"Uecker – Hafis – Goethe"

| Kultur

Günther Uecker im Goethe-Museum in der Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Günther Uecker mit seinem Sohn Jacob und seiner Frau Christine; Foto: Ingo Lammert

Günther Uecker im Goethe-Museum in der Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Günther Uecker während der Pressekonferenz zur Sonderausstellung, die im Garten des Goethe-Museums stattfand; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Kuratorin Dr. Barbara Steingießer führte durch die Sonderausstellung; Foto: Ingo Lammert

Vier mächtige Schriftrollen mit unlesbarer, also "schweigender" Schrift nehmen den ganzen Raum ein: Günther Ueckers "Trommeln"; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe"; Foto: Ingo Lammert

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe nahm ebenfalls an dem Pressetermin teil, hier mit Afshin Derambakhsh und Günther Uecker; Foto: Ingo Lammert

Johann Wolfgang von Goethe: West-oestlicher Divan, Erstausgabe, Geschenk-Exemplar mit handkoloriertem Titelblatt, 1819, Goethe-Museum Düsseldorf; Foto: Goethe-Museum Düsseldorf

Günther Uecker: Ohne Titel (Motiv 36 aus: Huldigung an Hafez), Siebdruck, 2015; Foto: Ivo Faber

Das Goethe-Museum zeigt anlässlich Günther Ueckers 90. Geburtstag eine Sonderausstellung.

Poesie kann so kraftvoll sein, dass sie andere Künstler fast zwangsläufig zu eigenen Werken inspiriert, und das über geografische, historische und kulturelle Grenzen hinweg. Wenn Günther Uecker sagt: "Sobald ich lese, muss ich auch malen" und Goethe erklärt: "Ich musste mich dagegen produktiv verhalten, weil ich sonst vor der mächtigen Erscheinung nicht hätte bestehen können", so beziehen sich beide auf dasselbe Werk. Beide, der Weimarer Klassiker und der Gegenwartskünstler, konnten sich der schöpferischen Energie der Gedichte aus dem "Diwan" (der Sammlung) des persischen Poeten Hafis (auch: Hafez) aus dem 14. Jahrhundert nicht entziehen. Vielmehr geriet der eine wie der andere durch die Lektüre in einen Schaffensrausch.

So entstanden der "West-östliche Divan", die größte Gedichtsammlung Goethes, und 200 Jahre später Ueckers "Huldigung an Hafez", ein Zyklus von 42 Druckgrafiken. Angeregt vom Bilderreichtum der über 650 Jahre alten Gedichte des persischen Poeten, führt Uecker seine weit ausschwingende Handschrift mit leuchtenden Malereien in einem temperamentvollen Tanz zusammen.

Aus Anlass von Günther Ueckers 90. Geburtstag in diesem Jahr zeigt das Goethe-Museum vom 8. September bis zum 15. November die Sonderausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe". Bei einem Pressetermin am Donnerstag, 3. September, mit Günther Uecker, Galerist Till Breckner, Kuratorin Dr. Barbara Steingießer, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und Prof. Dr. Christof Wingertszahn, Direktor des Goethe-Museums, wurde die Ausstellung vorgestellt.

Die Schau zeigt Ueckers Huldigung und Goethes Divan im Erstdruck und in ausgewählten Originalhandschriften, aber auch die Gedichtsammlung von Hafis, die beide inspirierte, und Arbeiten aus Ueckers umfangreichem, aber bisher weniger bekannten bibliophilen Werk. Damit schlägt die Schau eine Brücke zwischen den Jahrhunderten und führt den Blick vom Orient zum Okzident sowie mit einer filmischen Dokumentation über Ueckers Ausstellungsreise in den Iran auch zurück von West nach Ost.

Seit 2016 reist Ueckers Grafikzyklus "Huldigung an Hafez" durch alle Teile des Irans, wo er bisher achtmal Station gemacht und jeweils einheimische Künstler zu eigenen Arbeiten inspiriert hat. Parallel zur Ausstellung Uecker – Hafis – Goethe zeigt die Galerie Breckner, Altestadt 6, bis zum 9. Oktober Skulpturen dieser acht iranischen Künstler.

