Fotografische Ausstellungen in Düsseldorf

Aktuell

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Size Matters. Größe in der Fotografie

  • Installationsansicht „Size Matters. Größe in der Fotografie“, Kunstpalast, 2024, Foto: © Landeshauptstadt Düsseldorf, Stephan Macháč
  • 01.02. – 20.05.2024
  • Kunstpalast
  • Künstler*innen: Bernd und Hilla Becher, Kristleifur Björnsson, Karl Blossfeldt, Georg Böttger, Katt Both, Renata Bracksieck, Natalie Czech, Jan Dibbets, Josef Maria Eder und Eduard Valenta, Leonard Elfert, Claudia Fährenkemper, Hanna Josing, Alex Grein, Andreas Gursky, Franz Hanfstaengl, Erik Kessels, Heinrich Koch, Jochen Lempert, Rosa Menkman, Duane Michals, Joanna Nencek, Floris M. Neusüss, Georg Pahl, Trevor Paglen, W. Paulcker, Sigmar Polke, Seth Price, Timm Rautert, Amanda Ross-Ho, Evan Roth, Thomas Ruff, August Sander, Adrian Sauer, Morgaine Schäfer, Hugo Schmölz, Karl-Hugo Schmölz, Katharina Sieverding, Kathrin Sonntag, Lucia Sotnikova, Simon Starling, Clare Strand, Carl Strüwe, Andrzej Steinbach, Julius Stinde, Anna Stüdeli, Wolfgang Tillmans, Moritz Wegwerth, René Zuber

Alles verändert sich, wenn in Bildwelten am Größenregler gedreht wird: Dinge werden hervorgehoben, aus dem Zusammenhang gerissen, überhöht und umgedeutet. Sie rücken nah heran, werden studierbar, oder verschwimmen vor den Augen.
Die Ausstellung beleuchtet den erheblichen und oft unbemerkten Bedeutungswandel, der mit Größenverschiebungen in der Fotografie einhergeht. Von allen Medien vermag sie am einfachsten ihren Umfang zu ändern, kann leichtfüßig zum Großbild auf der Museumswand anwachsen aber auch zum Thumbnail auf dem Handyscreen schrumpfen. Sie schafft Miniaturen der Welt, kann die Dinge aber ebenso lebens- und überlebensgroß zeigen und Unsichtbares sichtbar machen.
Die Schau demonstriert, dass gerade die dimensionale Beweglichkeit dem Medium Wirksamkeit in kulturellen, sozialen und politischen Kontexten verleiht. Werke vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart werfen Fragen nach den Konsequenzen von Größe für die Wahrnehmung und den Umgang mit fotografischen Bildern auf. Ausgangspunkt ist die Sammlung des Kunstpalastes, nationale und internationale Leihgaben ergänzen die Werkauswahl. Kuratorin: Linda Conze, Leitung Fotosammlung Kunstpalast

www.kunstpalast.de/de/event/size-matters

 


LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS?

  • Lynn Hershman Leeson, Reach, 1986, Fotografie; Silbergelatinedruck, 80 x 61 cm, Teil der Serie Phantom Limbs, 1985–90.
  • Julia Stoschek Foundation
  • 11.04. – 02.02.2025
  • Eröffnung: 9. April, 18–22 Uhr

Die Julia Stoschek Foundation freut sich, mit LYNN HERSHMAN LEESON: ARE OUR EYES TARGETS? die erste Einzelausstellung der renommierten Medienkunst-Pionierin in Düsseldorf zu zeigen. Die Ausstellung erstreckt sich über die gesamte zweite Etage der JSF Düsseldorf und präsentiert Videos, Fotocollagen sowie interaktive und Mixed-Media-Installationen, die einen Einblick in die bahnbrechende Praxis der Künstlerin geben.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die epochale Sechs-Kanal-Videoinstallation „The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019“ (1984–2019), die ihr vierzigjähriges Jubiläum feiert. In dem Werk setzt sich die Künstlerin mit persönlichen Erfahrungen von Missbrauch und Krankheit sowie mit der Beziehung zwischen Technologie und Individuum auseinander. Gleichzeitig zieht sie immer wieder Bezüge zur Lage der Weltpolitik. Indem wir als Betrachter*innen zwischen verschiedenen Zeiträumen und Perspektiven hin und her springen, entdecken wir mehrere, manchmal widersprüchliche Persönlichkeiten der Künstlerin. Diese Identitäten, die uns zu entgleiten scheinen, drängen uns die Frage auf, wie viel von dem, was wir auf unseren Bildschirmen sehen, der Wahrheit entspricht. Sie offenbaren eine Kluft zwischen der Realität und unserem medialen Bild von ihr. Mit Blick auf die gegenwärtige Medienlandschaft erscheint Hershman Leesons Werk wichtiger denn je.

