"Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern"

| Kultur

Der Student Max Stern, Bad Nenndorf, um 1926; Foto: National Gallery of Canada, Library and Archives, Max Stern fonds; Foto: Canada, Library and Archives, Max Stern fonds

(V. r.) Provenienzforscherin Jasmin Hartmann, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Kurator Dr. Dieter Vorsteher und Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums; Foto: Lars Heidrich

(V. l.) Provenienzforscherin Jasmin Hartmann, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Sigrid Kleinbongartz, stellvertretende Leiterin des Stadtmuseums und Kurator Dr. Dieter Vorsteher; Foto: Lars Heidrich

Kurator Dr. Dieter Vorsteher; Foto: Lars Heidrich

Die Landeshauptstadt Düsseldorf lädt vom 2. September 2021 bis zum 30. Januar 2022 zur Ausstellung "Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern" in das Düsseldorfer Stadtmuseum ein. Max Stern (1904–1987) gehört zu den Opfern des Nationalsozialismus. 1937 wurde er gezwungen, seinen Kunsthandel an der Königsallee zu schließen und zu emigrieren.

Über Großbritannien kam er 1940 als Internierter nach Kanada. Dort gelang ihm ein Neuanfang: Max Stern wurde zu einem der bedeutendsten Galeristen des Landes. Die Ausstellung im Stadtmuseum beleuchtet das Leben und Wirken Sterns sowie die Geschichte seiner Familie und der Galerie.

Zur Ausstellung fand am Montag, 12. Juli, eine Pressekonferenz im Düsseldorfer Rathaus mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, dem Kurator Dr. Dieter Vorsteher, der Provenienzforscherin der Landeshauptstadt Düsseldorf, Jasmin Hartmann, sowie der stellvertretenden Leiterin des Stadtmuseums, Sigrid Kleinbongartz, statt.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Die Geschichte Max Sterns und der Galerie Stern sind Teil der Düsseldorfer Stadtgeschichte, an die es zu erinnern gilt. Max Stern war ein angesehener Bürger und wichtiger Kunsthändler in Düsseldorf, der Opfer des NS-Terrors wurde. Ihm eine Ausstellung zu widmen und seine Geschichte in Düsseldorf zu erzählen, ist von großer Bedeutung. Sie  ist Teil unserer Erinnerungskultur, die wir intensiv in Düsseldorf leben."

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe: "Dass wir die neu konzipierte Ausstellung zu Max Stern nun am 1. September eröffnen können, freut mich sehr. Für die Schau konnten wir Dr. Dieter Vorsteher als Gastkurator gewinnen, der in thematisch komplexen Projekten erfahren ist und die Ausstellung mit großer Sensibilität konzipiert und organisiert hat. Unterstützt wurde er dabei von dem Team des Stadtmuseums sowie von der Provenienzforschung der Landeshauptstadt Düsseldorf."

Kurator Dr. Dieter Vorsteher: "Mit der Ausstellung soll die Person Max Stern gewürdigt werden. Mithilfe von Zitaten, Fotografien, historischen Dokumenten und mehr wird den Besucherinnen und Besuchern der Ausstellung über 14 Stationen hinweg Sterns Lebensgeschichte näher gebracht. Die Konzeption und Erzählung der Ausstellung bauen dabei hauptsächlich auf persönlichen Schilderungen von Max Stern auf, die Teil des Nachlasses von Max Stern in der National Gallery of Canada sind und somit wichtige Quellen für die Ausstellung bilden. Im Zusammenspiel mit den Materialien aus den deutschen Archiven gelang es, einen fundierten Überblick über das Leben und Wirken Max Sterns zu schaffen, welcher auch eine Grundlage für weitere Forschungen in Deutschland bilden könnte."

Zur Ausstellung
Die Ausstellung "Entrechtet und beraubt. Der Kunsthändler Max Stern" im Düsseldorfer Stadtmuseum wird am 1. September eröffnet und ist bis zum 30. Januar 2022 im Stadtmuseum zu sehen. Der Titel verweist auf das Unrecht, das Max Stern aufgrund seiner jüdischen Abstammung nach 1933 in Düsseldorf erdulden musste. Die erzwungene Schließung der Galerie Stern und die Vertreibung aus Deutschland stellten für Max Stern und seine nächsten Angehörigen einen schmerzhaften und folgenschweren Einschnitt in ihr gesamtes Leben dar.

