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Kultur

Klang-Kunst von Marcus Schmickler in der U-Bahn-Station Heinrich-Heine-Allee

Von Mittwoch, 19. Juni, bis zum 7. Juli ist die Sound-Installation "Treppauf, Treppab - Situated Now, Donna Haraway" im "Auditorium" und "Theater" zu hören


Erstellt:
Redaktion: Meissner, Valentina

Die Fahrgäste der Rheinbahn werden ab dem heutigen Mittwoch, 19. Juni, bis zum 7. Juli mit Akkorden auf Grundlage der so genannten "Shepard-Tonleiter" in der U-Bahn-Station an der Heinrich-Heine-Allee empfangen. "Treppauf, Treppab - Situated Now, Donna Haraway" heißt die Sound-Installation des Kölner Komponisten und Musikers Marcus Schmickler, welche die Fahrgäste im Aufgang der U-Bahnstation zur Königsallee/Corneliusplatz, dem "Auditorium", und im Aufgang Richtung Heinrich-Heine-Allee, dem "Theater", hören können.

Die Installation ist ein Part der fünfteiligen Soundreihe, bei der die U-Bahnstation der Wehrhahn-Linie mit den Klängen verschiedener Künstler bzw. Künstlerinnen bespielt wird. Nach Kurt Dahlke, Waltraud Blischke und Leif Inge ist Marcus Schmickler der vierte Künstler, der ausstellt. Kuratiert wird die Reihe von Ralf Brög, der die neuen Zugänge des U-Bahnhofes sowohl visuell als auch akustisch für wechselnde Klang- und Soundbeiträge gestaltet hatte. Auf den Weg gebracht wurde die Aktion von der Kunstkommission Düsseldorf.

Die "Shepard-Tonleiter"
Bei der "Shepard-Tonleiter", die auf den Psychologen Roger Shepard zurückgeht, handelt es sich um eine akustische Illusion, bei der ein Ton fortwährend steigt oder fällt, aber niemals ein Limit erreicht. Der Klang ist in permanenter Bewegung, scheint aber trotzdem nirgendwo anzukommen. Bereits Pioniere der elektronischen Musik wie Jean-Claude Risset, Karlheinz Stockhausen und James Tenney nutzten den Effekt der Shepard-Töne, die nach menschlichem Hörempfinden keine Grundtöne erkennen lassen oder Orientierung bei der Tonfolge bieten.

Marcus Schmickler lässt nun durch seine Installation eine Art akustische Fata Morgana entstehen. Er unterteilt einzelne Shepard-Töne in Akkorde, verdichtet oder dehnt sie, beschleunigt oder verlangsamt ihr Tempo, um sie dann wieder mit anderen elektronischen Partikeln zu verzahnen. Es entstehen hochwertige und komplexe Kompositionen, die trotz ihres logischen Aufbaus, ganz im Sinne des Poststrukturalismus ein Prozess der Wissensaneignung sind, der niemals aufhört. Der Untertitel der Klang-Installation weist deshalb auf Donna Haraways berühmten Essay "Situated Knowledges" hin. Kernpunkt von "Situated Knowledges" ist eine grundsätzliche kontextuelle Betrachtungsweise jeglicher Forschungsfragen und Wahrnehmungen.

Zum Künstler Marcus Schmickler
Marcus Schmickler, Jahrgang 1968, lehrt am Institut für Musik und Medien der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf und am Bard College in Annandale-on-Hudson, New York. Er studierte Komposition und Elektronische Musik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln sowie Musikwissenschaft an der Universität Köln. Seine Musik erscheint unter anderem bei den Labels "editions Mego", "a-Musik" und "Mille Plateaux". Marcus Schmickler erhielt zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien, zum Beispiel von Ars Electronica und dem Land Nordrhein-Westfalen. Zudem kuratierte er Festival-Programme unter anderem in der Akademie der Künste Berlin und dem ZKM Karlsruhe.

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