Dagmar Gutheil, „… dass man wünschte, es wäre alles vorbei …“ Spuren des Zweiten Weltkriegs in Pempelfort – eine Dokumentation

Kriegsschäden in Pempelfort

Dagmar Gutheil, „… dass man wünschte, es wäre alles vorbei …“ Spuren des Zweiten Weltkriegs in Pempelfort – eine Dokumentation

Als am Dienstag, 23. Januar 1945, zwischen 11:10 und 11:32 Uhr etwa 200 Sprengbomben und 300 Stabbrandbomben auf Pempelfort, Derendorf, Lohausen, Flingern, Bilk, Hamm, Oberbilk und die Hafengegend niedergingen, glich Düsseldorf bereits einem Trümmerfeld. Den im Gebäude und dem Luftschutzkeller der Franklinschule Schutz Suchenden wurde dieser Luftangriff nur zwei Minuten vor seinem Ende zum Verhängnis – 132 Menschen kamen allein im Schulkeller ums Leben, andere, die noch geborgen werden konnten, starben kurz darauf im Krankenhaus. Die Bergungsarbeiten am Nachmittag, in deren Verlauf die Kellerdecke endgültig einstürzte, forderten insgesamt weitere fünfzehn Todesopfer, so dass sich die traurige Bilanz schließlich auf 150 Tote aus neun Nationen belief. Denn neben 74 Deutschen waren auch 76 Zwangsarbeiter aus den Niederlanden, der Ukraine, Italien, Frankreich, Belgien Russland, Polen und Weissrussland gestorben.

 

Dagmar Gutheil, ehemalige Lehrerin für Geschichte und Politik und lange Jahre in der Erwachsenenbildung der Düsseldorfer VHS tätig, setzte sich erstmals 2011 im Rahmen eines VHS-Schulprojektes, das in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und dem Stadtarchiv Düsseldorf durchgeführt wurde, mit der Hausgeschichte der Franklinschule und den Bombentoten vom 23. Januar 1945 auseinander. Deren Geschichte wurde bald zu einem persönlichen Anliegen für sie, so dass sie weiter forschte – Stück für Stück, wie bei einem Puzzle, kamen immer weitere Aspekte hinzu: Die Geschichte der Zwangsarbeiter*innen aus West- und Osteuropa, der Militärinternierten und Kriegsgefangenen und der Lager, in denen sie lebten, überhaupt das Schicksal des Stadtteils (der damals Teil von Derendorf-Nord und –Süd war). Akribisch forschte sie nach Einzelpersonen und gab den Opfern ein Gesicht, stellte zu den bloßen Namen und Daten indivuíduelle Schicksale dar. Sie nahm Kontakt zu noch lebenden Zeitzeugen in Düsseldorf und den Niederlanden auf, untersuchte die Strukturen, die hinter der Kriegswirtschaft und den Zwangsarbeitereinsätzen in Pempelfort standen. Besonders ergiebig war neben dem umfangreichen Quellenmaterial im Stadtarchiv Düsseldorf der Austausch mit dem Staatsarchiv Rotterdam, der eindeutige Bezüge zur „Razzia von Rotterdam“ im November 1944 ergab. Auch konnte sie zahlreiche bisher unbekannte Fakten zur Herkunft und Lage der Zwangsarbeiter in Düsseldorf aufdecken, die einen Einblick in den Alltag, die Ernährungssituation, Berufe und zwangsweise ausgeübte Tätigkeiten in Fabriken, Krankenhäusern, bei der Reichsbahn und vielen anderen Einsatzorten, aber auch bei der Trümmerräumung erlauben. Anschaulich gemacht wird dies durch weit über einhundert Abbildungen: Fotos aus dem Stadtteil, Dokumente und Portraits von Betroffenen.

 

Mit Dagmar Gutheils sehr fundierter Dokumentation liegt aber nicht nur ein wichtiger Baustein zur Geschichte Pempelforts im Zweiten Weltkrieg vor – Zwangsarbeit, Tod und Verderben sind in fast jedem Stadtteil deutscher Großstädte während des sogenannten „Dritten Reichs“ allgegenwärtig gewesen, so dass Pempelfort hier für sehr viel mehr als nur für sich selbst steht. Das Stadtarchiv Düsseldorf hat diese verdienstvolle Arbeit, die zahlreiche bisher unbekannte Fakten zum Bombenkrieg und der Situation der Zwangsarbeiter*innen und auch zu bisher ganz unbekannten Lagern im Stadtteil aufdeckt, mit finanzieller Unterstützung durch das Kulturamt und die Bezirksvertretung 1, nun in seiner Schriftenreihe veröffentlicht – sie ist ab sofort im Buchhandel und im Stadtarchiv Düsseldorf erhältlich.

 

 

 

Titelinformation:

 

Dagmar Gutheil, „… dass man wünschte, es wäre alles vorbei …“ Spuren des Zweiten Weltkriegs in Düsseldorf-Pempelfort. Eine Dokumentation [Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf 26]; Essen (Klartext-Verlag) 2018 – 345 S, zahlr. s/w u. fbg. Abbildungen, ISBN 978-3-8375-2042-2, erhältlich im Buchhandel sowie im Stadtarchiv Düsseldorf zum Preis von 16,90 €

 

 

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