Kopfweidenpflege in Düsseldorfs Landschafts- und Naturschutzgebieten

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Kopfweide in der Urdenbacher Kämpe. Foto: Gartenamt

Kopfweiden prägen das Landschaftsbild an der Schwarzbachmündung. Foto: Gartenamt

Geschneitelte Kopfweide neben nicht geschneitelten Kopfweiden im Himmelgeister Rheinbogen. Foto: Gartenamt

Kopfweide rund ein Jahr nach dem Schneiteln mit jungen Austrieben. Foto: Gartenamt

Kopfweiden besitzen einen hohen ökologischen Wert: Sie sind der Lebensraum für eine Vielzahl verschiedener Tiere und Pflanzen und prägen die niederrheinische Kulturlandschaft. Daher ist der Erhalt der rund 1.150 Kopfweiden, die das Bild der freien Landschaft in Düsseldorf prägen, ein wichtiges Anliegen der Unteren Naturschutzbehörde des Garten-, Friedhofs- und Forstamtes.

Aktuell werden im Stadtgebiet an mehreren Stellen Kopfweiden zurückgeschnitten. Ohne Rückschnitt, das sogenannte Schneiteln, würden die Bäume unter ihrer schweren Last auseinanderbrechen und als Biotop verlorengehen. Daher werden Kopfweiden turnusmäßig zurückgeschnitten.

Die Gehölzarbeiten erfolgen im Herbst und Winter, also in der Zeit der Vegetationsruhe. Bis Ende Februar müssen die Arbeiten beendet sein; danach beginnt die Brutzeit der heimischen Vogelarten, die während dieses Zeitraums laut Bundesnaturschutzgesetz nicht gestört werden dürfen.

Pflege der niederrheinischen Kulturlandschaft
Kopfweiden sind mit ihrer ganz charakteristischen Form ein typisches Element der historischen Kulturlandschaft am Niederrhein. Sie entsteht durch den regelmäßigen Rückschnitt der Stammaustriebe.

Bereits in jungen Jahren wird der Stamm auf einer Höhe von zwei bis drei Metern gekappt. An der Schnittstelle bilden sich viele Jungtriebe, die buschartig wachsen. Mit der Zeit werden die Stämme dicker und können mehrere Äste tragen. Dann werden die Zeiträume zwischen den Schnitten länger und die nachwachsenden Äste damit dicker. Das Holz der Stämme ist sehr weich; durch den Rückschnitt wird verhindert, dass der Stamm aufgrund der schweren Äste auseinanderbricht.

Die abgeschnittenen Jungtriebe wurden insbesondere früher als Flechtmaterial verwendet, um daraus Körbe oder Zäune zu fertigen. Bis heute werden die biegsamen Ruten beim Bau von Fachwerkhäusern eingesetzt. Auch können mit ihnen Weidentipis für kleine und große Abenteurer gebaut werden.

Besonders viele Kopfweiden gibt es an der Schwarzbachmündung zwischen Kaiserswerth und Wittlaer. Auf den dortigen Wiesen stehen rund 270 überwiegend ältere Exemplare. Im Himmelgeister Rheinbogen sind rund 240 Kopfweiden zu finden und in der Urdenbacher Kämpe wachsen rund 360 Kopfweiden.

Rund ein Drittel der Kopfweiden in Düsseldorf steht auf städtischen Flächen. Die Pflegearbeiten führt dort der Landschaftspflegehof des Gartenamtes durch. Die Kopfweiden im Bereich der Schwarzbachmündung werden von den Stadtwerken Duisburg gepflegt, denen diese Fläche gehört. Auf dem Gelände in Düsseldorf, das im Eigentum der NRW-Stiftung ist, kümmert sich die Biologische Station Haus Bürgel um die Kopfweidenpflege. Für die Pflege der Kopfweiden im Himmelgeister Rheinbogen stehen für die kommenden Jahre private Spenden zur Verfügung. Interessierte können sich für weitere Informationen zur "Kopfweidenpflege" per E-Mail an die Untere Naturschutzbehörde wenden: unb@duesseldorf.de.

Biotop "Kopfweide": Schutz und Zuhause seltener Tiere
Die Bedeutung der Kopfweiden für die Natur steigt mit ihrem Alter, ihrem Stammumfang und ihrer Holzzersetzung. Sie sind als vielfältiger Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere interessant: Gerade ältere Stämme bilden mit ihren Hohlräumen ideale Lebensräume für höhlenbrütende Vogelarten. Ein charakteristischer Bewohner ist der Steinkauz, der in waldarmen, offenen Landschaften lebt, die auch kurzgrasige Grünländer als Jagdrevier aufweisen. Mehrere Steinkauz-Paare brüten etwa im Himmelgeister Rheinbogen.

Auch andere seltene Tiere wie der Siebenschläfer und die Fledermaus finden dort optimale Nistquartiere. Die Bäume wachsen und blühen selbst dann noch, wenn sie nahezu vollständig hohl sind. So sind sie auch im hohen Alter wertvolle Nektar- und Pollenweide für erste Bienen und Schmetterlinge im Jahr. Auch Ameisen, Schmetterlinge, Wespen und Hornissen nutzen Kopfweiden als Lebensraum. Am Baum wachsende Pilze schaffen mit ihren Fruchtkörpern ein Biotop für Käfer. Bis zu 90 verschiedene Käferarten leben auf einer Kopfweide.

Stamm und Kronenbereich können von Moosen, Algen und Flechten besiedelt werden. In dem sich zersetzenden morschen Holz der Stämme wachsen Pflanzen wie Brennnessel, Bittersüßer Nachtschatten oder Schwarzer Holunder. Die Kopfweide, die den Niederrhein prägt, ist damit das Zuhause vieler verschiedener Tiere und Pflanzen.