Ein Leitfaden durch die Ausstellung bilden 14 Stationen, die aus großformatigen Tafeln zu den Ereignissen um die Galerien und zur Geschichte der Familie Stern bestehen. Ergänzt werden die Tafeln unter anderem durch Kunstwerke aus der Galerie Stern, biographische Zeugnisse, Archivalien, Fotografien und Filme sowie eine interaktive Medienstation. Die Stationen reichen thematisch von den Vorfahren Sterns, der Galeriegründung und Zeit in Düsseldorf über den Wendepunkt 1933, die Zeit des Nationalsozialismus, die Entrechtung und Flucht der Familie Stern bis hin zum Neuanfang Max Sterns in Kanada und der Suche nach den Bildern, die er in Deutschland zurücklassen musste.

Ein Themenschwerpunkt ist zudem die Provenienzforschung in den Museen. Auf eigens gestalteten Informationstafeln werden an ausgewählten Gemälden Fragen nach deren Herkunft im Zusammenhang mit der Galerie Stern behandelt. Ein weiterer Raum beleuchtet zudem die Arbeit und Aufgabe der Provenienzforschung im Speziellen. Ergänzt wird dies durch eine Medienstation, die die Arbeit der Provenienzforschung in der Praxis erläutert. Sie wurde eigens für die Ausstellung konzipiert und wird vom Landschaftsverband Rheinland gefördert.

Ein Bereich in der Ausstellung befasst sich zudem mit der Vorgeschichte der Ausstellung, thematisiert die Absage der ursprünglichen Ausstellung und die Reaktionen der nationalen und internationalen Presse darauf.

Quellen aus der National Gallery of Canada
Die Ausstellung präsentiert bislang unveröffentlichte Materialien aus Sterns Nachlass im Kontext mit wichtigen Dokumenten aus hiesigen Archiven. Der Kurator Dr. Dieter Vorsteher konnte Quellen in der National Gallery of Canada (Ottawa) einsehen. In der National Gallery of Canada liegen die Nachlässe von Max Stern, seiner Londoner Galerie sowie der Nachlass der Familie Thalheimer (Schwester und Schwager von Max Stern). Es war so zum einen möglich, im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung vor Ort zu forschen, zum anderen wurden im Anschluss Materialien aus dem kanadischen Archiv zur Verfügung gestellt.

Entwicklung der Ausstellung
Nachdem 2017 die ursprünglich geplante Ausstellung zu Stern zunächst abgesagt wurde, wurde nach kurzer Zeit beschlossen, die Schau in ergänzter und überarbeiteter Form zu einem späteren Zeitpunkt im Stadtmuseum zu zeigen. Im Vorfeld der Ausstellung hatte die Landeshauptstadt Düsseldorf im Februar 2019 unter dem Titel "Die Galerie Stern im Kontext des Rheinischen Kunsthandels während des Nationalsozialismus" zu einer internationalen Tagung in das Haus der Universität mit 150 Gästen eingeladen. Mittels Einzelfallanalysen und Kontextforschung unter anderem zur Händlertätigkeit von Max Stern im Vergleich mit anderen Düsseldorfer und rheinischen Kunsthändlern sollte der Komplexität des Themas Rechnung getragen werden. Die Erkenntnisse des Symposiums sind auch in die Ausstellungskonzeption eingeflossen.

Mit der damaligen Absage der Ausstellung haben auch einige wichtige Kooperationspartner ihre Teilnahme abgesagt, darunter das Max Stern Art Restitution Project oder das kanadische Kuratorenteam. In den vergangenen Jahren wurde der Kontakt mehrfach gesucht, um eine erneute gemeinsame Zusammenarbeit zu ermöglichen bzw. wiederaufzunehmen. Es blieb jedoch bei der Absage dieser Kooperationspartner.

Die neu konzipierte Ausstellung sollte ursprünglich bereits im Herbst vergangenen Jahres präsentiert werden. Aufgrund der Corona-Lage und den damit verbundenen Maßnahmen musste die Ausstellung jedoch in das Jahr 2021 verschoben werden. Nachdem die Pandemie auch eine Schau im Frühjahr nicht zuließ, wurde sie für den Herbst 2021 geplant und kann nun im September eröffnet werden. Ausschlaggebend für diese Entscheidungen war auch, dass man die Ausstellung ohne größere coronabedingte Einschränkungen durchführen wollte, um sie so einem möglichst großen Publikum präsentieren zu können.