Seit den 1960er-Jahren prägt Lynn Hershman Leeson die künstlerischen Diskurse über Performance, Interaktivität, Cyborgs, Überwachung, künstliche Intelligenz und Biogenetik. Ihre Arbeit hat nachfolgende Generationen geprägt. Sie hat mit den bedeutendsten Wissenschaftler*innen unserer Zeit zusammengearbeitet und einen komplexen Dialog zwischen Kunst und Wissenschaft angestoßen. Als Professorin und Kritikerin hat Hershman Leeson ausführlich zu Themen aus Kunst, Medien und Politik publiziert. Zwischen 1974 und 1978 beauftragte sie im Rahmen des Floating Museum mehr als 300 Künstler*innen damit, ihre Kunstwerke an öffentlichen Orten auszustellen. Dieses temporäre Museum wurde als Plattform von ihr gegründet, um Künstler*innen zu unterstützen, deren Arbeiten zu dieser Zeit nicht in den traditionellen Institutionen gezeigt wurden. Hershman Leeson ist zudem Regisseurin und hat sechs Spielfilme und Dokumentationen veröffentlicht. Einige dieser Filme werden im Begleitprogramm zur Ausstellung in der JSF Düsseldorf gezeigt, unter anderem „Conceiving Ada“ (1998), „Teknolust“ (2002) und „!Women Art Revolution“ (2010).

  • Kuratorin: Lisa Long
  • Assistenzkuratorin: Line Ajan

jsfoundation.art/exhibitions/lynn-hershman-leeson

 


ONLY LOVERS LEFT

  • Installationsansicht, ONLY LOVERS LEFT. Margarete Jakschik und Friedrich Kunath. Kunsthalle Düsseldorf 2024. © Foto: Thomas Köster / KunstArztPraxis
  • Kunsthalle Düsseldorf
  • bis 09.06.2024
  • Künstler*innen: Margarete Jakschik, Friedrich Kunath

In der ersten gemeinsamen Ausstellung von Margarete Jakschik und Friedrich Kunath wird die Kunsthalle Düsseldorf zu einem Ort der Weltversunkenheit, Reflexion und Melancholie. Unter dem Titel Only Lovers Left – eine Anspielung auf Jim Jarmuschs Film Only Lovers Left Alive aus dem Jahr 2013 – zeigt die Ausstellung Fotografien, Gemälde und Installationen der beiden Künstler*innen. Dabei werden sowohl ihre unterschiedlichen ästhetischen Positionen als auch ihre Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt gerückt.

Kunath wurde in Chemnitz geboren und wuchs in Ost-Berlin auf, während Jakschik in Polen geboren wurde und im Alter von sechs Jahren nach Deutschland zog. Gemeinsam wanderte das Paar 2007 Richtung Westen nach Los Angeles aus. In ihren Reisen ins Innere und Äußere greifen Jakschik und Kunath das Vermächtnis der deutschen Romantik auf und enträtseln dabei deren konzeptionelle Ironie und klischeebehafteten Sehnsuchtsmotive: Einsame Gestalten, traumhafte Sonnenuntergänge und verschlungene Wege finden sich in ihren melancholischen Kompositionen, kombiniert mit einer eindeutig US-amerikanischen Bildsprache und ständigen Referenzen an die Popkultur. Mit anderen Worten: Die Romantik wird fest in die Gegenwart geholt. Das Ergebnis bewegt sich zwischen Ironie und Aufrichtigkeit, Euphorie und Melancholie. In ihrem Kern scheinen die vertrauten Landschaften und Alltagsgegenstände eine Sehnsucht nach einer unwiederbringlichen Vergangenheit zu beherbergen und fangen die Vergänglichkeit und Zeitlosigkeit des Lebens mit einer zugleich spielerischen und poetischen Haltung ein.

