unscheinbar, doch ihre Präsenz strahlte bereits eine subtile Magie aus. Sie trat in Stummfilmen und auf Theaterbühnen auf, darunter auch gemeinsam mit Harry Piel, dem „Dynamit-Regisseur“. In der Komödie SEIN GRÖSSTER BLUFF (1927) spielte sie an seiner Seite und zeigte erste Ansätze jener Ausstrahlung, die später ein Millionenpublikum fesseln sollte. Schon in diesem heiteren Werk schien die Kamera eine besondere Anziehungskraft in ihr zu spüren, als ob sie ihr Potenzial vorhersah.
Mit DER BLAUE ENGEL (1930) verstärkte sich diese Leinwandpräsenz, um ein Vielfaches. Unter der Regie von Josef von Sternberg wurde Dietrich als Lola Lola zur Verführerin auf der Leinwand. Ihre rauchige Stimme und erotische Ausstrahlung machten sie über Nacht zur internationalen Berühmtheit. Von Sternberg selbst sagte über sie: „Ich habe sie entdeckt, aber niemand kann behaupten, sie geschaffen zu haben. Sie war bereits vollkommen, als wir uns trafen.“ Die Kritiken waren nicht minder begeistert. Die Variety nannte sie „eine Sensation ersten Ranges“, und Zuschauer*innen in ganz Europa verfielen ihrer Mischung aus Sinnlichkeit und Selbstbewusstsein. Sie wurde zum Symbol einer neuen, emanzipierten Weiblichkeit, deren Charisma die Leinwand überstrahlte. Dietrichs Wechsel nach Hollywood begann mit MOROCCO (1930), wo sie erneut mit von Sternberg zusammenarbeitete. Gemeinsam schufen sie eine Reihe unvergesslicher Filme, darunter SHANGHAI EXPRESS (1932), BLONDE VENUS (1932) und THE SCARLET EMPRESS (1934). In diesen Werken inszenierte von Sternberg Dietrich als mystische, beinahe überirdische Erscheinung. Seine Lichtführung und Bildkompositionen verstärkten ihre Aura von Eleganz, Stärke und Geheimnis. „Sie war Magie“, schrieb der britische Schriftsteller Graham Greene später, „eine echte und zugleich unerreichbare Frau.“ Doch Marlene Dietrich sah ihre Anfänge eher nüchtern. „Ich begann als Model und spielte in Filmen, weil es gut bezahlt wurde. Ich hätte nie gedacht, dass ich so lange in diesem Geschäft bleiben würde“, erklärte sie einmal. Ihre pragmatische Einstellung kontrastierte mit der Kunstfertigkeit, mit der sie ihre Karriere formte und ihre Leinwandfiguren zum Leben erweckte.
Von Piels actionreicher Komödie bis zu von Sternbergs erhabenen Bildwelten zeigt die Filmreihe Dietrichs Werdegang von ihren frühen Jahren, die eine Zeit der Experimente waren, bis hin zu jenen bekannten Filmen, die endgültig ihre Strahlkraft sichtbar werden ließen.
FR 14.3. 20 Uhr
CAFÉ ELEKTRIC
A 1927 · 78 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 · R: Gustav Ucicky · B: Jacques Bachrach · K: Hans Androschin · D: Willy Forst, Marlene Dietrich, Fritz Alberti, Igo Sym, Anny Coty u. a.
Im flackernden Licht der Wiener Stummfilmzeit ist CAFÉ ELEKTRIC ein Schlüsselwerk im frühen Schaffen von Marlene Dietrich. Unter der Regie von Gustav Ucicky entfaltet sich eine Geschichte urbaner Bohème, in der Liebe, Intrigen und Ambitionen in einem rauchigen Café zusammentreffen. Dietrich, damals eine aufstrebende Schauspielerin, bannt die Zuschauer*innen mit ihrer sinnlichen Ausstrahlung und unverkennbaren Eleganz. Sie verkörpert Erni, eine charmante und undurchsichtige Gesellschaftsdame, verstrickt in ein Netz aus Verlockung und Intrige. Während die Handlung von der Vitalität des Europas der Zwischenkriegszeit geprägt ist, überstrahlt Dietrich sie mit ihrer Präsenz, ihr rätselhafter Blick deutet auf unergründliche Tiefen hin. Mit CAFÉ ELEKTRIC zeigt Dietrich erstmals die außergewöhnliche Leinwandpräsenz, die sie von ihren Zeitgenossinnen abhob. Der Film markiert einen frühen Höhepunkt ihrer Arbeit und verschafft wertvolle Aufmerksamkeit. Noch steht sie am Anfang ihrer Laufbahn, doch ihre Anziehungskraft lässt bereits erahnen, dass ihr größere Rollen und eine bedeutende Karriere folgen werden.
