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Kultur Veranstaltungen

Mahn- und Gedenkstätte

"Der Düsseldorfer Majdanek-Prozess, die deutsche Justiz und die NS-Verbrechen"

Eine Veranstaltungsreihe vom 20. September bis zum 4. Oktober


Erstellt:
Redaktion: Meissner, Valentina

Der Prozess gegen ehemalige Angehörige der SS-Wachmannschaften des Konzentrationslagers (KZ) Majdanek begann am 26. November 1975 vor dem Düsseldorfer Landgericht an der Mühlenstraße. Er sollte zu einem der längsten und aufwändigsten Verfahren in der deutschen Justizgeschichte werden. Mehr als 350 Zeugen aus dem In- und Ausland wurden gehört, darunter auch 215 ehemalige Häftlinge, die sich noch einmal mit den schrecklichen Erlebnissen ihrer KZ-Haft auseinandersetzen mussten. Am 30. Juni 1981 verkündete das Gericht die Urteile: Von den Angeklagten wurde nur die Aufseherin Hermine Braunsteiner-Ryan zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Zehn Jahre Haft erhielt der Hauptangeklagte SS-Hauptsturmführer Hermann Hackmann. Auch ein Freispruch war unter den Urteilen, die von der Öffentlichkeit als zu milde empfunden wurden. Immer wieder kam es zu öffentlichen Protestaktionen und Demonstrationen während des Verfahrens und nach der Urteilsverkündung.

Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf, die Mahn- und Gedenkstätte der Landeshauptstadt Düsseldorf und ihre Kooperationspartner erinnern mit einer Veranstaltungsreihe an diesen Prozess. Dabei soll er aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, die sich an den Fragen orientieren: Wie hat sich die Rechtsprechung seit dem Majdanek-Prozess gewandelt? Wie wurde der Prozess damals aufgenommen?  Wie ist unsere heutige Sicht auf die damaligen und aktuellen Strafverfahren wegen NS-Verbrechen?

Donnerstag, 20. September, 18 Uhr
Auftaktveranstaltung
Peter Biesenbach, Minister der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet die Veranstaltungsreihe. Der Historiker Dr. Markus Roth, stellvertretender Leiter der Arbeitsstelle Holocaustliteratur der Universität Gießen, wird unter dem Titel "Das KZ Lublin-Majdanek als historischer Ort" in die Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslagers Lublin-Majdanek einführen. Prof. Dr. Ingo Müller, emeritierter Professor für Straf- und Strafprozessrecht und Verfasser des Buchs "Furchtbare Juristen", spricht anschließend zum Thema "Nachkriegsjustiz und Drittes Reich".

Ort: Erinnerungsort "Alter Schlachthof", Münsterstraße 156

Montag, 24. September, 18 Uhr
"Die neuere Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs zur Beihilfe zum Mord durch Dienst in Konzentrationslagern": Ein Vortrag von Jan Gericke, Richter am Bundesgerichtshof.

Ort: Landgericht Düsseldorf, Werdener Straße 1

Mittwoch, 26. September, 18 Uhr
"Das Scheitern der Strafverfolgung von NS-Verbrechen in Deutschland - Die deutsch-deutsche Entwicklung seit 1945 im historischen Verlauf": Ein Vortrag von Dr. Klaus Bästlein, Referent beim Berliner Beauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und Vorstandsmitglied der niederländischen Stiftung zur wissenschaftlichen Untersuchung von NS-Verbrechen.

Ort: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Mühlenstraße 29

Donnerstag, 27. September, 18 Uhr
"Antisemitismus und Strafrecht heute": Ein Vortrag von Prof. Dr. Thomas Fischer, Vorsitzender Richter am Bundesgerichtshof a. D. und Verfasser des wohl bekanntesten Kommentars zum Strafgesetzbuch.

Ort: Staatsanwaltschaft Düsseldorf, Fritz-Roeber-Straße 2

Montag, 1. Oktober, 18 Uhr
"Protest auf der Mühlenstraße! - Der Majdanek-Prozess und die Düsseldorfer": Podiumsdiskussion mit Düsseldorferinnen und Düsseldorfern über ihre sehr persönlichen Erfahrungen mit dem Majdanek-Prozess: Martin Volkenrath (Stadtrat, damals bei den "Falken"), Jürgen Schuh (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes), Michael Hein (Stadtjugendring), Klaus Reuter (Gewerkschafter) und Rita Hirlehei (damals Schülerin). Moderation: Michael Serrer (Leiter des Literaturbüros NRW).

Ort: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Mühlenstraße 29

Mittwoch, 3. Oktober, ab 16 Uhr
Filmpräsentation: "Der Prozess. Eine Darstellung des Majdanek-Verfahrens in Düsseldorf". Präsentation des preisgekrönten Dokumentarfilms von Eberhard Fechner. Teil 1 "Anklage" ab 16 Uhr, Teil 2 "Beweisaufnahme" ab 17.45 Uhr, Teil 3 "Urteile" ab 19.30 Uhr.

Ort: Black Box - Kino im Filmmuseum Düsseldorf, Schulstraße 4

Donnerstag, 4. Oktober, 18 Uhr
"Im Schwurgerichtssaal L 111 - Der Majdanek-Prozess und seine Folgen aus der Sicht von Prozessbeteiligten": Podiumsgespräch und Abschlussveranstaltung. Klaus Kaiser, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, eröffnet die Veranstaltung mit einem Grußwort. Im Anschluss diskutiert Hans Leyendecker, ehemaliger Journalist der Süddeutschen Zeitung, mit Oberstaatsanwalt a. D. Wolfgang Weber, damals Sitzungsvertreter der Staatsanwaltschaft, Rechtsanwalt Dieter Hanschel, damals Pflichtverteidiger, und Dr. Philipp Ambach, Sohn des damaligen weiteren Staatsanwalts Dieter Ambach und selbst Richter am Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, sowie Prof. Dr. Cornelius Nestler, Professor für Straf- und Strafprozessrecht an der Universität zu Köln.

Ort: Leo-Baeck-Saal der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Paul-Spiegel-Platz 1

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