Die Ausstellung wird kuratiert von Gregor Jansen und Alicia Holthausen in enger Zusammenarbeit mit Margarete Jakschik und Friedrich Kunath.

www.kunsthalle-duesseldorf.de/ausstellungen/onlyloversleft

 


DIGITAL DIARIES

  • Wolfgang Tillmans, LA still life, 2001, Fotografie; ungerahmter Inkjetprint auf Papier, 138 × 208 cm. Courtesy of the artist and Galerie Buchholz, Berlin/Cologne.
  • Die Julia Stoschek Foundation
  • 11.04. – 02.02.2025
  • Eröffnung: 9. April, 18–22 Uhr
  • Künstler*innen: Alex Ayed, Sophie Calle, Sophie Gogl, Rindon Johnson, Kristin Lucas, Sarah Lucas, Jota Mombaça, Ken Okiishi, Hannah Perry, Frances Stark, Martine Syms, Wolfgang Tillmans, Tromarama, Hannah Wilke

Die Gruppenausstellung „Digital Diaries” untersucht, wie Künstler*innen seit den 1970er-Jahren bis heute mit persönlichen Aufzeichnungen experimentiert haben. Inspiriert von der Sechs-Kanal-Installation „The Electronic Diaries of Lynn Hershman Leeson 1984–2019“ (1984–2019), die parallel in der JSF Düsseldorf zu sehen ist, versammelt „Digital Diaries“ Videos, Fotografien, Videoskulpturen und Mixed-Media-Arbeiten, die sich mit intimen Erfahrungen von Künstler*innen auseinandersetzen. Die Ausstellung stellt Werke aus der Sammlung in Dialog mit Leihgaben und kombiniert frühe Videos von Sophie Calle und Hannah Wilke mit zeitgenössischen Arbeiten von Alex Ayed, Sophie Gogl, Hannah Perry, Tromarama und anderen. 

Durch das Verflechten von Bildern, persönlichen Texten und digitalen Technologien kreieren die Künstler*innen Darstellungen ihrer selbst und ihres Privatlebens. Selfies, in den eigenen vier Wänden aufgenommene Videos, Kurznachrichten und Chatroom-Unterhaltungen: Die in der Ausstellung gezeigten Arbeiten bedienen sich dieser Elemente und bewegen sich zwischen intimen Momenten des Alltags wie bei Wolfgang Tillmans und Ken Okiishi und größeren gesellschaftspolitischen Fragen wie bei Rindon Johnson. Dabei steht oftmals die Frage im Mittelpunkt, wie sich die verwendeten Medien – Film, Video und Fotografie – auf die Konstruktion von sozialem Geschlecht und Identität auswirken, und wie wir diese öffentlich performen. 

Darüber hinaus prägen feministische Ansätze und Praktiken einen großen Teil der gezeigten Arbeiten: In Werken aus den späten 1970er- bis in die 1990er-Jahren richten Künstlerinnen wie Sophie Calle und Hannah Wilke die Kamera auf ihren eigenen Körper und zeichnen gleichzeitig private Gespräche mit Freund*innen und Liebhaber*innen auf. Dabei gehen diese Videotagebücher weit über die eigene Person hinaus und kehren spielerisch den normativen Blick um, der Frauen im Film objektiviert. Ab den späten 1990er- und den 2000er-Jahren fokussieren Künstler*innen wie Kristin Lucas, Sarah Lucas, Frances Stark diesen performativen Aspekt weiter und stellen Geschlechterrollen insbesondere im Kontext romantischer Beziehungen infrage.

In den vergangenen fünfzehn Jahren hat das Aufkommen der sozialen Medien die Möglichkeiten des Erzählens grundlegend erweitert. In „Digital Diaries“ fangen die Künstlerinnen Jota Mombaça und Martine Syms mit einer gewissen Ironie den bekenntnishaften Tonfall von Online-Postings ein und stellen die Frage: Wie viel Selbstdarstellung und Offenbarung sind angesichts der überwältigenden Flut an Bildern eigentlich zu viel?

Mit ihren Arbeiten erschaffen die Künstler*innen in „Digital Diaries“ selbstbestimmt Räume für ihre intimen Erfahrungen, um Fragen von Performativität kritisch zu reflektieren. Sie durchbrechen somit die glatte Oberfläche eben jenes Bildes, das wir der Welt als unser Selbst medial präsentieren.

  •  Kuratorin: Line Ajan

jsfoundation.art/exhibitions/digital-diaries

 


„In Abwesenheit“ Collection Presentation – Photography

  • Installationsansicht, Thomas Grünfeld, Margaret, 2017 © the artist and Philara Collection, Düsseldorf, Foto: Kai Werner Schmidt
  • Sammlung Philara
  • bis 08.09.2024
  • Künstler*innen: Tamibé Bourdanné, Olafur Eliasson, Jan Paul Evers, Jef Geys, Dominique Gonzalez-Foerster, Thomas Grünfeld, Germaine Kruip, Taiyo Onorato & Nico Krebs, Martin Parr, Émilie Pitoiset, Man Ray, Ugo Rondinone, Thomas Ruff, Thomas Struth, Stephen Shore, Martina Sauter, Tamary Kudita, u.a.

