Wie kam so viel Japan nach Düsseldorf?

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Partnerstadt Chiba, Japan

Eine kleine Historie

Dass Japan im Düsseldorfer Stadtbild eine große Rolle spielt, ist hinreichend bekannt. Mehr als 8.400 Japanerinnen und Japaner leben in unserer Stadt – das macht Düsseldorf zum Japanstandort Nummer 1 in Kontinentaleuropa. Fast 600 japanische Unternehmen finden sich im Großraum Düsseldorf – oft sind sie sogar mit ihrer Europazentrale hier angesiedelt. Düsseldorf verfügt zudem über eine hervorragende japanische Infrastruktur mit einer japanischen Schule, vier japanischen Kindergärten, dem japanischen Generalkonsulat, der japanischen Industrie- und Handelskammer sowie zahlreichen Kulturinstitutionen und Vereinen wie beispielsweise dem japanischen Club oder dem EKO Haus. Seit 2014 bietet die japanische Fluglinie ANA eine direkte Verbindung zwischen Düsseldorf und Tokio-Narita an.

Doch wie kam es genau dazu, dass all diese japanischen Einrichtungen in Düsseldorf zu finden sind? Wann wurde Düsseldorf zur populären Destination für Japanerinnen und Japaner? Und warum fühlt man sich beim Schlendern auf der Immermann- oder Klosterstraße nach Tokio versetzt? Diesen Fragen geht das Forschungsprojekt der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf „Die Geschichte des japanischen Wirtschaftsstandorts Düsseldorf“ nach. Unter der Leitung von Dr. Christian Tagsold und gefördert durch die Gerda-Henkel-Stiftung sollen  geschichtliche Zusammenhänge aufgewiesen werden, die Düsseldorf – hinter London – zu dem Japanstandort Europas machen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges rückte die Schwerindustrie immer mehr in den Fokus der Nationen. Diese war für den Wiederaufbau zerstörter Städte entscheidend. Und so wurde Düsseldorf durch seine Nähe zum Ruhrgebiet ein interessanter Standort für die Japaner, die sich zuvor in Deutschland vor allem auf Hamburg und Berlin konzentriert hatten. Ab den 1950er Jahre ließen sich immer mehr Unternehmen nieder, u.a. Okura & Co., das Handelshaus Mitsubishi oder die Bank of Tokyo.

Selbstverständlich sprachen noch andere Faktoren für Düsseldorf als Wirtschaftsstandort, wie etwa die Nähe zur ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn oder die gute Lage innerhalb Europas mit leichtem Zugang zu den Beneluxländern und Frankreich. Allerdings schien das nicht alles so ausschlaggebend zu sein, wie die Nähe zur Schwerindustrie der nördlichen Nachbarregion, wie die Festschrift der japanischen Industrie- und Handelskammer deutlich zum Ausdruck bringt.

Die Stadt Düsseldorf begann diesen Aufwind für sich zu nutzen und startete mit aktiver Akquisearbeit von japanischen Unternehmen. Diese Vorreiterrolle im Bereich „International Business“ der Wirtschaftsförderung hält noch heute nach. Schon 1963 hatte das Amt die Idee zum Bau eines Japan-Centers an der Immermannstraße, der dann 1978 vollendet wurde. 1966 regte die Stadt die Etablierung von Japan-Tagen an, die ab 2002 im großen Stil mit hunderttausenden Gästen realisiert wurden und seitdem zur festen Instanz im Düsseldorfer Veranstaltungskalender gehören.

Und so wuchs die japanische Gemeinde in Düsseldorf langsam aber stetig, bis sie Mitte der 1970er Jahre Hamburg als Nr.1 Japanstandort Deutschlands ablöste. Düsseldorf stellte sicher, dass es nicht allein um Unternehmensanwerbung ging, sondern dass auch eine familienfreundliche Atmosphäre geschaffen wurde, die es den japanischen Unternehmen erleichterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Düsseldorf zu entsenden, die sich dort wohlfühlen würden. Ganz entscheidend dafür war der Bau der japanischen Schule Anfang der 1970er Jahre. Weitere Magnetfaktoren waren die Etablierung des Japanischen Clubs, des Generalkonsulats sowie vieler Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Die Infrastruktur bleibt seit über einem halben Jahrhundert im dynamischen Wachstum und erstreckt sich mittlerweile auf alle Bereiche des öffentlichen Lebens.

Die japanische Gemeinde besteht zu einem großen Teil aus „Expats“, die nach einigen Jahren in ihre Heimat zurückkehren. Damit sie nach ihrer Rückkehr nach Japan ein Stück „alte Heimat“ erleben können, veranstaltet die Landeshauptstadt, gemeinsam mit dem Land NRW und der Messe Düsseldorf, in regelmäßigen Abständen den „Düsseldorf Abend“ in Tokio. Dort können die Vertreterinnen und Vertreter von japanischen Unternehmen sowie Diplomatinnen und Diplomaten, die einst selbst in Düsseldorf gelebt haben, bei Altbier und rheinischer Küche in Erinnerungen schwelgen. Der letzte Düsseldorf Abend im September 2019 hatte weit über 1.000 Gäste.

Hinweis: Sushi, Sake und Japanischer Lifestyle – so bewirbt die Düsseldorf Tourismus ihre Japanführung durch „Little Tokyo“. Wer mehr über Japan in Düsseldorf erfahren möchte – inkl. kulinarischer Kostproben – kann dies hier tun. Den gesamten Beitrag gibt es hier auch auf Japanisch zum Download.