Ein Blick in einen Schlafsaal des alten Waisenhauses
Ein Blick in einen Schlafsaal des alten Waisenhauses © Kinderhilfezentrum Düsseldorf

Welchem Wandel das Kinderhilfezentrum unterworfen war und wie es zu dem wurde, was es heute ist, zeigt der Blick in dessen Geschichte: 1850 gründeten die "Schwestern vom armen Kinde Jesus" das St.-Annakloster in Pempelfort. Das ehemalige St.-Annakloster war überwiegend ein Säuglings- und Kleinkindheim mit einem Neugeborenenzimmer, sechs Säuglingsgruppen, Krabbelgruppen und vielen Kleinkindergruppen im Kindergartenalter. Viele der Kinder waren nichtehelich geboren und wurden damals von ihren Müttern abgegeben.

Überbelegung, überfordertes und überaltertes Personal, Nachwuchsmangel sowie ein erheblicher Sanierungsstau führten schließlich zu der Entscheidung des Ordens, die Außenstelle in Düsseldorf aufzugeben. 1970 kam es in der Folge zu ersten Verhandlungen über einen Trägerwechsel mit der Landeshauptstadt Düsseldorf. Es ging zum einen um die weitere Betreuung von damals 240 Kindern, zum anderen um die Übereignung des gesamten Klostergeländes mit circa 30.000 Quadratmetern (einschließlich des damals noch weitgehend landwirtschaftlich genutzten Klostergartens).

Den Verkauf des wertvollen, naturnahen Geländes am Rand der Innenstadt für einen "Freundschaftspreis" von 12 Millionen Deutsche Mark, verband die Ordensführung mit der Auflage, die damals bereits 121 Jahre alte klösterliche Oase langfristig weiterhin für soziale Zwecke zu nutzen. 1971 übernahm die Landeshauptstadt Gebäude, Grundstück und Aufgaben. Das Kloster wurde zur stationären Einrichtung mit angegliedertem Kindergarten.

Die Kinder verloren von heute auf morgen ihre bisherigen Bezugspersonen und konnten auf vieles, was sie bisher gewohnt waren, nicht mehr zurückgreifen. Die nun verantwortliche Leitung sah sich gemeinsam mit den neu zuständigen Gruppenpädagoginnen und- pädagogen in der Herausforderung, die Lebensleistung der Nonnen zu würdigen und zugleich alles anders machen zu wollen, um die Situation der Kinder im Kinderhilfezentrum zu verbessern.

Eine zentrale Auflage für den ersten Heimleiter bei Übernahme der Leitung im Jahr 1971 war zudem dessen Bereitschaft, neben der Betreuung der etwa 240 Kinder, die im St.-Annakloster seinerzeit lebten, zugleich einen Notaufnahmebereich für Düsseldorf aufzubauen. Geprägt von ideologischen Wegbereitern der 70er Jahre (Martin Luther King, Erich Fromm, Heinrich Pestalozzi), die auch für eine humanere Heimerziehung richtungsweisend waren, vollzog sich von 1971 bis 1981 die erste große Heimreform im städtischen Kinderhilfezentrum: Erzieherinnen und Erzieher lebten nun mit den Kindern und Jugendlichen familienähnlich zusammen. Auch der Heimleiter selbst lebte mit seiner Familie auf dem Gelände. Die Pädagoginnen und Pädagogen übernahmen die Rolle des Elternersatzes auf Zeit. Es wurde weniger erzogen, es wurde zusammengelebt. Weitere Meilensteine folgten: 1972 wurde die erste Tagesgruppe gegründet, 1976 wurde das Werkhaus unter der Leitung des Sozialpädagogen und Beuys-Schülers Franz Karl Bößer (Kunst und Heilpädagogik) eröffnet. In den weiteren 90er Jahren wurden neue Formen von Betreutem Wohnen für Einzelne und Familien entwickelt, zudem wurde die Eltern- und Familienarbeit gestärkt.

2000/2001 vollzog sich die Neugestaltung des Geländes mit der Renaturierung der Düssel, die seitdem malerisch durch das Gelände fließt. Von Beginn an entwickelt sich das Kinderhilfezentrum, inzwischen mit der vierten Einrichtungsleitung, im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen und im Interesse einer positiven Entwicklung von Kindern und Jugendlichen und deren Familien kontinuierlich weiter.

Ein Prozess, der ohne die überzeugte Unterstützung von Stadt und Politik sowie den engagierten Support des Freundeskreis des Kinderhilfezentrums Eulerstraße e.V. und der Stiftung Kinderhilfezentrum Düsseldorf so nicht möglich wäre.

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