‘A photograph is both a pseudo-presence and a token of absence. Like a wood fire in a room, photographs – especially those of people, of distant landscapes and faraway cities, of the vanished past – are incitements to reverie.’ Susan Sontag, On Photography, 1977

Die Sammlung Philara freut sich, mit „In Abwesenheit“ eine kuratierte Ausstellung zur Fotografie zu zeigen. Die präsentierten Arbeiten umfassen eine Zeitspanne von fast einem Jahrhundert: von den Anfängen der surrealistischen Fotografie in den 1920er-Jahren über die Schwarz-Weiß-Aufnahmen der 1960er und 1970er bis hin zu zeitgenössischen Iterationen der digitalen und analogen Fotografie. Die Werke vereint eine intensive Beschäftigung mit Fragen von Abwesenheit, Leerstellen und Mangel. Dabei greifen sie verschiedenste Fragestellungen sowohl zur physischen Beschaffenheit der Fotografie und ihren technischen Voraussetzungen als auch zu weiterreichenden Aspekten wie spekulativer Fiktion, Zugehörigkeit, Nostalgie und Verunklärung auf.

Einige der Arbeiten beschäftigen sich konkret mit der Abwesenheit der Kamera – mit der kameralosen Fotografie. So zum Beispiel Thomas Ruff, der in seiner Serie „phg“ mit Hilfe digitaler Renderings Bildkompositionen erschafft, die Fotogrammen nachempfunden sind. Germaine Kruips Installation eines Spiegels und dessen Lichtreflexion evoziert über simple geometrische Formen und das Spiel aus Licht und Schatten intime Momente des kollektiven Schauens, die nicht einmal das Medium Fotografie bedienen. Dennoch weckt „Untitled Circle“ mit seiner elliptischen Spiegelfläche Assoziationen mit den Ursprüngen fotografischer Apparaturen, beispielsweise dem Polieren von Spiegelflächen für die Daguerreotypie oder der Spiegelreflexion der Camera obscura.

Andere Werke entstehen gerade aus einem gezielt eingesetzten Mangel an Kontext in Bezug auf Identität und geschichtliche Verortung der abgebildeten Personen. Verewigen Fotografien auch einen Ausschnitt eines Moments, eines Ereignisses oder einer Person, existieren sie doch losgelöst vom Anker ihrer Realität und ihres Entstehungskontextes. Émilie Pitoiset beispielsweise verwandelt in ihrer mehrteiligen Installation „Giselle“, benannt nach dem gleichnamigen Ballett über eine Frau, die nach ihrem Selbstmord zu einem tanzenden Geist wird, gefundene Fotos unbekannter Personen aus den 1920er bis 1950er-Jahren in weitere Abbilder der tragischen Hauptfigur des Stücks. Dominique Gonzalez-Foerster versetzt sich in ihrer Collage „Florence & Constantin (Jardin Brancusi)“ in die Position der Porträtfotografin Florence Meyer Homolka(1) und stellt eine Fotografie nach, die Constantin Brancusi 1932 von ihr in seinem Atelier aufnahm.

Wiederum andere befassen sich mit der Manipulation von Bildern und nutzen spielerisch ihre Veränderlichkeit. Die stetige Weiterentwicklung technischer und digitaler Möglichkeiten der Bildbearbeitung weicht das Konzept der originalgetreuen Abbildung, welches die Fotografie unterläuft, auf. Dadurch eröffnen sich neue Grenzräume fantastischer Spekulation, die mit Imaginationen, beispielsweise um Gender, gefüllt werden können. Ugo Rondinones Ausstellung „I don’t live here anymore“, aus der die gleichnamige Edition hervorgegangen ist, beschreibt eine Suche nach einem tieferen Verständnis für das eigene Selbst. In seiner Selbstinszenierung stellt Rondinone sich als zeitlos-androgynen Cyborg dar, dessen Handprothese beinahe nostalgisch von vergangenen Zeiten statt einer unbestimmten Zukunft zeugt. Tamary Kudita untersucht in ihrer Serie „Sights Unseen III“, inwiefern selektive Geschichtsschreibung die Lebensrealität Schwarzer Menschen in der Gegenwart formt. Sie nutzt Strategien der Aneignung und Re-kontextualisierung sowie der Subversion und Überlagerung von historisch weiß dominierter und zeitgenössischer Ästhetik, um die Vielschichtigkeit von Identität sichtbar zu machen und simplifizierende, kolonial geprägte Lesarten Schwarzer Kultur zu untergraben. So tragen ihre Modelle etwa viktorianisch anmutende Kleider, die aus afrikanischen Stoffen gefertigt wurden. Diese Geste ist nicht nur ein Symbol für die Vielfalt von Identitäten, sondern unterläuft auch den sozialen Stellenwert von Kleidung als Marker von Zugehörigkeit.

