Der Bericht Düsseldorf und Fotografie

Abb. Publikation "Düsseldorf und Fotografie" © Landeshauptstadt Düsseldorf, Foto: © Stephan Macháč

Der Bericht Düsseldorf und Fotografie

Im Sommer 2022 ist der Bericht „Düsseldorf und Fotografie“ erschienen, den das Kulturamt in Zusammenarbeit mit der Kunst- und Medienwissenschaftlerin Dr. Christina Irrgang erstellt hat. Im November 2022 wurde der Bericht auch als gebundene hochwertig gedruckte Publikation veröffentlicht.

Wir stellen monatlich Auszüge aus dem 100-seitigen Bericht vor und geben Hintergrundinformationen über die Historie, das Netzwerk, die Akteur*innen, Institutionen und Initiativen der Fotografie in Düsseldorf.

Zum Abschluss der Umbauarbeiten und zur neu konzipierten Sammlungspräsentation, präsentieren wir den Auszug über den Kunstpalast.

Der zwischen Rhein und Hofgarten gelegene Kunstpalast im Ehrenhof wurde 1913 als Museum für kunstinteressierte Bürger:innen eröffnet. Der Impuls hierfür reicht zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Verein zur Errichtung einer Gemäldegalerie in Zusammenarbeit mit der Akademie ein Kunstmuseum für die Bürger*innen der Stadt Düsseldorf initiierte. Die Sammlung des Museums umfasst aktuell über 130.000 Objekte diverser künstlerischer Gattungen, darunter über 3000 Fotografien, deren Großteil aus der Sammlung des Galeristenpaares Annette und Rudolf Kicken stammt. Das Konvolut erwarb der Kunstpalast im Jahr 2018 ergänzend zu den Beständen der künstlerischen Fotografie am Kunstpalast und nahm dies als Anlass für die Gründung eines eigenen Sammlungsbereiches für Fotografie. Seither wird die fotografische Sammlung des Kunstpalastes durch Erwerbungen kontinuierlich erweitert. Vormals war die Fotografie im Kunstpalast oft spezifisch bezugnehmend auf ein künstlerisches Werk und aus ihren verschiedenen Entstehungskontexten heraus gezeigt worden, wie zum Beispiel 2002 mit der zweiteiligen Gruppenausstellung heute bis jetzt. Zeitgenössische Fotografie aus Düsseldorf, 2015 mit der Ausstellung zu Wim Wenders’ fotografischem Schaffen oder 2020 die Ausstellung zum Lebenswerk von Peter Lindbergh im Kontext der Modefotografie. Die von der Sammlungsleiterin Linda Conze im Jahr 2020 kuratierte Ausstellung Sichtweisen. Die neue Sammlung Fotografie präsentierte dann 150 Werke aus dem Neuerwerb: Mit dieser das Medium Fotografie durch die mediale Geschichte hindurch diskursiv beleuchtenden Kunstausstellung wurde in Düsseldorf erstmals eine derartig umfangreiche Ausstellung zur Fotografie vorgestellt. Sie ist für das Museum ein Auftakt und Anlass zu einer in Zukunft noch vielseitigeren Auseinandersetzung mit dem Medium, sei es in Sammlungspräsentationen in Nachbarschaft zu anderen Kunstgattungen oder im Rahmen von Sonderausstellungen. Ziel sei, das Medium zu kontextualisieren und dessen Vielfalt erfahrbar zu machen, so Conze im Gespräch mit der Autorin. (1)

Die Besonderheit der fotografischen Sammlung sei, wie Conze im Ausstellungskatalog Sichtweisen – Die neue Sammlung Fotografie bemerkt, dass „rund 150 Jahre der Fotografiegeschichte durch die Bestände abgebildet [werden]. Sie enthalten unterschiedlichste foto-grafische Strömungen, die durch Konvolute vertreten sind, darunter die Reisefotografie des 19. Jahrhunderts, die Nachahmung der Malerei durch die Fotografie im Piktorialismus, das Neue Sehen und die Neue Sachlichkeit der 1920er und 1930er Jahre, die Lichtexperimente der Subjektiven Fotografie in den 1950er Jahren, das Dokumentarische und die Autorenfotografie der 1970er und 1980er Jahre oder die ame-rikanische Farbfotografie.“ (2) Mit dieser Bandbreite an Fotografien und ihren technischen Entstehungszusammenhängen sei ihr Bewahren von besonderer Bedeutung, so Conze weiter im Gespräch, und verweist auf die enge Zusammenarbeit mit dem ebenfalls im Ehrenhof lokalisiertem Restaurierungszentrum und Jessica Morhard, mit der gemeinsam Strategien der Restaurierung und Speicherung neuerer fotografischer Kunstwerke im Dialog erarbeitet würden, um nachhaltig für die Zukunft zu sammeln. (3)

Eine weitere Besonderheit des Kunstpalasts ist das Archiv künstlerischer Fotografie der rheinischen Kunstszene (AFORK), das dort 2003 gegründet wurde und die Geschichte der rheinischen Kunstszene durch fotografische Dokumente erfahrbar zu machen ersucht. Das Archiv umfasst etwa 8000 Papierabzüge und weit über 30.000 Ektachrome und Bildnegative von nahezu 100 Fotograf*innen (darunter Benjamin Katz, Erika Kiffl und Manfred Leve, mit denen in Zusammenarbeit das Archiv aufgebaut wurde), die seit den 1950er Jahren Ausstellungen, Aktionen und Happenings in NRW festgehalten haben. Ihre Fotografien dienen heute der kunsthistorischen Forschung wie auch internationalen Ausstellungsprojekten als Quelle, da sie Zusammenhänge über die künstlerische Produktion und Präsentation sichtbar werden lassen.

  1. Auskunft Linda Conze in einem Gespräch mit der Autorin dieses Berichts am 14.10.2021.
  2. Vgl. Conze, Linda: Fotografie: Eine neue Sammlung für Düsseldorf, in: Sichtweisen – Die neue Sammlung Fotografie, Ausst.kat. Kunstpalast Düsseldorf, Distanz Verlag, 2020, Seite 8–15, hier Seite 9, sowie www.kunstpalast.de/ de/museum/sammlung/highlights-2/Sammlung-fotografie, zuletzt aufgerufen am 23.10.2021.
  3. Auskunft Linda Conze am 14.10.2021.