Gute Luft

Gute Luft

Gerüche, Ausdünstungen von Möbeln, Textilien, Reinigungs- und Pflegemittel, offene Kamine und nicht zuletzt die Menschen sorgen für schlechte Luft. Zu viel Kohlendioxid im Raum verringert die Konzentrationsfähigkeit und führt zu Kopfschmerz. Bei einer Luftfeuchtigkeit über 70 Prozent breiten sich Hausstaubmilben hervorragend aus, während diese unter 50 Prozent praktisch keine Vermehrungschance haben. Schimmel greift Bausubstanz und Gesundheit an. Nach Aussage der Deutschen Energieagentur (dena) und dem Umweltbundesamt haben 20 bis 30 Prozent der deutschen Wohnungen Feuchteschäden davon die Hälfte durch Schimmel. Regelmäßiger Luftaustausch schafft Abhilfe.

Lüftung und Energiebilanz

Sanierte Altbauten verfügen häufig über eine sehr dichte Gebäudehülle – je umfangreicher die Sanierung, desto dichter. Nach einer Dämmung kann aber der Wärmeverlust durch Lüftung auf bis zu 40 Prozent im Verhältnis zu den Verlusten über die Gebäudehülle steigen. In ungedämmten Altbauten liegt das Verhältnis zwischen Wärmeverlusten über die Lüftung und über die Gebäudehülle bei etwa einem Viertel zu drei Vierteln. Lüftungsanlagen entlasten außerdem die Bewohner und sorgen für gleichbleibende Luftqualität. Sie ermöglichen auch dann den Luftaustausch, wenn wegen hohem Lärm die Fenster nicht geöffnet werden. Laut der Arbeitsgruppe Wohnungslüftung im Fachinstitut Gebäude-Klima e. V. liegt der Wärmeverlust durch Lüften im Gebäudebestand zwischen 50 Kilowattstunden [kWh] pro Quadratmeter und Jahr (Durchschnitt aller Bestandsgebäude) und 35 kWh (Niedrigenergiehaus).

Kosten

Laut dem Institut Wohnen und Umwelt kann durch den Einsatz einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in einem Einfamilienhaus der Lüftungswärmeverlust von drei bis vier Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche und Jahr (Fensterlüftung) auf unter einen Liter gesenkt werden. Die Kosten einer Lüftungsanlage liegt – je nach Größe – bei etwa 1500 bis 2000 Euro ohne und bei 4000 bis 7000 Euro mit Wärmerückgewinnung.

Anlagentypen

Mit heutigen Wohnungslüftungsgeräten ist laut dem Europäischen Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte (TZWL) eine Rückgewinnung von 80 bis 250 Prozent der in der Abluft enthaltenen Wärme möglich. Auf niedrige Werte kommen meist Geräte mit Wärmeübertragern, hohe erreicht man durch die Kombination aus Wohnungslüftung mit elektrischen Wärmepumpen. Es gibt die zentrale Wohnungslüftung, bei der eine Anlage das gesamte Gebäude oder Gebäudeteil mit Frischluft versorgt. Diese Variante ist deutlich aufwändiger als die dezentrale Wohnungslüftung, die sich besser für eine Nachrüstung eignet. Auch dezentrale Geräte gibt es mit Wärmerückgewinnung. Solche Anlagen haben eine bessere energetische Bilanz.

Gründliche Planung erforderlich

Für Lüftungsanlagen gibt es verschiedene Vorschriften und Planungsvarianten zu beachten und zu vergleichen. In der EnEV 2009 ist erstmals ein Referenzfall für kontrollierte Lüftung enthalten. EnEV und DIN 4108 (Wärmeschutz und Energieeinsparung in Gebäuden) schreiben einerseits eine luftundurchlässige Gebäudehülle vor und andererseits einen ausreichenden Luftwechsel mit definierter Luftwechselrate.

Die überarbeitete DIN 1946 hat Regeln für die Belüftung von Wohngebäuden (Neubau/Sanierung) geschaffen und Grenzwerte sowie Berechnungsmethoden für den notwendigen Luftaustausch festgelegt. Und DIN 4719 beschreibt Geräte für die Wohnraumlüftung unter Berücksichtigung europäischer Prüfnormen. Schließlich gibt es noch eine eigene DIN-Norm für die Lüftung von Bädern und Toiletten ohne Fenster (DIN 18017) sowie die DIN 18599, deren Teil 6 dem Endenergiebedarf von Wohnungslüftungsanlagen und Luftheizungen gewidmet ist. Eine Broschüre des hessischen Umweltministeriums mit dem Institut Wohnen und Umwelt nennt einen Frischluftzustrom von etwa 30 Kubikmeter pro Person und Stunde wünschenswert.

Fehlerquellen

Wer über eine Lüftungsanlage für seinen Altbau nachdenkt, sollte mit einem Blower-Door-Test die Luftdichtheit des Gebäudes ermitteln. Für die Planung braucht es Sachverstand, denn Fehler können erhebliche Nachteile erzeugen. So kann durch falsche Aufstellung oder Dimensionierung Lärmbelästigung entstehen. Bei der Auslegung der Anlage muss ein guter Kompromiss zischen Luftwechselrate und Energieverbrauch gefunden werden. Überdimensionierte Anlagen können die Energiebilanz sogar verschlechtern oder zumindest keine Einsparungen erzielen. Auch kann die Luft in den Wohnräumen zu trocken werden oder unangenehmer Zug entstehen, wenn die Anlage zu leistungsstark ist. Auf einen Kondensatablauf für den Wärmetauscher ist zu achten, denn wenn sich dort Wasser sammelt und im Winter gefriert, kann das zu Schäden am Gerät führen. Und wer eine Feuerstätte in der Wohnung betreiben will, muss darauf achten, dass diese raumluftunabhängig arbeitet. Denn sonst könnten beim gleichzeitigen Betrieb von Lüftung und Kamin Rauchgase eindringen.

Geld für Lüftungsanlagen

Die Stadt Düsseldorf hat seit 2008 ein Förderprogramm zum klimafreundlichen Wohnen. Danach können auch Lüftungsanlagen mit einem Zuschuss gefördert werden. Auch von den bekannten Bundesstellen wie der BAFA oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) kann der Einbau einer Lüftungsanlage unterstützt werden.

www.duesseldorf.de/klimafreundlichwohnen

Weitere Informationen

  • Das Europäische Testzentrum für Wohnungslüftungsgeräte (TZWL) e. V. prüft Wohnungslüftungsgeräte und Wärmepumpen. Das neue TZWL-Bulletin Nr.11 bietet eine kostenlose Liste für Wohnungslüftungsgeräte mit und ohne Wärmerückgewinnung www.tzwl.de/markt_und_verbraucherinformationen
  • Bundesverband Wohnungslüftung e. V.www.wohnungslueftung-ev.de
  • Informationen zur DIN 1949-6 beim Bundesverband für Wohnungslüftung e. V.www.wohnungslueftung-ev.de
  • Kostenlose Planungs-Software für ein Lüftungskonzept des Bundesverbands für Wohnungslüftung e. V.www.wohnungslueftung-ev.de
  • Das Interuniversitäre Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur der Universität Klagenfurt hat einen kostenlosen Leitfaden Ökoeinkauf veröffentlicht. Modul 10 widmet sich der technischen Gebäudeausstattung und dessen Kapital 6 den Themen Lüftung und Klima.www.ifz.tugraz.at