Nördlich Kalkumer Schloßallee

Anlass

In einem sorgfältigen Abstimmungsprozess der verantwortlichen politischen Gremien und der Verwaltung wurde eine Umsetzungsstrategie zur angemessenen Entwicklung des Düsseldorfer Nordens in definierten Bereichen (Vorlage Nr. 61/8/2018 „Perspektiven für den Düsseldorfer Norden“, siehe Perspektiven für den Düsseldorfer Norden) entwickelt.

Die Umsetzungsstrategie sieht für den Bereich zwischen Stadtbahntrasse im Westen und Am Mühlenacker im Osten eine Entwicklung der Fläche „Nördlich Kalkumer Schloßallee“ vor.

Bebaut werden soll jedoch nur der Westteil: hier sind eine neue Schule, eine Pflegeeinrichtung und Wohnbauflächen (zum generationenübergreifenden Wohnen) sowie ergänzende Infrastruktur geplant. Ein innovatives Mobilitätskonzept, Maßnahmen zur Klimaanpassung und die Verwendung zukunftsfähiger Energieträger im Sinne der Energiewende sind dabei obligatorisch. Der Ostteil ist für Freiraum, Sport- und Erholungsflächen vorgesehen.

Gesamte Nutzungsverteilung

Wichtig ist aber auch, dass sich das neue Gebiet in sein Umfeld einfügt und auch für dieses einen Mehrwert generiert. Dies kann durch neue Nutzungen und ergänzende Infrastruktur erreicht werden. Im Planungsprozess sollen gemeinsame und gegebenenfalls konträre Bedürfnisse identifiziert und koordiniert werden. Ziel ist es, den Gemeinschaftsgedanken und -nutzen zu stärken sowie Jung und Alt (sowohl hinsichtlich des Lebensalters als auch mit Bezug auf die Wohndauer) miteinander zu vernetzen, so dass ein harmonisches Zusammenleben erreicht werden kann. Das voneinander Lernen und Erkennen von Synergien soll das Zusammenleben auf dem Mehrgenerationen-Campus prägen.

Im Februar 2021 wurde diese Planungsabsicht durch einen Haushaltsantrag der Ratsfraktionen von CDU und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN untermauert. Der Rat hat darin die Verwaltung beauftragt, den Beteiligungs- und Planungsprozess zur Fläche „Nördlich Kalkumer Schloßallee“ auf der Basis der Ergebnisse des Verfahrens „Perspektiven für den Düsseldorfer Norden“ (Vorlage 61/ 8/2018) fortzusetzen. Ziel ist die Ermöglichung eines beispielhaften „Mehrgenerationen-Campus“ als Kombination unterschiedlicher Funktionen und Einrichtungen speziell unter dem Gesichtspunkt der gemeinsamen Nutzbarkeit für alle Altersgruppen.

Für das beabsichtigte qualitätssichernde Verfahren inklusive einer fortlaufenden und intensiven Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Politik (Rat und BV) wurden 250.000 Euro etatisiert. Der Ratsbeschluss zur Durchführung des Wettbewerbs und zur Freigabe der Haushaltsmittel erfolgte am 15. Dezember 2022.

Die Entwicklungsabsicht wird durch die Aufstellung einer Satzung über ein besonderes Vorkaufsrecht (Vorlage APS/040/2021) flankiert, durch die sichergestellt wird, dass die Planungsziele auch umgesetzt werden können. Die Stadt hat im Falle eines Verkaufs mit der Satzung die Möglichkeit, Grundstücksankäufe Dritter zu verhindern, die eine Realisierung der genannten Planungsziele erschweren oder unmöglich machen würden.

Eine Entwicklung neuer Bauflächen kann nicht ohne schlüssiges Verkehrskonzept erfolgen. Derzeit wird vorab und vertiefend zum gesamtstädtischen Mobilitätsplan D an einem verkehrlichen Teilkonzept für den Düsseldorfer Norden gearbeitet. Darin wird auch das Projekt „Nördlich Kalkumer Schloßallee“ betrachtet. Die Ergebnisse werden im Anschluss in diesen Planungsprozess eingespeist und im Rahmen eines gesonderten Mobilitätskonzeptes für das Gebiet konkretisiert.

Plangebiet

Das Plangebiet ist ca. 34,5 ha groß und liegt im Stadtteil Kaiserswerth, direkt angrenzend an Wittlaer und Kalkum. Es befindet sich zwischen der Stadtbahntrasse im Westen, der Straße Am Mühlenacker im Norden und im Osten und der Kalkumer Schloßallee im Süden.

Es handelt sich vorwiegend um Grün- und landwirtschaftlich genutzte Flächen. In den Geltungsbereich einbezogen wurden darüber hinaus u.a. das Schul- und Sportgelände und der Tennisverein im Südwesten, da es Aufgabe im Wettbewerbs sein wird, bei der Planung neuer Infrastruktur auch Synergieeffekte mit bestehenden Nutzungen zu erzielen.

