Künstler: Peter Piller Im Frühjahr 2023 zeigt die Kunsthalle Düsseldorf die erste Überblicksausstellung des deutschen Künstlers Peter Piller (geboren 1968 in Fritzlar) im Rheinland, der seit 2018 Professor an der nahegelegenen Kunstakademie Düsseldorf ist und dort die Klasse für Freie Kunst leitet. Bereits während des Studiums in Hamburg begann Piller seine Arbeit am Archiv Peter Piller, in dem Tausende von Bildern und Fotos, die er akribisch aus bestehenden Quellen, wie Zeitschriften, dem Internet, Ansichtskarten oder Luftbildaufnahmen sammelte, geordnet, kategorisiert und in Serien zusammengestellt werden. Wichtigste Arbeitswerkzeuge sind dabei immer eine genaue Beobachtungsgabe und ein feinsinniger Humor, die es Piller ermöglichen, in höchst banal und trivial erscheinenden Bildern serielle, kuriose und ungewöhnliche Elemente zu entdecken und mit anderen in Beziehung zu bringen. So entstand zum Beispiel das, auf 20.000 Luftaufnahmen basierende und in 23 Serien kategorisierte, Luftbildarchiv von erde schöner, an dem Piller seit 2002 arbeitete.
Lawrence Weiner, Ohne Titel, s.d. und Ursula Schulz-Dornburg, Ararat – Landscapes, 2010, Silbergelatine auf Barytpapier, courtesy Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Foto: Stephan Macháč, 2023
Ursula Schulz-Dornburg
seit 11. März 2023
K21
Die Fotografin Ursula Schulz-Dornburg vereint in ihrer Arbeit die beiden scheinbar gegensätzlichen Genres der konzeptuellen und der dokumentarischen Fotografie. Ihre Bildzyklen entstehen auf ausgedehnten Reisen auf der Suche nach archaischen, kargen Landschaften und Orten großer Stille. Der Horizont, das Licht und die Weite der Landschaft gehören zu den formalen Konstanten der in Schwarz-Weiß gehaltenen Fotografien. Hinter der unverwechselbaren Ästhetik der Bilder steht ein starkes Interesse am historisch-politischen Hintergrund der Regionen im Nahen und Mittleren Osten. Im südlichen Irak fotografierte Schulz-Dornburg die Schilfsiedlungen der Marsch-Araber, die heute komplett zerstört sind. Den schneebedeckten ,,Kleinen Ararat“ im Grenzgebiet von Türkei und Armenien fotografierte - und filmte - sie bei unterschiedlichem Licht-und Wetter. Die minimalen Modulationen in den sorgfältig zu Serien komponierten Fotografien offenbaren Schulz-Dornburgs Nähe zu Konzeptkunst und Land Art. Als sie um 1970 in New York lebte, lernte sie einige Protagonist*innen dieser Kunstrichtungen kennen; mit Lawrence Weiner blieb sie Zeit seines Lebens in Verbindung.
Installationsansicht "Out of Sight – Andreas Gefeller" im NRW-Forum, Foto: Stephan Macháč, 2023
Out Of Sight
bis 21. Mai 2023
NRW-Forum
Künstler: Andreas Gefeller Andreas Gefeller fordert die visuelle Wahrnehmung heraus: Kategorien wie groß und klein, hell und dunkel, farbig und farblos werden neu bestimmt, das Verhältnis zur Realität immer wieder neu definiert. Er setzt Techniken ein wie das Collagieren digitaler Einzelbilder, Langzeit-, Kurzzeit- und Überbelichtung, Aufnahmen bei Nacht sowie aus ungewöhnlichen Perspektiven. Dadurch gewinnt er aus scheinbar vertrauten Orten noch nicht dagewesene, bislang verborgene Bilder.