Zum Kunsthistoriker Max Stern
Der Kunsthistoriker Max Stern stieg 1928 in die 1913 gegründete und seit 1917 an der Königsallee 23-25 ansässige Galerie seines Vaters Julius Stern (1867–1934) ein. Sie zählte neben den Galerien von Alfred Flechtheim, Johanna Ey, Hans und Georg Paffrath und Dr. Joseph Schönemann zu den prominentesten Adressen des Düsseldorfer Kunsthandels im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Max Stern gehört zu den Opfern des Nationalsozialismus. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung wurde ihm 1935 die Aufnahme in die Reichskammer der bildenden Künste und damit die Erlaubnis zur Weiterführung seiner Kunsthandlung verwehrt, bis man ihn schließlich zur Liquidierung seiner Galerie Ende 1937 zwang. Stern floh kurze Zeit darauf über Paris nach London. 1940 wurde er in Großbritannien interniert und von dort aus nach Kanada gebracht.

Hinweis zur Eröffnung und Presserundgang
Die Eröffnung der Ausstellung findet am Mittwoch, 1. September, 18 Uhr, im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2, statt. Weitere Informationen hierzu werden rechtzeitig über die Webseite des Stadtmuseums bekanntgegeben: www.duesseldorf.de/stadtmuseum. Zudem ist für Medienvertreterinnen und -vertreter ein zweiter Medientermin mit Pressegespräch und anschließendem Rundgang durch die Ausstellung kurz vor der Eröffnung geplant. Hierzu wird rechtzeitig eine gesonderte Einladung versendet.

 


“Deprived of rights and property. The art dealer Max Stern”

The exhibition on art historian and gallerist Max Stern will be on view at the Stadtmuseum from 2 September 2021 to 30 January 2022

The state capital Düsseldorf invites audiences to the exhibition “Deprived of rights and property. The art dealer Max Stern” being held from 2 September 2021 to 30 January 2022 at the Stadtmuseum Düsseldorf. Max Stern (1904-1987) was one of the victims of National Socialism. In 1937 he was forced to close his art business located on the Königsallee and emigrate. He came to Canada in 1940, via Great Britain, as an internee. He there succeeded in forging a new start, becoming one of the most important gallerists in the country. The exhibition at the Stadtmuseum shines light on the life and work of Stern as well as the history of his family and gallery.

A press conference on the exhibition took place on Monday, 12 July at Düsseldorf City Hall with Mayor Dr. Stephan Keller, Commissioner for Cultural Affairs Hans-Georg Lohe, Curator Dr. Dieter Vorsteher, Provenance researcher of the state capital Düsseldorf Jasmin Hartmann and Deputy Director of the Stadtmuseum Sigrid Kleinbongartz.

Mayor Dr. Stephan Keller: “The history of Max Stern and the Stern Gallery are part of Düsseldorf’s city history, which deserves to be commemorated. Max Stern was a highly respected citizen and an important art dealer in Düsseldorf who became a victim of Nazi terror. To dedicate an exhibition to him and to relate his story in Düsseldorf is of major significance. Indeed, it is a part of our culture of remembrance which we keenly keep alive in Düsseldorf.”

Commissioner for Cultural Affairs Hans-Georg Lohe: “I am delighted that we can now open the newly designed exhibition dedicated to Max Stern on 1 September. We succeeded in gaining Dr. Dieter Vorsteher as guest curator for the exhibition, who is experienced in thematically complex projects and who designed and organised the exhibition with a great deal of sensitivity. He was supported by the Stadtmuseum team as well as by the provenance research of the state capital Düsseldorf.”

Curator Dr. Dieter Vorsteher: “This exhibition is intended to pay tribute to Max Stern as a person. Through quotations, photographs, historical documents and a great deal more, exhibition visitors are given an understanding of and brought closer to Stern’s life story along 14 survey points within the exhibition. The show’s conception and narrative are based primarily on Max Stern’s personal accounts and descriptions, which are part of his estate at the National Gallery of Canada and are thus important sources for the exhibition. In combination with source material from the German archives, it was possible to create an in-depth overview of Max Stern’s life and work, which could also form a basis for further research in Germany.”