  • Kuratorinnen der Ausstellung: Julika Bosch, Hannah Niemeier
  • Kuratorische Assistenz: Dana M. A. Bulic

www.philara.de

  1. Auch bekannt als Florence Meyer oder Florence Homolka

 


Ghost and Spirit – Mike Kelley

  • Mike Kelley, Ectoplasm Photograph 7, 1978/2009 © Mike Kelley Foundation for the Arts/ VG Bild-Kunst, Bonn 2023
  • 23.3. – 08.09.2024
  • K21 - Kunstsammlung NRW

Das Werk von Mike Kelley (1954 in Detroit – 2012 in Los Angeles, Kalifornien) ist experimentell, opulent und irritierend – und es gilt als eines der einflussreichsten seit den späten 1970er-Jahren. Die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen zeigt im K21 eine umfassende Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit Tate Modern, London, der Pinault Collection, Paris, und dem Moderna Museet, Stockholm entstand.

Ob spiritistische Vorstellungen, Heavy Metal oder die Superman-Comics, Kelley greift Bilder und Mythen der Pop- und Subkultur auf, um bleibende Fragen nach dem Ort des Menschen in der Welt und Gesellschaft zu stellen. Prägungen durch Politik und Erziehungssysteme werden ebenso thematisiert wie Klassen- und Genderzugehörigkeit: In den 1990er-Jahren gaben seine „Handarbeits“- und Stofftier-Arbeiten Rätsel auf und es wurde sichtbar, dass hinter den vermeintlich harmlosen Spielzeugen etwas Unheimliches, Bedrohliches, Abseitiges lauert. Einer seiner letzten großen Werkkomplexe – Day Is Done (2005) – bezieht sich auf Schulaufführungen und karnevaleske Aktionen. Kelley versteht sie als Orte ritualisierter Verstöße gegen gesellschaftliche Konventionen. Auch die Kunst selbst kann zu diesen Orten gezählt werden. In ihrer Mitte inszeniert Kelley den Künstler als eine höchst fragile Figur.

www.kunstsammlung.de/de/exhibitions/mike-kelley-ghost-and-spirit

 


GLOBAL DESIRE - Katharina Sieverding

  • Katharina Sieverding, Global Desire, Düsseldorf, © Katharina Sieverding, VG Bild-Kunst, Foto: © Klaus Mettig, VG Bild-Kunst
  • Fassade Central, Worringer Straße 140
  • seit 02.06.2018

„Was will das Bild?“, fragte der Pionier der Bildwissenschaften W. J. T. Mitchell in den 1990er-Jahren, als die gesellschaftliche Macht der Bilder im digitalen Zeitalter zur wachsenden Herausforderung wurde. Daran schlossen sich Überlegungen an, was Bilder eigentlich sind, was sie sagen und wie sie es tun. Katharina Sieverdings monumentaler, über zweihundert Meter lange und vier Meter hohe Fries „Global Desire Bahnhofsviertel Düsseldorf“ greift diese Fragen auf und stellt sie in den öffentlichen Raum.

vonfremdenlaendern.de/katharina-sieverding

 


Zwischenwelten – Dialog der Dimensionen

  • Zwischenwelten – Dialog der Dimensionen, Bilker Bunker © Astrid Busch
  • Bilker Bunker
  • bis 02.05.2024
  • Künstler*innen: Rimma Arslanov, Astrid Busch, Aurel Dahlgrün, Tomas Kleiner

Raumgreifende Schirm-Installationen, überdimensionale Eisschollen, fantastische Bildwelten und verhüllende Vorhänge – Mittels dieser künstlerischen Stilmittel nehmen Tomas Kleiner, Aurel Dahlgrün, Rimma Arslanov und Astrid Busch eine beeindruckende Transformation der Ausstellungsfläche des Bilker Bunker vor. Die faszinierende Bunkermetamorphose durch raumübergreifende Werke lädt zum Eintauchen und Entdecken, zum Innehalten, Verweilen und Staunen ein – in eine immersive und kontemplative Rezeption. Erlebnisräume entstehen, Zwischenwelten werden geöffnet, die verschiedenen Dimensionen treten miteinander in Dialog. Was bedarf es, um innerhalb eines ehemaligen Luftschutzbunkers neue Welten zu entwerfen?