Fotografische Bilder sind Begleiter unseres Alltags. Ob in den sozialen Medien, der Werbung oder der Kunst – Fotografien können Ereignisse dokumentieren, die Wahrheit verfälschen, neue Welten erschaffen. Alex Grein (geboren 1983), Gewinnerin des Landsberg-Preises 2022, geht der Frage nach, wie Bilder im digitalen Zeitalter überdauern können. Dabei untersucht die in Düsseldorf lebende Künstlerin ihre verschiedenen Kategorien und stellt eine Verbindung vom Virtuellen zum Materiellen her. Die von dem Düsseldorfer Unternehmer Georg Landsberg mit dem Kunstpalast ins Leben gerufene Auszeichnung richtet sich an Absolvent*innen der Kunstakademie Düsseldorf, deren Abschluss einige Jahre zurückliegt. Kuratorin: Sarah Jonas, Kunstpalast
Installationsansicht "Truth is dead" von Alison Jackson im NRW-Forum, Foto: Stephan Macháč, 2023
Truth is dead
bis 21. Mai 2023
NRW-Forum
Künstlerin: Alison Jackson Unsere Gesellschaft ist besessen vom Leben der Prominenten: Paparazzi verfolgen Stars und Boulevardmedien inszenieren tagtäglich deren Geschichten. Privatsphäre wird öffentlich und das Leben der Anderen zum konsumierbaren Produkt. Es bleibt die Frage, was echt ist und was inszeniert und ob dieser Unterschied wirklich noch von Interesse ist. Eine drastische Antwort formulierte die britische Fotografin Alison Jackson 2020: „Die Wahrheit ist tot. Nichts, was uns gezeigt wird, ist vertrauenswürdig, alles kann gefälscht sein und nichts ist authentisch. Was macht dieses Wissen mit uns?“
Neue Kunst Frau Ey - Das Archiv Junges Rheinland der Galerie Remmert und Barth
Johanna Ey vor ihrer Galerie auf dem Hindenburgwall (heute: Heinrich-Heine-Allee), Fotografin bzw. Fotograf unbekannt, 1929, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf F 47775
Neue Kunst Frau Ey - Das Archiv Junges Rheinland der Galerie Remmert und Barth
bis 6. August 2023
Stadtmuseum Düsseldorf
Das Stadtmuseum Düsseldorf unter dem Ausstellungstitel "Neue Kunst Frau Ey – Das Archiv Junges Rheinland der Galerie Remmert und Barth" unter anderem eine Auswahl von Fotografien, Malereien, Zeichnungen, Druckgrafiken und Briefen aus dem bedeutenden Bestand zu der 1919 in Düsseldorf gegründeten Künstlervereinigung um die Galeristin Johanna Ey. Zu den ausgestellten Fotografien zählt der Bestand an Fotografien von Johanna Ey, die von Porträt- und Familien-Fotos aus der Zeit ihrer Ehe mit Robert Ey - lange vor dem Beginn ihrer Tätigkeit als Galeristin - bis zu den Altersbildnissen ihrer letzten Lebensjahre reichen. Weitere herausragende Stücke sind die Originalabzüge von Fotografien August Sanders und Hugo Erfurths, die Otto Dix und seine Familie porträtiert haben. Die Galerie Remmert und Barth hat über vier Jahrzehnte Künstler*innen der Moderne der 1920er- und 30er-Jahre mit einem Schwerpunkt auf dem Jungen Rheinland und dem Kreis um die Galeristin Johanna Ey präsentiert. Mit ihren Ausstellungen und Publikationen hat sie maßgeblich dazu beigetragen, das Junge Rheinland und sein Zentrum Düsseldorf in der Kunstgeschichte dieses Zeitabschnitts zu etablieren. 2020 wurde die Galerie geschlossen. Durch den Ankauf des Archivs "Junges Rheinland" konnte der Verbleib dieses wichtigen Bestands in Düsseldorf gesichert werden. Zu der Sammlung gehören zahlreiche Kunstwerke, Fotografien, Archivalien, Dokumente und Publikationen, die die Galerie im Laufe ihrer Tätigkeit zusammengetragen hat. Die Ausstellung präsentiert nun eine Auswahl dieses Bestands. Sie ist nach den Bereichen Fotografie, Malerei, Künstler*innenbriefe sowie Zeichnung und Druckgrafik gegliedert.
