"Wir feiern das Leben" 600.000 begeisterte Jecken beim Rosenmontagszug in Düsseldorf

| Kultur

Die Düsseldorfer Jecken feierten den Rosenmontagszug ausgelassen. Foto: Melanie Zanin

Rund 600.000 Jecken bejubelten nach Angaben des Comitee Düsseldorfer Carneval e.V. (CC) in der Landeshauptstadt ihren Rosenmontagszug standesgemäß mit dreifachem Helau. Gegen 13.30 Uhr stieg die Stimmung am Rathaus, als der "Zoch" auf den Marktplatz einbog. Von der Zuschauertribüne vorm Rathaus schauten auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller - verkleidet als Ritter - den Zug-Akteuren zu.

Der "Zoch" setzte sich gegen 12.22 Uhr an der Corneliusstraße in Bewegung und erreichte gegen 13.30 Uhr das Düsseldorfer Rathaus in der Altstadt, wo tausende Jecken auf dem Marktplatz die Hauptdarsteller des Düsseldorfer Karnevals erwarteten. Knapp 11.000 Jecken gingen dieses Jahr beim Zug mit, der insgesamt 122 Wagen umfasste.

Motto-Wagen von Jacques Tilly
Thematischer Höhepunkt des diesjährigen Düsseldorfer Rosenmontagszuges, der unter der Regentschaft des Prinzenpaares Venetia Uåsa (Uåsa Maisch) und Prinz Dirk II. (Dirk Mecklenbrauck) stand, war das Motto "Wir feiern das Leben". Zahlreiche Wagen der Karnevalsgesellschaften interpretierten das Motto auf eigene kreative Weise. Die weltweit berühmten Mottowagen wurden - wie in den vergangenen Jahren - von Wagenbaumeister und Künstler Jacques Tilly geschaffen. Ein "Blutbad" war dabei einer von zwei Mottowagen, der den russischen Präsidenten Wladimir Putin und seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine thematisierte. Ein Wagen brachte Solidarität mit dem Aufstand der Frauen im Iran zum Ausdruck. Bundeskanzler Olaf Scholz wurde von Marie-Agnes Strack-Zimmermann auf die "Hörner genommen" und "Krötenminister" Robert Habeck musste einige politische Kröten schlucken. Neben dem "Brexit" wurde mit einem Mottowagen auch die Landeshauptstadt Düsseldorf für den Zuschuss zum Kirchentag kritisiert. Darüber hinaus nahmen die Wagen die Diskussion um kulturelle Aneignung, die Klebeaktionen der "letzten Generation" und den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche auf.

Der Vorbeimarsch der Karnevalisten dauerte rund drei Stunden. Mehrere hundert Polizisten sicherten den Zug. Für die Besucher am Wegesrand gab es tonnenweise Kamelle.

Zwischenbilanz des Ordnungsamtes und der Feuerwehr (Stand 15.30 Uhr)
Für das Ordnungsamt, das am Rosenmontag rund 300 (2020: 260) Kräfte – inklusive privater Sicherheitsdienste und Verwaltungskräfte – im Einsatz hatte, standen an diesem Tag Glasverbot und Jugendschutz im Vordergrund.

Wie in den Vorjahren seit 2011 hatte der OSD wieder 16 Sperrstellen in der Altstadt eingerichtet, um das Glasverbot zu überwachen. Die meisten Besucher an Rosenmontag waren jedoch bestens informiert und führten keine Glasflaschen, Gläser etc. mit. Diejenigen, die dennoch Glasflaschen mitführten, konnten deren Inhalt in (biologisch abbaubare) Plastikbecher umfüllen, die wie immer an jeder Sperrstelle zur Verfügung standen. Vereinzelt in der Glasverbotszone mitgeführte Glasbehältnisse wurden ebenfalls in Becher umgefüllt.

Im Rahmen des Jugendschutzes wurden am heutigen Rosenmontag bis 15.30 Uhr 213 Jugendschutzkontrollen (2020: 38) durchgeführt. 58 Mal (2020: 28) wurde der illegal mitgeführte Alkohol freiwillig vernichtet. 32 Minderjährige (2020: 10) wurden beim Rauchen erwischt. Die noch mitgeführten Zigaretten wurden freiwillig von den Jugendlichen vernichtet. Insgesamt sind von Weiberfastnacht bis Rosenmontag 492 "positive" Jugendschutzkontrollen (2020: 147) zu verzeichnen. Neun hilflose Minderjährige wurden den Sanitätsdiensten zugeführt.

