Thomas Ruff (* 1958 in Zell am Harmersbach) studierte von 1977 bis 1985 an der Kunstakademie Düsseldorf in der Klasse von Bernd und Hilla Becher – 2000 bis 2005 leitete er dort selbst im Rahmen einer Professur die Klasse für Fotografie. Seine Werke haben internationales Renommee erlangt. 2020/21 war er mit einer umfangreichen Einzelausstellung im K20 – Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf vertreten, die auf eindrucksvolle Weise Ruffs fotografischen Werdegang und seinen Beitrag zur Entwicklung des Mediums Fotografie nachgezeichnet hat.
Ruff vertritt eine sehr spezifische Haltung zur Konzeptualität der Fotografie, denn er begibt sich mit seiner fotografischen Praxis in eine Exegese der fotografischen Technik und des fotografischen Bilds gleichermaßen und stellt mit einem umfangreichen und vielseitigen Werk die Möglichkeiten der Fotografie dar. Dabei zeigt er durch seine nuancenreich erzeugten Bilder selbst den Wandel des technisch produzierten und reproduzierten Bilds bis hin zu einer Fotografie ohne Kamera. International rezipiert wird Ruff seit Ende der 1980er Jahre durch seine Serien von (überlebensgroßen) Portraits von Freund*innen und Bekannten. Über typologisierte Inneneinrichtungen deutscher Wohnräume, die er in den Blick genommen hat, zu (in wissenschaftlichen Kontexten entstandenen) Aufnahmen des Sternenhimmels, die er in sein fotografisches Spektrum übernimmt und bearbeitet, entwickelte Ruff einen Zugang zum Fotografischen, der ein im wahrsten Sinne „bildwissenschaftliches“ Auswerten der Fotografie ist. So fließt in seinen Werken auch das Betrachten des Werdegangs eines Bilds ein, werden Bildrückseiten von fotografischen Archivalien ebenso zum Gegenstand wie Auswertungen von Datenbanken oder algorithmischen Bildergebnissen
aus dem Internet. Die digitale Invertierung historischer, analoger Fotografien ist ebenso ein fotografisches Erprobungsfeld seiner Arbeit, wie die Zusammenarbeit mit 3D-Expert*innen und das Erschaffen nahezu virtueller fotobasierter Raummomente.
Ruff erforscht das Medium Fotografie mit den Mitteln des Bildermachens aus dessen Geschichte heraus und beleuchtet dessen zukünftiges Potenzial. 2021 wurde er in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt.