Sanierung von PFT-belastetem Grundwasser in Gerresheim

| Altlasten PFT

30.000 Liter mit PFT belastetem Grundwasser reinigt die Sanierungsanlage in Gerresheim pro Stunde.

Langzeitpumpversuch zur Erprobung der großtechnischen Reinigung gestartet

In Gerresheim liegt, ebenso wie in Lohausen/Kaiserswerth, eine großflächige Grundwasserverunreinigung mit perfluorierten Tensiden (PFT) vor, die als Folge des Einsatzes von Löschschaummitteln entstanden ist. Als erster Schritt der Sanierung wird ein Langzeitpumpversuch mit einer Dauer von zunächst 12 Monaten durchgeführt. Damit soll die gewählte Aufbereitungstechnik erprobt und die damit unter den gegebenen Standortverhältnissen erreichbare Abreinigungsleistung überprüft werden.

"Die Inbetriebnahme der Abreinigungsanlage für den Langzeitpumpversuch stellt den großtechnischen Einstieg in die Sanierung des mit perfluorierten Tensiden (PFT) belasteten Grundwassers in Gerresheim dar", erklärt Umweltdezernentin Helga Stulgies. Neben der Ermittlung der hydraulischen Parameter, des Grundwasserchemismus, der Entwicklung der Schadstoffgehalte und Schadstofffrachten sollen die gewählte Aufbereitungstechnik erprobt und die damit im Dauerbetrieb erreichbaren Abreinigungsergebnisse überprüft werden.

Vorausgegangen waren umfangreiche Versuche im halbtechnischen Maßstab zur Erprobung von Materialien und verfahrenstechnischen Varianten zur Reinigung des PFT-belasteten Grundwassers. Im Ergebnis stellten sich eine Verfahrenstechnik und eine spezielle Aktivkohle heraus, die für den Standort Gerresheim eine gute Abreinigungsleistung erwarten lassen. Die Versuche waren Teil eines Forschungsvorhabens, das gemeinsam vom Land Nordrhein-Westfalen, dem Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) NRW, der Cornelsen Umwelttechnologie GmbH und dem Umweltamt durchgeführt wurde. Das Land Nordrhein-Westfalen stellte dafür Fördermittel zur Verfügung.

"Nach den umfangreichen Vorversuchen ist die Inbetriebnahme der Anlage heute ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Sanierung der Gesamtverunreinigung", erklärte die Düsseldorfer Umweltdezernentin Helga Stulgies.

30.000 Liter Grundwasser pro Stunde werden gereinigt

In Gerresheim werden zum Start des Pumpversuchs in der ersten Pumpstufe 15.000 Liter verunreinigtes Grundwasser pro Stunde aus einem Sanierungsbrunnen im Bereich der Eintragsstelle gefördert. Das Grundwasser wird über eine Rohrleitung bis zur Abreinigungsanlage gepumpt. Nach Passage der Mehrschichtkiesfilter zur Entfernung von Eisen und Mangan wird das Grundwasser zur Abreinigung der PFT über spezielle Aktivkohlefilter geschickt. Das gereinigte Grundwasser wird von dort in die Nördliche Düssel eingeleitet. Nach drei Monaten werden mit Beginn der zweiten Pumpstufe dauerhaft 30.000 Liter Grundwasser pro Stunde gefördert und gereinigt.

Mit Beginn der Gartensaison wird von Seiten der Stadt nochmals darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, die Allgemeinverfügung zur Untersagung der erlaubnisfreien Nutzung des Grundwassers zu Bewässerungszwecken einzuhalten. Die Umweltdezernentin betonte: "Bei Einhaltung der Allgemeinverfügung ist der Anbau und Verzehr von selbst angebautem Obst und Gemüse bedenkenlos möglich, und eine Anreicherung von PFT in den Böden wird wirkungsvoll verhindert." Weiterhin wird von Seiten des Umweltamtes angeboten, Obst und Gemüse aus dem Bereich der Verunreinigung auf PFT zu untersuchen.

Hintergrund: Perfluorierte Tenside (PFT)

PFT sind synthetisch hergestellte organische Stoffe, die in der Natur nicht vorkommen. Sie werden auf Grund ihrer oberflächenaktiven Eigenschaften (wasser-, fett- und schmutzabweisend) in vielen Industrie- und Konsumprodukten, wie etwa in der Textilindustrie, bei der Beschichtung von Pfannen, in Galvaniken sowie in Feuerlöschschäumen verwendet. Obwohl PFT - relativ gesehen - nur in geringen Mengen eingesetzt werden, werden sie bereits weltweit im Wasser, in Tieren, Lebensmitteln und auch in menschlichem Blut festgestellt. Aufgrund von Tierversuchen stehen diese Stoffe in Verdacht, krebserregend zu sein. Sie werden zudem als fortpflanzungsgefährdend eingestuft.

Für den Einzelparameter PFOS gilt in Europa seit dem 27. Juni 2008 eine weitgehende Anwendungsbeschränkung (RL 2006/122/EG). Das Inverkehrbringen und die Verwendung von PFOS wurden europaweit durch die Verordnung 757/2010 weiter eingeschränkt. Seither dürfen Gemische mit PFOS-Gehalten von > 0,001 Gewichtsprozenten - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht mehr in Verkehr gebracht werden. PFOS wurde 2012 auch in den Anhang B der Stockholm-Konvention aufgenommen. Die Stockholm-Konvention ist ein internationales Übereinkommen zur Beendigung oder Einschränkung der Produktion, Verwendung und Freisetzung von persistenten organischen Schadstoffen ("Persistent Organic Pollutants", POPs).

2001 waren auf dem Gelände in Gerresheim Lagerhallen in Brand geraten. Bei dem Großbrand wurden 42 Kubikmeter Löschmittelkonzentrat eingesetzt. Mit dem Löschwasser gelangten PFT, die in den Löschmitteln enthalten waren, in den Boden und das Grundwasser. Mittlerweile umfasst das Messstellennetz zur Kartierung der Verunreinigung rund 133 Grundwassermessstellen, die regelmäßig untersucht werden. Nach den aktuellen Erkundungen haben sich die Schadstoffe mit der Grundwasserströmung zu einer zwei Kilometer langen Verunreinigungsfahne in südwestliche Richtung ausgebreitet.

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