Das Toilettenkonzept der Stadt wurde gut angenommen. Am Rosenmontag wurden bis 15.30 Uhr vier Verstöße des "Wildpinkelns" (2020: 0) geahndet, insgesamt wurden an den Karnevalstagen 136 Wildpinkler erwischt (2020: 55). Die Betroffenen bekommen in den nächsten Tagen per Post ein Schreiben übersandt, in dem die begangene Ordnungswidrigkeit des "Wildpinkelns" mit einem Bußgeld von 150 Euro zzgl. Verwaltungsgebühren geahndet wird.

Die Bilanz zum Einsatz gegen Falschparker: 140 (2020: 100) behindernd parkende Fahrzeuge waren trotz ausreichender Beschilderung am Zugweg festzustellen, 105 Mal (2020: 78) musste abgeschleppt werden.

Mobile Feuerwache am Stadtbrückchen
Die Feuerwehr trat mit 234 (2020: 196) Einsatzkräften den Dienst am Rosenmontag an. Rund 200 zusätzliche, hauptsächlich ehrenamtliche Helfer vom Deutschen Roten Kreuz, der Johanniter Unfall Hilfe, des Malteser Hilfsdienstes sowie des Arbeiter Samariter Bundes bezogen Stellung an den drei Unfallhilfestellen und drei Erste-Hilfe-Bereichen entlang des Zugweges. Zusätzliche Rettungswagen, Notärzte und Krankenwagen sorgten im Zusammenspiel mit vielen Erstversorgungstrupps dafür, dass schnelle medizinische Hilfe geleistet wurde.

Um im Bereich des Zugwegs auch bei Bränden schnell reagieren zu können, wurde für die Zeit des Umzugs ein Löschzug an der mobilen Feuer- und Rettungswache am Stadtbrückchen stationiert. Zusätzlich waren Führungskräfte der Feuerwehr im Bereich der Veranstaltung eingebunden, um das Einsatzgeschehen rund um den Rosenmontagszug zu führen. Die Leitstelle wurde durch weitere Mitarbeiter unterstützt und die Freiwillige Feuerwehr des Technik- und Kommunikationszuges war mit weiteren Einsatzkräften zur Führungsunterstützung den ganzen Tag vor Ort.

Der städtische Rettungsdienst sowie der veranstaltungsbezogene Sanitätsdienst hatten – wie bei Großveranstaltungen üblich – bis 15.30 Uhr mit 188  (2020: 190) Einsätzen im gesamten Stadtgebiet zu tun. Bis 15.30 Uhr gab es 24 (2020: 55) Hilfeleistungen in den Unfallhilfestellen am Rande des Rosenmontagszuges. Überwiegend handelte es sich dabei um kleinere Verletzungen, Herz-Kreislaufprobleme oder Unwohlsein durch zu viel Alkoholkonsum. 13 (2020: 23) Patienten mussten aus dem Bereich des Rosenmontagszuges ins Krankenhaus transportiert werden. An Glasscherben verletzten sich dieses Jahr keine Person (2020:3).

Hinter den Jecken wird aufgeräumt
Einen Großeinsatz beschert der Rosenmontagszug den Mitarbeitern der Awista GmbH - genauso wie alle anderen "tollen Tage". Beim Rosenmontagszug setzte die Awista direkt hinter dem letzten Zugwagen an, weitere Reinigungstrupps nehmen ihre Arbeit etwas später an anderer Stelle entlang des Zugweges auf, beispielsweise an der Heinrich-Heine-Allee und am Carlsplatz. Die Reinigung der Altstadt beginnt in der Nacht zum Dienstag und dauert bis etwa 8 Uhr. Feinarbeiten dauern noch den gesamten Vormittag, insbesondere dort, wo noch Stände und Tribünen abgebaut werden müssen.

Närrischer Zapfenstreich am Rathaus
Beim "Närrischen Zapfenstreich" am Dienstagabend, 21. Februar, am Rathaus wird das Prinzenpaar Venetia Uåsa und Prinz Dirk II. von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Michael Laumen, Präsident des CC, offiziell verabschiedet. Beginn des "Närrischen Zapfenstreichs" auf dem Marktplatz ist gegen 19 Uhr.

Und am Aschermittwoch (22. Februar), wenn der Hoppeditz wieder beerdigt wird, ist bekannterweise wieder alles vorbei!