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Soziales

Häusliche Gewalt in Zeiten von Corona

Stadt plant mit Partnerinnen und Partnern zusätzliche Akutplätze bei Gewalt gegen Frauen/"frauenberatungsstelle düsseldorf e. V." hat das Unterstützungsangebot angepasst und ausgeweitet


Erstellt:
Redaktion: Meissner, Valentina

In der aktuellen Situation rund um das Coronavirus, die mit starken Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der sozialen Kontakte verbunden ist, steigt die Gefahr vor allem für Frauen und Kinder, häusliche beziehungsweise familiäre und sexualisierte Gewalt zu erfahren. Das vielfältige Angebote und die gut ausgebaute Hilfestruktur, über die die Landeshauptstadt Düsseldorf verfügt, ermöglichen es auch kurzfristig, gezielt auf die aktuellen Gegebenheiten zu reagieren.

Elisabeth Wilfart, Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Düsseldorf: "Da aufgrund der aktuellen Entwicklungen absehbar war, dass weitere Unterbringungskapazitäten erforderlich werden, hat die Landeshauptstadt Düsseldorf frühzeitig mit ihren Partnern und Partnerinnen zusammengefunden. Die gute Vernetzung und Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteur*innen hat jetzt zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, um sofort reagieren zu können, wenn die vorhandenen Unterbringungskapazitäten nicht mehr ausreichen."

Die Landeshauptstadt Düsseldorf will mit ihren Angeboten die Unterstützung der von Gewalt betroffenen Frauen und deren Kinder auch in der aktuellen Situation weiter sicherstellen und zusätzlich ausbauen. Daran arbeiten das Gleichstellungsbüro, das Amt für Soziales sowie das Amt für Migration und Integration gemeinsam den beiden Düsseldorfer Frauenhäusern in enger Kooperation. Dabei wird die Unterstützung der aktuellen Lage kontinuierlich angepasst. Dies bedeutet einerseits, die Versorgung der bereits im Frauenhaus lebenden Frauen weiterhin zu gewährleisten, und andererseits, Anfragen von Frauen, die aktuell häusliche Gewalt erleben und noch zuhause sind, auch nachkommen zu können. Dazu wurde mit der Frauenberatungsstelle Düsseldorf eine Absprache getroffen, dass Frauen in akuten Gefährdungslagen unbürokratisch untergebracht werden können.

Anmietung von Hotelkapazitäten
Miriam Koch, Leiterin Amt für Migration und Integration: "Erfreulicherweise konnten wir kurzfristig Apartments anmieten, so dass ab dem heutigen Freitag, 27. März, die Frauenberatungsstelle Zugriff auf weitere Kapazitäten hat." Die Anmietung von Hotelkapazitäten - wie auch schon bereits zur Unterstützung der Frauen-Notschlafstelle - soll der Stabilisierung der Strukturen, sowohl bei der Frauenberatungsstelle Düsseldorf, aber insbesondere auch bei den Frauenhäusern dienen.

Diese Möglichkeit der Nutzung von Akutplätzen bei Gewalt gegen Frauen entlastet in der jetzigen Situation enorm. Um eine anschließende Unterbringung in einem Frauenhaus zu ermöglichen, wurde folgendes Verfahren abgestimmt: Alle anfragenden Frauen (mit und ohne Kinder) werden zuerst über die Frauenberatungsstelle Düsseldorf auf einem Akutplatz untergebracht. Gibt es einen freien Frauenhausplatz, so kann die Frau gegebenenfalls mit ihren Kindern nach einer Zeit von zwei Wochen, in denen keine Infektion erkennbar ist, in das Frauenhaus wechseln.

Zusätzliche Information für Ärzteschaft
In der aktuellen Situation sind außerdem die Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte häufig wichtige erste Ansprechpersonen für in häuslicher Isolation lebende Familien, sodass die Landeshauptstadt Düsseldorf insbesondere diese für das Thema "Häusliche Gewalt" sensibilisieren möchte. Aktuell laufen dazu Abstimmungsgespräche, wie eine flächendeckende Information erfolgen kann.

Nicht weghören
Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, dass alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer in der aktuellen Situation wachsam sind und nicht weghören, wenn Geräusche aus der Nachbarwohnung dringen, die möglicherweise auf Gewalt schließen lassen. "Wenn sich das Gefühl einstellt, man müsste was tun, ist das ein gutes Signal an sich selbst, tatsächlich aktiv zu werden. Ich appelliere besonders in der jetzigen Zeit an alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer: seien Sie solidarisch“, so die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Düsseldorf, Elisabeth Wilfart.

Hilfe und Beratung
Es besteht für alle Betroffenen und für Bezugspersonen die Möglichkeit, sich an folgende Stellen zu wenden – auch im Zweifelsfall:

Im akuten Notfall gilt immer: 110 – die Polizei kann die gewalttätige Person aus der Wohnung verweisen. Im Notfall hält die Stadt Unterbringungsplätze für die Täterinnen und Täter bereit.

Die "frauenberatungsstelle düsseldorf e. V." hat in Absprache mit den beiden Frauenhäusern das Unterstützungsangebot angepasst und ausgeweitet. Die telefonischen Beratungszeiten sind täglich (auch an Wochenenden und Feiertagen) von 10 bis 22 Uhr. Unter 0211-686854 ist eine Fachberaterin zu erreichen. Hier kann zusätzlich für den Akutfall eine Unterbringung der betroffenen Frauen und ihrer Kinder ermöglicht werden.

Männer haben bei Gewalt die Möglichkeit, sich unter 01751484726 an die Diakonie Düsseldorf bzw. die "AWO FamilienglobusgGmbH" oder unter 0211-2339480 (Zentrale) an den SKM gGmbH Düsseldorf zu wenden; unter www.echte-männer-reden.de/berater/manfred-hoeges sind Beratungen per E-Mail möglich.

Das Jugendamt der Landeshauptstadt Düsseldorf unterstützt in Krisen- und Notfallsituationen und ist von montags bis freitags von 8 bis 17 Uhr zu erreichen: 0211-8992400. Weitere Infos gibt es unter  www.duesseldorf.de/jugendamt/kinder-schuetzen/not. Ansprechpersonen im Stadtbezirk sind unter www.duesseldorf.de/jugendamt/fuer-familien-da-sein/bsd zu finden.
 
Außerdem stehen folgende Hotlines und Internetseiten für Betroffene und Bezugspersonen rund um die Uhr kostenfrei und bei Bedarf auch anonym zur Verfügung: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000116016; unter www.hilfetelefon.de sind Beratungen per E-Mail oder Sofort-Chat möglich. Zudem sind telefonische Beratungen in 17 Sprachen sowie in Gebärdensprache (online) verfügbar. Ebenso steht das Hilfetelefon Sexueller Missbrauch zur Verfügung: 08002255530; www.nina-info.de/hilfetelefon.html

 

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