Günter A. Buchwald (Freiburg im Breisgau) begleitet am Klavier und mit der Violine.Präsentiert wird die jüngste Restaurierung des Films durch das Filmarchiv Austria.
Im Anschluss wird das Kinofoyer zum Café Elektric und das Filmmuseum lädt zu einem Glas Sekt.
FR 28.3. 20 Uhr | SO 30.3. 17.30 Uhr
MOROCCO · MAROKKO
USA 1930 · 88 min · OmU · digitalHD · FSK 12 · R: Josef von Sternberg · B: Jules Furthman · K: Lee Games · D: Marlene Dietrich, Gary Cooper, Adolphe Menjou, Ullrich Haupt, Francis McDonald u. a.
Marokko – ein Staat, ein Sehnsuchtsort, vor allem aber ein Film: eine Geschichte von Liebe, Sehnsucht und Opfer, eingebettet in die exotische Kulisse der nordafrikanischen Wüste, gefeiert für seine visuelle Eleganz und von Sternbergs charakteristisches Spiel aus Licht und Schatten. Im Zentrum der Handlung steht Marlene Dietrich als Amy Jolly, eine desillusionierte Kabarettsängerin, die sich auf eine leidenschaftliche, aber komplizierte Affäre mit Tom Brown, einem Soldaten der Fremdenlegion, einlässt. Dietrichs Darstellung ist fesselnd – sie strahlt Raffinesse und Verletzlichkeit aus und erschafft eine Figur, die zugleich weltgewandt und zutiefst romantisch ist. Ihr ikonischer Moment im Smoking, während sie „Quand l‘amour meurt“ singt, verkörpert Selbstbewusstsein und durchbricht Geschlechternormen, wodurch sie ihren Status als wegweisender Star festigt. Gary Cooper bringt seinen typischen Charme in die Rolle des Tom ein, eines Mannes, der zwischen Pflicht und Verlangen hin- und hergerissen ist. Seine stille Intensität ergänzt Dietrichs magnetische Präsenz und schafft eine Chemie, die zurückhaltend, aber zutiefst bewegend ist.
SA 5.4. 18.30 Uhr Premiere der restaurierten Fassung
SEIN GRÖSSTER BLUFF
D 1927 · 108 min · dt. Zwischentitel · digitalDCP · ab 18 · R: Harry Piel · B: Henrik Galeen, Harry Piel · K: Georg Muschner, Gotthardt Wolf · D: Harry Piel, Lotte Lorring, Toni Tetzlaff, Albert Paulig, Fritz Greiner, Marlene Dietrich u. a.
Der renommierte Juwelenkenner Henry Devall soll im Auftrag seiner Firma besonders kostbaren Schmuck nach Nizza bringen. In Folge einer Zeitungsmeldung treten Pariser Ganoven in Aktion, doch die Halbweltdame Yvette – Marlene Dietrich – kommt ihren Gegenspielern zuvor. Mit einem verführerischen Auftritt kann sie ihnen die Preziosen abluchsen und sich damit nach Nizza absetzen, doch der Schwindel fliegt auf. Eine temporeiche Verfolgungsjagd in den engen Serpentinenstraßen an der Riviera ist nicht die einzige Sensation, mit der die Jagd nach den Diamanten ihren Lauf nimmt... Dynamit-Regisseur Harry Piel beweist in SEIN GRÖSSTER BLUFF nicht nur sein eigenes schauspielerisches Können in einer Doppelrolle. Er weiß um die Wirkung von Marlene Dietrich, setzt sie gekonnt in Szene und trägt mit dem Erfolg des Films wesentlich zu ihrem Aufstieg zum Star bei. Nicht zuletzt das Drehbuch von NOSFERATU-Autor Henrik Galeen, mit dem Piel mehrfach zusammengearbeitet hat, gibt dem Film einen zusätzlichen Reiz und eine ganz besondere Note.