In der Ausstellung „Zwischenwelten – Dialog der Dimensionen“ gehen die Künstler*innen Rimma Arslanov, Aurel Dahlgrün, Astrid Busch und Tomas Kleiner dieser Frage nach. Im Wechselspiel zwischen Innen und Außen, Verhüllung und Öffnung, Realität und Imagination, nehmen sie eine Umwandlung des Bunkerraums vor. Aus ausrangierten Rettungsschirmen bildet Tomas Kleiner luftig-leichte Ruheinseln. Astrid Busch verwebt in ihren Werken die Atmosphäre eines Ortes mit ihren eigenen Bildern und Projektionen. Mythische Welten voller Gegensätze entfalten sich in den feurig-roten Leinwänden von Rimma Arslanov. Ehe wir, umgeben von Packeis, in die Tiefen von Aurel Dahlgrüns Unterwasserlandschaften eintauchen. Verschiedene Dimensionen treten in unmittelbarer Erfahrbarkeit miteinander in Dialog und verleiten zum Innehalten, Staunen und Erkunden. Die vier Elemente – Feuer, Wasser, Erde, Luft – füllen die massive Hülle aus Stahl und Beton mit Leben. Sie bilden Welten zwischen Welten, die im Schutz des Bilker Bunker Freiräume für Reflexion und Perspektivwechsel bieten.

bilkerbunker.de/ausstellungen/zwischenwelten-dialog-der-dimensionen

 


Back from Belgrade & Zagreb

  • © Corina Gertz
  • Atelier am Eck
  • bis 14.04.2024
  • Künstler*innen: Corina Gertz, Kris Scholz

Eine Ausstellung im Rahmen des deutsch-serbischen und des deutsch-kroatischen Künstler*innenaustausches.

www.duesseldorf.de/kulturamt/atelierameck

 


Die Pappel im Wind – Christoph Westermeier : Ernst Heimrath

  • © Christoph Westermeier, Die Pappel im Wind, 2024, VG Bild-Kunst
  • Theatermuseum Düsseldorf
  • bis 25.08.2024

In Kooperation mit dem Heinrich-Heine-Institut und Schumann-Haus der Landeshauptstadt Düsseldorf.

Der 1905 geborene und 1945 verstorbene Schauspieler und Tänzer Ernst Heimrath ist theaterhistorisch in Vergessenheit geraten. Nach einem erfolglosen Engagement als Charge begann er bald, eigene Choreografien zu entwickeln und diese fotografisch festzuhalten. Der Künstler Christoph Westermeier hat sich für das Projekt „Die Pappel im Wind“ diesen, im Heine-Institut verwahrten Fotografien und der Korrespondenz Heimraths genähert und sie mit eigenen Arbeiten und Perspektiven collagiert. In einer installativen Anordnung sind die Besucher*innen des Theatermuseums zum Erkunden dieser vergessenen Biografie eingeladen.

www.duesseldorf.de/theatermuseum/ausstellungen/2024-pappel-im-wind

 


Desaströses Ich – Jürgen Klauke

  • © Jürgen Klauke, Courtesy of the artist and Galerie Hans Mayer
  • Galerie Hans Mayer
  • bis 14.07.2024

Illusion und Projektion, Begehren und Abstoßen, Scheitern, Misslingen und Momente des Grotesken führt Klauke in seinen Bildern zusammen, die auf diese Weise ein reflexives Echo zu den Unzulänglichkeiten menschlicher Existenz formulieren. Die Ausstellung Desaströses Ich greift den Titel einer zwischen 1996 und 2000/2003 geschaffenen Werkreihe Jürgen Klaukes auf, aus der die Galerie Hans Mayer eine Auswahl rötelgetonter Fotoarbeiten zeigt, die bislang selten ausgestellt worden waren. Nackte Körper begegnen sich darin isoliert auf Bänken, Tischen oder Stühlen ruhend, entgleiten einander schwebend oder als Phantasmagorie. Klauke führt Authentizität und Imagination vom Ich und den Anderen zusammen, einer stillen Bezugnahme stets Freiheit gebend. Seine Bilder schaffen Raum für das, was aus der Welt des Gegenübers als Widerschein im eigenen Sein begegnet.

www.galeriehansmayer.de/en/upcoming.html

 