Die Fläche Nördlich Kalkumer Schloßallee ist bereits seit Jahrzehnten eine Baulandreserve und über den Flächennutzungsplan (FNP) seit 1992 als Wohnbaufläche planungsrechtlich gesichert. Im übergeordneten Regionalplan ist die zur Bebauung vorgesehene Fläche sogar deutlich größer und geht noch über die Plangebietsgrenze hinaus.

Nach zwei Workshops von Verwaltung und Politik im Jahr 2017 wurde aber vereinbart und mit Beschluss der Vorlage Perspektiven für den Düsseldorfer Norden (Nr. 61/8/2018) in der Bezirksvertretung 5 und im Planungsausschuss des Rates festgehalten, dass lediglich der Westteil bebaut werden soll. Damit wird im Sinne der Klimaanpassung auf eine Bebauung großer Teile der Baureserve verzichtet und diese für Sport-, Grün- und Erholungszwecke freigehalten. Aufgabe der Teams im Wettbewerb wird sein, einen abschließenden Siedlungsrand zu definieren.

Das Plangebiet ist zudem Leitprojekt des ebenfalls politisch beschlossenen RegioNetzWerks und als Generationen-Campus in der Kooperationsvereinbarung von CDU und Bündnis 90/Die Grünen als Teil einer notwendigen Zurverfügungstellung von Wohnraum und Raum für die Daseinsvorsorge genannt.

Luftbild Landeshauptstadt Düsseldorf 2023
Luftbild Landeshauptstadt Düsseldorf 2023

Qualitätssicherndes Verfahren

Auf der einen Seite werden an das Plangebiet diverse Nutzungsansprüche gestellt, auf der anderen Seite besteht der Wunsch, den landschaftlichen Charakter weitestgehend zu erhalten und einen abschließenden Ortsrand auszubilden, um eine weitere Gebietsentwicklung in den Außenbereich zu unterbinden. Zudem sind bei einer Entwicklung der Fläche die Öffentlichkeit einzubinden und die Kriterien des Stadt-Umland-Verbundes „RegioNetzWerk“ zu erfüllen.

Zu diesem Zweck wurde ein „zweiphasiger Wettbewerb“ gemäß RPW 2013 (Richtlinien für Planungswettbewerbe) mit intensiver Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt, auf dessen Grundlage im Anschluss ein Bebauungsplan aufgestellt werden kann.

Als erster Schritt erfolgte vom 13. Juni bis 10. Juli 2022 eine vorlaufende Öffentlichkeitsbeteiligung. Über die Website Dialog Kalkumer Schloßallee und eine Beteiligungsmöglichkeit vor Ort (Briefkästen am Parkplatz des Theodor-Fliedner-Gymnasiums und in der Stadtteilbibliothek Kaiserswerth) konnten interessierte Bürger*innen ihre Bedürfnisse und Anregungen einbringen. Eine parallele Ämterbeteiligung sorgte für die Einbeziehung der fachlichen Belange. Die Ergebnisse beider Beteiligungen sind in den Auslobungstext des Wettbewerbs eingeflossen.

Aufgrund der zahlreichen Anregungen aus der vorlaufenden Beteiligung und zur Klärung von Fragen fand zudem am 15. November eine Infoveranstaltung in der Aula des Theodor-Fliedner-Gymnasiums statt. Vorab war die Verwaltung im Bereich des Parkplatzes der Haltestelle Kalkumer Schloßallee am Planungsbauwagen für Interessierte ansprechbar.

Nach dem Ratsbeschluss zur Durchführung des Wettbewerbs am 15. Dezember 2022 erfolgten die letzten Abstimmungen mit der Architektenkammer, bevor der Wettbewerb auf der Vergabeplattform EU-weit bekannt gemacht wurde. Interessierte Büros der Stadtplanung konnten sich bis zum 24. April bewerben. Die Teambildung mit Landschaftsarchitekt*innen erfolgt in einem zweiten Schritt.

Am Wettbewerb nahmen 13 Teams teil.
Das Verfahren startete mit einem öffentlichen Auftaktkolloquium am 05. September 2023.
Die Teams haben in einer ersten Entwurfsphase konzeptionelle städtebauliche Leitideen erarbeitet und diese anonym eingereicht. Von diesen ersten Entwürfen wählte das Preisgericht (bestehend aus Vertreter*innen der Verwaltung, Politik, externen Expert*innen und Berater*innen; hierzu gehören auch Bürger*innen) vier für die zweite Bearbeitungsphase aus. Diese wurden im Rahmen einer öffentlichen Zwischenpräsentation am 15. November 2023 vorgestellt. Im Anschluss daran bestand die Möglichkeit, sich die Entwürfe in einer betreuten Ausstellung anzusehen (am 16., 17. und 20. November). Alle Anmerkungen und Ideen zu den konkreten Konzepten wurden an die Teams weitergeleitet. Die weiterentwickelten Entwürfe wurden am 30. Januar 2024 öffentlich präsentiert. Hier konnten erneut Anregungen abgegeben werden, die dem Preisgericht zur Verfügung gestellt wurden.