About the exhibition
The exhibition “Deprived of rights and property. The art dealer Max Stern” at the Stadtmuseum Düsseldorf will open on 1 September and continue to be on display at the Stadtmuseum until 30 January 2022. The title refers to the injustice that Max Stern was forced to endure in Düsseldorf after 1933, due to his Jewish ancestry. The enforced closure of the Stern Gallery and the expulsion from Germany represented a painful and devastating schism for Max Stern and his next of kin.

Fourteen survey points consisting of large-format panels on the events concerning the galleries and the history of the Stern family form the framework of the exhibition. The panels are supplemented by works of art from the Stern Gallery, biographical testimonies, archival material, photographs, films and an interactive media station. Thematically, the survey points range from Stern’s ancestors, the founding of the gallery and the time in Düsseldorf up to the turning point of 1933, the period of National Socialism and the disenfranchisement and flight of the Stern family to Max Stern’s new beginnings in Canada and his search for the works of art that he was forced to leave behind in Germany.

Another focus of the exhibition is provenance research in museums. Specially designed information panels address issues concerning the provenance of selected paintings in connection with the Stern Gallery. Another room is dedicated to the specific work and task of the field of provenance research. This is supplemented by a media station explaining the work of provenance research in practice, designed especially for the exhibition and sponsored by the Landschaftsverband Rheinland.

A particular section of the exhibition also deals with the origins of the exhibition, addresses the rejection of the original exhibition and reactions to this in the national and international press.

Sources from the National Gallery of Canada
The exhibition presents previously unpublished material from the Stern Estate within the context of important documents sourced from local archives. Curator Dr. Dieter Vorsteher was permitted to consult sources at the National Gallery of Canada (Ottawa) which administers the estates of Max Stern, his London gallery and the estate of the Thalheimer family (the sister and brother-in-law of Max Stern). It was thus possible to carry out research on location as part of the exhibition preparation, and materials from the Canadian archives were also made available.

Development of the exhibition
After the originally planned exhibition on Max Stern was initially cancelled in 2017, it was decided soon after to present the exhibition in supplemented and revised form at a later date. In the run-up to the exhibition, the state capital Düsseldorf invited 150 guests to take part in an international symposium at the Haus der Universität in February 2019 entitled "The Galerie Stern within the context of the Rhineland Art Trade during National Socialism". The complexity of the subject was taken into consideration and illuminated by means of individual case analyses and contextual research on, among other elements, the dealing activities of Max Stern in comparison with other Düsseldorf and Rhenish art dealers. The findings of the symposium have also been integrated into the exhibition concept.

Due to the earlier cancellation of the exhibition, certain important cooperation partners also cancelled their participation, including the Max Stern Art Restitution Project and the Canadian team of curators. In recent years, contact was sought on several occasions regarding a renewal and resumption of the cooperation. However, the aforementioned cooperation partners maintained their refusal.

The newly designed exhibition was originally planned for last fall, but had to be postponed to 2021 due to the coronavirus situation and associated measures. The pandemic also prevented presentation in the spring, so the exhibition was scheduled for the fall of 2021 and can now open in September. Another decisive factor in these considerations was the aim of holding the exhibition without major coronavirus-related restrictions to present it to as large an audience as possible.

On the art historian Max Stern
In 1928, the art historian Max Stern joined the gallery of his father Julius Stern (1867-1934), which was founded in 1913 and was located at Königsallee 23-25 from 1917. Besides the galleries of Alfred Flechtheim, Johanna Ey, Hans and Georg Paffrath and Dr. Joseph Schönemann, it was one of the most respected addresses in the Düsseldorf art trade within the first third of the 20th century. Max Stern was one of the victims of National Socialism. Due to his Jewish ancestry, he was denied admission to the Reich Authority for Fine Arts in 1935, compelling him to relinquish continuance of his art business until he was finally forced to liquidate his gallery at the end of 1937. Shortly afterwards, Stern fled via Paris to London. In 1940, he was interned in Great Britain, and from there was taken to Canada.

The opening and press tour
The exhibition will be inaugurated on Wednesday, 1 September at 6 pm, Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2. Further information will be published in due time on the Stadtmuseum website: www.duesseldorf.de/stadtmuseum. Shortly before the opening, a second media event with press briefing and subsequent tour of the exhibition is also planned for media representatives, a separate invitation for which will be sent in good time.