"Ich sehe was, was du nicht siehst" – Vielfalt für die Stadtverwaltung

Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Jungen Islam Konferenz Nordrhein-Westfalen
© Junge Islam Konferenz / Astrid Piethan

"Ich sehe was, was du nicht siehst" – Vielfalt für die Stadtverwaltung

Ein kommunalpolitisches Planspiel

In Zusammenarbeit mit der Projektkoordination der Jungen Islam Konferenz NRW (JIK) entstand das neue kommunalpolitische Planspiel "Ich sehe was, was du nicht siehst – Vielfalt für die Stadtverwaltung". Erstmalig wurde dieses Planspiel bei der JIK im November 2017 mit rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Konferenz gespielt und ist ab sofort auch für Schulklassen einsetzbar. Ziel des Planspiels ist es, den Teilnehmenden einen Perspektivwechsel zu ermöglichen und sich auf neue Art und Weise mit den Themen „Gleichbehandlung“ und „Vielfalt“ kontrovers auseinanderzusetzen. Daneben spielt das aktive Erfahren politischer Prozesse und des Zusammenspiels verschiedener politscher Akteure eine entscheidende Rolle. 

Nach einer kurzen Erklärung der Entscheidungsprozesse auf kommunalpolitischer Ebene versetzten sich die Teilnehmenden gedanklich in die fiktive Stadt Rheinstadt. Die Stadtverwaltung von Rheinstadt benötigt dringend mehr Personal, denn in den letzten Monaten und Jahren sind die Stadt und die damit anfallenden Aufgaben kontinuierlich gewachsen. Darüber hinaus stehen die nächsten Kommunalwahlen kurz bevor und jede der sechs Fraktionen im Stadtrat wünscht sich für die kommende Legislaturperiode klarere Mehrheitsverhältnisse im Rat. In dieser Situation kommen zwei brisante Anregungen von dem Integrationsrat der Stadt: Dieser möchte für alle Neueinstellungen bei der Stadtverwaltung eine sog. MigrantInnenquote sowie das anonymisierte Bewerbungsverfahren einführen. Auch das neue Büro für Diversity-Management hat daran ein Interesse und möchte sich – ebenso wie einige andere Akteure – in die Diskussion mit einbringen.

Die Teilnehmenden erhielten per Losverfahren ihre Rollen, in die sie für die nächsten sechs Stunden schlüpften. Kurze Rollenbeschreibungen und Informationen zu ihrer jeweiligen Gruppe erleichterten dabei die Orientierung. Jede bzw. jeder hatte einige inhaltliche Vorgaben, aber auch einen gewissen Spielraum.

In Fraktions- und Ausschusssitzungen wurden z.T. sehr heftige Debatten geführt. Die jeweiligen Vorsitzenden führten souverän durch die Sitzungen. Auch abseits der eigentlichen Sitzungen wurde verhandelt und diskutiert. Argumente und Ideen wurden ausgetauscht, Kompromisse verworfen oder gefunden, Allianzen geschmiedet. Bei einer Podiumsdiskussion mussten sich einige der Akteure den Fragen der Wählerinnen und Wähler und der Moderation stellen. Schlussendlich galt es, Anträge für die Ratssitzung zu stellen. Neben einigen anderen Anträgen wurde sogar einem Antrag der politischen Minderheit mehrheitlich zugestimmt – er war einfach überzeugend!

Die intensive und kontroverse Auseinandersetzung mit den Themen hatte u.a. zur Folge, dass nicht wenige der Teilnehmenden zum Schluss angaben, einiges Neues erfahren und z.T. sogar ihre vorherige Meinung überdacht zu haben.