Dove Allouche, Repeint_5 (C2RMF71523), 2019-2020, Lambda-Silberdruck / Lambda silver print, Unikat / Unique, 116,5 x 167 x 5 cm, Courtesy der Künstler und / the artist and gb agency, Paris, Photo: Aurélian Mole
Phantoms and Other Illusions
bis 3. September 2023
Kai 10
Künstler*in: Dove Allouche, Ismaël Joffroy Chandoutis, Alice Channer, Wolfgang Ellenrieder, Friederike Feldmann, Anaïs Lelièvre, Echo Can Luo, Marge Monko, Nedko Solakov, David Zink Yi
Optische Täuschungen, räumliche Illusionen und Suggestionen stofflicher Qualitäten mit gänzlich anderen Materialien waren schon in bildnerischen und plastischen Darstellungen der Antike anzutreffen. In der Kunst der Moderne hingegen waren Illusion und Täuschung eher verpönt. Wie Ernst H. Gombrich in seinem Buch Art and Illusion (1960) feststellt, wurde die handwerkliche Fähigkeit zur naturgetreuen Nachahmung nicht mehr als genuin künstlerische Qualität angesehen. Nur im Umfeld des Surrealismus kam sie umfassend zum Einsatz, um Fiktionen und Fantasiewelten real erscheinen zu lassen. Ganz unterdrücken ließ sich der Hang zur Illusion jedoch nie. Auch die üppigen Augenfreuden eher abholder Conceptual Art, die Geschmacksurteile und kunsttheoretische Diskurse bis heute stark prägt, waren von Elementen des Illusionismus durchsetzt. Und wenn sich Künstler*innen heute nicht mit Illusionen befassen würden, wäre das geradezu weltfremd angesichts der zunehmenden Anzahl uns umgebender Bilder und Dinge, die immer weniger preisgeben, wie sie entstanden sind und welchen Realitätsgrad sie besitzen. Wie Phantome bewegen sie sich im Zwischenraum von Realität und Fiktion. In der Ausstellung Phantoms and Other Illusions steht das Spiel mit unterschiedlichen Materialien zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit neben Objekten und Installationen, die die Raumerfahrung fiktionalisieren. Mit künstlerischen Mitteln befragt werden auch die illusionären Versprechen von Werbung und Mode. Zur Debatte stehen dabei nicht zuletzt die unterschiedlichen – auch psychologischen und politischen – Bedeutungsebenen des Illusionsbegriffs. Kuratiert von Ludwig Seyfarth.
Täglich von ihrer Kamera begleitet entstehen analoge Fotografien und seit 2019 vereinzelt auch digitale Aufnahmen der Künstlerin. Momentaufnahmen von Menschen, Landschaften und Räumen bilden den Ausgangspunkt für ihre Werke. Einzelne Fotografien oder Ausschnitte verbindet sie zu Collagen, teils geklebt oder vernäht mit bunten Fäden. Erst bei genauer Betrachtung der Arbeiten werden überraschend die von Hand genähten und gestickten Elemente offenbart. Die feinen Stickereien mit bunten Fäden auf der fotografischen Oberfläche sind wie eine Zeichnung mit Nadel und Faden. Vertikale und horizontale Linien lassen die Fotografien dreidimensional erscheinen. Aus der sichtbaren Realität der Fotografie lässt Gisoo Kim neue Räume entstehen und schafft eine fiktive Bildwelt, sowohl abstrakt als auch narrativ. Die gestickten und genähten Elemente stehen in einem surrealen Dialog mit den Fotografien und erschaffen eine zweite Wirklichkeit, vielschichtig und voller Poesie. In jüngster Zeit lässt die Künstlerin ihren Anfang als Bildhauerin in ihre Arbeiten einfließen und in der Symbiose entstehen Objekte, die Gefäße, Kleidungsstücke und sogenannte landscapes fingieren.
In Himmelblau fotografiert Thomas Lohr den klaren, wolkenlosen Himmel von verschiedenen Orten der Welt aus. Während der Ort, von dem aus er jedes Foto aufnimmt, dramatisch variiert, sind die Fotos selbst notwendigerweise von ein und demselben Himmel; nur bei genauem Hinsehen lassen sich subtile Variationen in Licht und Farbe zwischen ihnen erkennen. Genau das ist Lohrs Absicht. Anstatt die formalen oder ästhetischen Unterschiede zwischen den Himmelsansichten hervorzuheben, nutzt der Fotograf die Technik der Kamera, um ihre Gemeinsamkeiten zu belegen. Wir alle leben unter demselben blauen Himmel. Wir alle blicken in denselben blauen Himmel. Und der Akt des Aufschauens ist vielleicht so nahe an einer universellen menschlichen Erfahrung, wie es sie nur gibt. Himmelblau lässt die Betrachtenden in die blaue Unermesslichkeit des Himmels eintauchen, ohne sie vergessen zu lassen, wo sie sich gerade befinden.