Günter A. Buchwald (Freiburg im Breisgau) begleitet am Klavier und mit der Violine.
Einführung: Andreas Thein (Filmmuseum)
SA 19.4. 20.45 Uhr | MO 21.4. 17 Uhr
SHANGHAI EXPRESS
USA 1932 · 80 min · OmU · digitalHD · FSK 12 · R: Josef von Sternberg · B: Jules Furthman · K: Lee Games · D: Marlene Dietrich, Clive Brook, Anna May Wong, Warner Oland, Eugene Pallette u. a.
SHANGHAI EXPRESS ist ein visuelles und emotionales Meisterwerk, das an Bord eines Zuges spielt, der durch das politisch aufgewühlte China der 1930er-Jahre fährt. Berühmt für seine prächtige Bildsprache, nutzt der Film Licht und Schatten, um eine faszinierendgeheimnisvolle Atmosphäre zu schaffen. Im Mittelpunkt steht Marlene Dietrich als Shanghai Lily, eine elegante und rätselhafte Kurtisane mit mysteriöser Vergangenheit. Dietrichs Darstellung ist fesselnd – sie verbindet Raffinesse, Scharfsinn und Verletzlichkeit und dominiert jede Szene mit ihrer unvergleichlichen Ausstrahlung. Ebenso unvergesslich ist Anna May Wong als Hui Fei, eine Mitreisende, die mit stiller Stärke und großer Würde beeindruckt. Zusammen verleihen Dietrich und Wong SHANGHAI EXPRESS eine emotionale und kulturelle Resonanz, die über das Offensichtliche hinausgeht. Gleichzeitig thematisiert die Geschichte gesellschaftliche Moralvorstellungen und persönliche Erlösung. Diese perfekte Symbiose aus Stil, Tiefe und Starpower macht SHANGHAI EXPRESS zu einem Klassiker, der das goldene Zeitalter Hollywoods nachhaltig geprägt hat.
SO 20.4. 19 Uhr | FR 25.4. 20.45 Uhr
DESTRY RIDES AGAIN · DER GROSSE BLUFF
USA 1939 · 94 min · OmU · digitalHD · FSK 16 · R: George Marshall
B: Henry Myers, Gertrude Purcell · K: Hal Mohr · D: Marlene Dietrich, James Stewart, Charles Winninger, Brian Donlevy, Mischa Auer u. a.
DESTRY RIDES AGAIN erzählt die Geschichte von James Stewart als Tom Destry, einem unscheinbaren, aber cleveren Hilfssheriff, der mit Witz und Strategie statt mit Gewalt für Gerechtigkeit in einer gesetzlosen Stadt sorgt – und erweitert so das zeitgenössische Western-Genre auf unkonventionelle Weise, indem Humor, Romantik und starke, facettenreiche Charaktere integriert werden. Marlene Dietrich spielt Frenchy, die verführerische Saloon-Sängerin, hinter deren raue Schale sich ein großes Herz verbirgt. Dietrich ist in dieser Rolle unvergesslich und verbindet Humor, Stärke und Verletzlichkeit. Ihre energiegeladene Darbietung von „See What the Boys in the Back Room Will Have“ wurde zu einem ihrer Markenzeichen und zeigt ihre Fähigkeit, sowohl die Leinwand als auch die Bühne zu dominieren. James Stewart verkörpert Destry mit seiner typischen Mischung aus zurückhaltendem Charme und unterschwelliger Entschlossenheit. Seine ruhige, intelligente Art bietet einen gelungenen Kontrast zu Frenchys leidenschaftlicher und impulsiver Persönlichkeit, wodurch die Dynamik zwischen beiden Figuren den Film trägt.