Echo Chambers – Simon Lehner

  • Simon Lehner, Intro Scene I (Family Gathering), 2023, Acryl auf Schaumstoffplatte (Unikat) – linsenbasiertes CNC-Bild, 200 x 200 cm, De Stasio Collection, London, Courtesy: KOW Berlin.
  • Projektbüro DFI e.V.
  • bis 14.04.2024

Auch wenn der Begriff “Echo chamber” kein Phänomen beschreibt, das ausschließlich innerhalb von Social Media Plattformen stattfindet, so assoziieren wir die daran anknüpfenden Problematiken vorwiegend mit der Sphäre des Digitalen. Die Bedeutung des Begriffs lässt sich als eine Dynamik innerhalb eines hermetischen Raums beschreiben, in dem das Immergleiche miteinander resoniert, sich gegenseitig bekräftigt und potenziert. Die Geschlossenheit des sozialen Raums wird im Falle von Social Media durch ein algorithmsches System erzeugt, welches diejenigen Informationen unterdrückt, die einen Bruch innerhalb der kohärenten Logik erzeugen könnten.

Die sich wiederholenden Figuren, die Simon Lehners Bilder, Videos und Skulpturen bevölkern, scheinen aus einem solchen „Echoraum“ zu kommen. Der sich selbst befeuernde Algorithmus schwillt hierin zu einem neurologischen Albtraum an, in dem alle Gesichter gleich sind und zu befremdlich lachenden Masken verzerren.

Obgleich im Vordergrund der Arbeit des Künstlers die Auseinandersetzung mit digitalen Bildprozessen sowie die Betrachtung psychologischer und physiologischer Konstituiertheit des zeitgenössischen Selbst stehen, basiert Simon Lehners Schaffen auch auf privaten sowie öffentlich zugänglichen Fotoarchiven. Auf diese greift er zurück, wenn er seine Charaktere digital entwickelt. Die fiktionalisierten Biografiebezüge, die sich hieraus ergeben, fließen innerhalb seiner Arbeit visuell in die virtuelle Welt von Instagram und Tik Tok ein. In der Verbindung wird die Verflachung des Ichs und die Auflösung des Privaten zur Diskussion gestellt, die traumatischer Endpunkt einer durchkommerzialisierten und das Immergleiche hervorbringenden, fotobasierten Bildproduktion im Sinne einer schablonenhaften, sich milliardenfach wiederholenden Selbstdarstellung ist.

Simon Lehner wurde 1996 geboren und lebt und arbeitet in Wien. Sein Werk verbindet klassische Fotografie, digitale Produktionsformen und Malerei miteinander. Simon Lehner wurde mit Preisen wie u.a. FOAM Talent 2021 und Ö1 Talentfund 2020 ausgezeichnet. Seine Arbeiten wurden in Einzelausstellungen präsentiert, zuletzt in „MY MOUNTAIN HAS NO SUMMIT“ (KOW Berlin 2023/24), „Simon Lehner“ (Kunstpalais Erlangen 2023), „I'm A Liar, but A Good One“ (Christine König, Wien 2021) und in Gruppenausstellungen wie „yours truly“ (Museum Morsbroich, Leverkusen 2023), „Zeit“ (Kunsthaus Zürich 2023) und „Expect The Unexpected“ (Kunstmuseum Bonn 2023).

towards.photography/simon-lehner-echo-chambers

 


Fragments | mor charpentier / Caprii

  • Copyright the artist; mor charpentier, Paris, Paris / Bogotá; Photo Teresa Margolles
  • Sies + Höke
  • bis 11.05.2024
  • Künstler*innen: Lara Almarcegui, Fabien Conti, Teresa Margolles, Théo Mercier, Daniel Otero Torres and Nohemí Pérez

Caprii by Sies + Höke is delighted to open its space to the Paris- and Bogotá-based gallery mor charpentier for a group show whose starting point is the hypothesis that reality can only be apprehended from fragments. Any pretension of universality is bound to fail; this is even more true when we are confronted with territories or cultural experiences that are foreign to Western rationalism, through visual narratives and discourses that seek precisely to deconstruct that hegemonic order, its systems of thought and the construction of identity.

We find, in the first place, the example of Teresa Margolles and Lara Almarcegui, two artists who focus a good part of their practice on the meticulous analysis of the materials that make up history and territories, with particular interest in the borders and liminal places that define artificial —but profoundly powerful— notions such as those of state, property, citizen, immigrant, etc... Margolles retrieves a particularly striking message written on the Venezuelan border and decides to integrate it into the public space of Santiago de Chile, where it acquires a special relevance in the midst of the economic crisis that was ravaging the country. Through her lists of rocks and materials, Almarcegui refers us to the composition of the land, focusing on the fragments that constitute it, and raising questions such as to whom these resources belong or how the limits of what constitutes a territory are defined.