Günther Uecker: Huldigung an Hafez (Raum 1)
Zwei Jahre lang arbeitete Günther Uecker an seiner Interpretation der zutiefst menschlichen Gedichte des Hafis. Das Ergebnis zeigt sich in 42 druckgrafischen Arbeiten – darunter 31 Siebdrucke, sechs Sanddrucke und fünf Prägedrucke –, die den Geist und die poetische Kraft des Erlebten, Gelesenen und Gehörten in einer überwältigenden Bildsprache vermitteln. Vollständige Ghaselen (Gedichte mit einem speziellen orientalischen Reimschema) aus dem Diwan des Hafis sind auf einigen dieser Blätter in der Originalsprache Farsi zu lesen, ferner ausgewählte Verse auf Deutsch in Ueckers schwungvoller, fast tänzerischer Handschrift. Allen 42 Grafiken gemein sind die intuitive Frische und die dynamische Geste. "Zu dem Mappenwerk gehört eine eigens dafür angefertigte hölzerne Kiste, die zur Aufbewahrung dient. Ihre goldene und ultramarinblaue Bemalung versinnbildlicht den Persischen Golf und seine goldschimmernde Küste, über die der Ostwind weht", beschreibt Kuratorin Dr. Barbara Steingießer.

"Die Poesie wird mit dem Hammer gemacht" (Raum 2)
"Die Poesie wird mit dem Hammer gemacht", sagt Uecker immer wieder und bezieht sich damit auf den russischen Dichter des Futurismus Wladimir Majakowski. Die Lebenserfahrung aus neun Jahrzehnten hat Uecker erkennen lassen: "Widersprüche im Menschen vereint sind Ausdruck seiner Poesie." Im Goethe-Museum sind nun zum ersten Mal überhaupt die Druckplatten der Prägedrucke seiner Grafik-Edition Huldigung an Hafez zu sehen. Mit den Druckstöcken vor Augen können die Betrachter nachvollziehen, dass in dem vom Künstler selbst entwickelten Verfahren hartes Material und große Kraft die Grundlage bildeten für die zartesten Blätter seiner Hommage an die Dichtung. "In den rein weißen Blindprägedrucken, die zwischen den Sieb- und Sanddrucken von Raum 1 hängen, zeichnen sich die ins Papier gedrückten Nägel ab wie Spuren in frischem Schnee, allerdings nicht vertieft, sondern erhaben, wodurch sie nicht einfach dunkel erscheinen, sondern vom Licht sanft modelliert werden. Sie wechseln sich mit den Zwischenräumen ab wie Buchstaben und Leerzeichen einer Schrift", so die Kuratorin.

Die Schau wird durch eine Filmprojektion ergänzt (Raum 3)
Seit mehr als drei Jahrzehnten dokumentiert der Filmemacher Michael Kluth Günther Ueckers Arbeit mit der Kamera. Der Film "Huldigung an Hafez" zeigt den Künstler beim Gestalten der Druckfolien für den Grafikzyklus in seinem Düsseldorfer Atelier und beim Begutachten der Farben in der Siebdruckerei in Reutlingen. Schließlich begleitet er Uecker auch bei der Ankunft in Schiras, dem Geburtsort des persischen Dichters, wo die Reise von Ueckers Huldigung durch den Iran 2016 begann.

Ueckers "Trommeln" (Raum 4)
Vier mächtige Schriftrollen mit unlesbarer, also "schweigender" Schrift nehmen den ganzen Raum ein: Günther Ueckers "Trommeln" beziehen Position und lassen schon erahnen, dass es in den folgenden Räumen nicht nur um die Kraft der Poesie des Hafis geht, sondern auch um die Faszination (Hand)schrift. Goethe schrieb über die ihm fremden orientalischen Kalligrafien: "Man muss dergleichen Handschriften wenigstens sehen, wenn man sie auch nicht lesen kann, um sich einen Begriff von der orientalischen Poesie und Literatur zu machen." Und wie Uecker, der in Laos rätselhafte Schriftzeichen aus der Erinnerung niederschrieb, hat auch Goethe, als er sich mit Hafis befasste, versucht, arabische und persische Schriftzüge nachzumalen. So trägt die mächtige Skulptur den Untertitel: "Zum Schweigen der Schrift. Laos."

"Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen" (Räume 5 und 6)
"Den Glanz deiner Schönheit entfachte das Licht in der Ewigkeit. Die Liebe entstand und setzte in Flammen die ganze Welt." War im Erdgeschoss zu sehen, dass Verse wie diese aus einem fernen Land und aus weit entrückter Zeit einen Künstler der Gegenwart, der meist mit rauen, ungefärbten Materialien arbeitet, zu einem Rausch der Farben und Formen hinzureißen vermochten, so zeigen die Räume 5 und 6 die Wirkung solcher Verse innerhalb der eigenen Kunstgattung – der Dichtung. Auch hier wirkt die Inspiration über zeitliche, räumliche und kulturelle Grenzen hinweg.

Zu sehen sind die erste vollständige deutsche Übersetzung der Gedichtsammlung des Hafis, die prächtige Erstausgabe von Goethes "West-östlichem Divan" mit handkoloriertem Titelkupfer und zahlreiche Originalhandschriften Goethes, darunter das berühmte mit zwei getrockneten Ginkgoblättern verzierte Gedicht "Ginkgo biloba". In kontrastierenden Dialog mit den zarten Gedichthandschriften des Weimarer Klassikers treten bibliophile Werke des Gegenwartskünstlers Uecker, wie das mit Rasierklingen versehene "Scharfe Buch" sowie übernagelte oder mit einem einzigen großen Nagel verschlossene Bücher.

Das Buchobjekt Graphein, in dem Günther Uecker sich historisch und künstlerisch mit einem guten Dutzend Schriftarten verschiedener Kulturen aus mehreren Jahrtausenden auseinandersetzt, und Beispiele historischer Bücher aus China und Persien aus Ueckers eigener Sammlung bestätigen Goethes Überzeugung, dass Selbsterkenntnis und das Interesse am Fremden helfen können, Grenzen zu überwinden: "Wer sich selbst und andre kennt / Wird auch hier erkennen: / Orient und Okzident / Sind nicht mehr zu trennen."

Galerie Breckner Huldigung an Hafez
Überall, wo Günther Ueckers "Huldigung an Hafez" im Iran bisher zu sehen war, hat sie den west-östlichen Dialog fortgesetzt. In Schiras, Teheran, Isfahan, Kerman, Maschhad, Rascht, Buschehr und auf der Insel Kisch haben sich iranische Künstler von Ueckers Werk inspirieren lassen und als Antwort darauf eigene Skulpturen geschaffen. Diese Arbeiten von Morteza Tarassoli (Schiras), Mohamadreza Yazdi (Teheran), Ali Mahboobi Soofiani (Isfahan), Shariyar Rezaei (Kerman), Babak Montazeri (Maschhad), Arefeh Arad (Rascht), Farzad Dashtizadeh (Buschehr) und Neda Ayati (Kisch) sind parallel zur Ausstellung im Goethe-Museum in der Galerie Breckner zu sehen.

Besucherinformationen:
Die Ausstellung "Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen. Uecker – Hafis – Goethe" ist vom 8. September bis 15. November 2020 im Goethe-Museum Düsseldorf/Anton-und-Katharina-Kippenberg-Stiftung, Schloss Jägerhof, Jacobistr. 2,  zu sehen. Weiter Informationen gibt es online unter www.goethe-museum.de, via E-Mail an goethemuseum@duesseldorf.de oder telefonisch unter 0211-8996262. Sonntags ist der Eintritt für alle Besucherinnen und Besucher frei.

Die Schau "Huldigung an Hafez" mit Werken von  Morteza Tarassoli, Mohamadreza Yazdi, Ali Mahboobi Soofiani, Shariyar Rezaei, Babak Montazeri, Arefeh Arad, Farzad Dashtizadeh, Neda Ayati ist vom 8. September bis 9. Oktober 2020 in der Galerie Breckner, Altestadt 6, zu sehen. Weiter Informationen gibt es online unter www.galerie-breckner.de, via E-Mail an info@galerie-breckner.de oder telefonisch unter 0211-54221310.