Am 31. Januar 2024 hat das Preisgericht unter dem Vorsitz von Architekt und Stadtplaner Heiner Farwick in großer Übereinstimmung den Entwurf von Architekten Venus GmbH, Greenbox Landschaftsarchitekten aus Köln und BeL – Sozietät für Architektur aus Köln als besten Entwurf und damit als Grundlage für das sich anschließende Bebauungsplanverfahren ausgewählt.

Der 2. Preis ging an das Team aus dem Büro Schellenberg + Bäumler Architekten, Dresden mit studio grüngrau, Düsseldorf und caspar., Köln.

Zudem wurden zwei 3. Plätze vergeben an:
Machleidt, Berlin mit Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin
und
schneider + schumacher Städtebau, Frankfurt am Main mit GTL Michael Triebswetter Landschaftsarchitekt, Kassel.

Das Konzept von Architekten Venus GmbH, Greenbox Landschaftsarchitekten und BeL – Sozietät für Architektur hat sich insbesondere mit dem Thema Landschaftsraum und Siedlungsentwicklung auseinandergesetzt und eine ganz eigene Ausprägung für die Generationenquartiere gefunden, die sich vom klassischen Städtebau unterscheiden. Den Freiraum zum zentralen Thema zu machen und die Bebauung Cluster artig einzubinden, erhält das Grün bis an die heutigen Siedlungsränder und platziert die Bebauung um Quartiershöfe, die Nachbarschaften und Identifikation für das jeweilige Cluster schaffen. Die 4 zunächst kritisierten 5-Geschosser in verschiedenen Wohnhöfen, erweisen sich neben der regelhaften 2-,3-, und 4-, geschossigen Bebauung als kleine Markanten und sinnvolle Kubaturen für vielfältige Wohnformen. Alle Gebäude haben anders, als in gängigen städtischen Quartieren einen direkten Bezug zur Landschaft, so dass ein gleichberechtigtes Wohnen für alle entstehen kann. Diese visionäre Idee denkt Stadt und Landschaft in dem ländlichen Umfeld adäquat zusammen. Trotz der geringsten Versiegelung im Vergleich aller Entwürfe können bis zu 550 Wohnungen, kleine und große, entstehen. Die Schule und die Sportflächen werden an der Kalkumer Schlossallee entwickelt. Der Lindenhof kann an seinem Standort bleiben. Die Erschließung erfolgt über eine Achse von der Kalkumer Schloßallee und muss weiter ausgearbeitet werden.

Das Preisgericht empfiehlt die Arbeit für die Weiterbearbeitung des städtebaulichen Konzeptes für das anschließende Bebauungsplanverfahren zu nutzen. Für die Einzelcluster sind weitere Qualifizierungsverfahren geplant.

Hinweis zur Öffentlichkeitsbeteiligung:
Die Entwürfe aller beteiligten 13 Teams können in einer Ausstellung vom 19. Februar bis 01. März 2024, jeweils Montag bis Freitag von 08:00-19:00 Uhr von interessierten Bürger*innen besichtigt werden. Die Ausstellung erfolgt im technischen Rathaus TVG II, in der Brinckmannstraße 5, 40225 Düsseldorf im Sitzungssaal 0104 im Erdgeschoss.

Der Verein Stadt.Land.Fluss Düsseldorfer Norden e. V. überreichte am 28. September 2023 der Beigeordneten Cornelia Zuschke 3.000 Unterschriften zum Erhalt der aktuell überwiegend landwirtschaftlich genutzten Freifläche Nördlich Kalkumer Schlossallee.

Die Bürger und Bürgerinnen wurden intensiv im Verfahren beteiligt. Insgesamt fünf Personen, davon drei Frauen und zwei Männer, haben das Preisgericht beratend unterstützt. Interessierte konnten sich vor, während und nach der Auftaktveranstaltung zum Wettbewerb am 5. September 2023 beim wettbewerbsbegleitenden Büro ISR und dem Stadtplanungsamt melden. Die abschließende Auswahl erfolgte durch ein Losverfahren. Die Aufgabe der beratenden Bürger*innen ist das Einbringen von lokalem Wissen sowie die Vertretung ortsspezifischer Belange über die eigenen Interessen hinaus. Die Einbindung der Bürger*innenvertretung soll, neben den gesetzlichen Beteiligungsschritten, im sich anschließenden Bebauungsplanverfahren fortgeführt werden.