Daniel Otero Torres and Nohemí Pérez, both Colombian born artists with different backgrounds, nevertheless share inspiration in the history —ancestral or contemporary— of their country to provide us with a reflection of the present. Nohemí Pérez draws from the memories and invisible histories of her native region, forgotten by the State authorities. The detail of the river tells us, in fact, of the different forms of violence and ecological threat that hover over this territory of virgin forest. Otero Torres, for his part, brings together in his ceramic vessels diverse formal and iconographic elements from ancient cultures, pre-Hispanic sources and archival photographs. The sum of these previously incongruent fragments produces a series of hybrid objects that question the notions of antiquity, historical development and cultural identity. Théo Mercier's mirrors share the same spirit. Strongly influenced by classical culture and the captivating character of the ruin, the relic or the fossil, his works give us an ironic look at tradition and the persistence of the classical ideal in the West.

In Fabien Conti's practice, the theme of the human impact and relationship with landscape is very present, often confronting us with ecological threats that remain highly aesthetic. In his latest paintings he wanted to show a real human presence, as a spectrum whose identity is not revealed, nor the color, nor the origin: just a man. A figure that takes the viewer's place, facing nature.

www.sieshoeke.com/de/exhibitions/fragments-mor-charpentier

 


Forthcoming. Spekulationen im urbanen Raum

  • Still image from Planet City, Directed and Designed by Liam Young, VFX Supervisor Alexey Marfin
  • K21
  • 13.4. — 4.8.2024
  • Künstler*innen: Anusha Alamgir, Hannah Darabi, Guerreiro do Divino Amor, Hedda Roman, Hito Steyerl, Liam Young und Tobias Zielony

Neun zeitgenössische Künstler*innen reagieren auf Umbrüche im städtischen Raum. Die Ausstellung führt nach Beirut und Dhaka, nach Los Angeles, Berlin, Brasilia und Neapel. Filminstallationen, Videos, Fotografien und Bücher beschäftigen sich mit Verlust und Zerstörung, Erinnerung und Wiederaufbau. Es geht um die Stadt als Austragungsort von Zukunftsfragen, mit denen kontinuierlich neue Möglichkeiten gemeinschaftlichen Lebens verhandelt werden. Das Bevorstehende – „forthcoming“ – wird zum Moment der Spekulation über Zerfall, Erneuerung und Spuren des Vergangenen in dem, was gerade erst entsteht. Im Zentrum der Ausstellung steht die raumgreifende Videoinstallation „Sweet Talk Commissions Beirut (Solidere: 1994-1997)“, 2019, des libanesisch-US-amerikanischen Künstlers Walid Raad. Das Werk wurde 2021 von der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen erworben und wird auf einer beeindruckenden Breite von 15 Metern erstmals gezeigt.

In den beiden angrenzenden Räumen sind sieben weitere künstlerische Perspektiven der Gegenwart zu sehen. Mit den Arbeiten von Anusha Alamgir, Hannah Darabi, Guerreiro do Divino Amor, Hedda Roman, Hito Steyerl, Liam Young und Tobias Zielony rücken Großstädte des globalen Südens neben westliche Metropolen. Auch fiktionale Städte spielen eine Rolle und heben die Grenze zwischen Utopie und Dystopie auf. Zukunftsorientierte Spekulationen über die durch Klimaschutz, Künstliche Intelligenz und Globalisierung beförderten Transformationen stehen neben kritischen Blicken auf die historische Entwicklung urbaner Projekte, die aus den Fortschrittsversprechungen der Moderne entstanden sind. Der Titel „Forthcoming“ ist dem gleichnamigen, im Jahr 2000 erschienenen Buch des libanesischen Schriftstellers und Filmemacher Jalal Toufic (*1962) entnommen. Seine Ausführungen der Auswirkung von Katastrophen auf die Kultur als nonlineare Ereignisse in der Zeit spielen für Walid Raads gesamtes Werk eine zentrale Rolle. Der Begriff „forthcoming“ (das Bevorstehende) reflektiert spekulativ über einen nachträglichen Moment des Zerfalls und der Regeneration, in dem die Vergangenheit immer präsent ist. Toufics Bücher und eine Auswahl an weiterführender Literatur auf dem großen Lesetisch laden zu einer vertieften Beschäftigung mit den Themen der Ausstellung ein.

www.kunstsammlung.de/de/exhibitions/forthcoming-spekulationen-im-urbanen-raum