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Kultur

Ausstellung im Kunstarchiv Kaiserswerth

"Kulturlandschaft Niederrhein – Düsseldorf Rheinhafen. Photographien von August Sander und Bernd & Hilla Becher"

Vom 15. Januar bis zum 29. Mai präsentiert die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, in Kooperation mit dem Studio Bernd & Hilla Becher und dem Düsseldorfer Kulturamt die Schau


Erstellt:
Redaktion: Ilgenstein, Valentina

Die Sichtung der Archive sowohl von August Sander als auch von Bernd und Hilla Becher bringt immer wieder neue Aspekte ihres photographischen Schaffens zum Vorschein. Die Ausstellung "Kulturlandschaft Niederrhein – Düsseldorf Rheinhafen. Photographien von August Sander und Bernd & Hilla Becher" stellt vom 15. Januar bis zum 29. Mai im Kunstarchiv Kaiserswerth zwei bisher weitgehend unbekannte Motivkreise gegenüber. Einerseits sind es ca. 50 Photographien von August Sander aus den 1930er-Jahren, von beispielsweise geschichtsträchtigen Wasserburgen, Industrieanlagen und Ortsansichten (unter anderem von Düsseldorf), die ein vielseitiges Porträt der Kulturlandschaft am Niederrhein zeichnen. Andererseits erweisen sich großformatige Ansichten vom Rheinhafen in Düsseldorf als Entdeckung. Bernd und Hilla Becher hatten dort zwischen 1978 und 1990 historische Lagerhäuser und Zweckbauten in dem für ihre Arbeit typisch sachlichen Stil dokumentiert. Die Ausstellung ist ab Freitag, 14. Januar, 18 Uhr, im Kunstarchiv Kaiserswerth, Suitbertus-Stiftsplatz 1, zu sehen - coronabedingt gibt es Zutrittsbeschränkungen, zudem gilt die 2G-Regel.

Zu den Werken August Sanders
August Sander (1876–1964) ist vor allem für sein bedeutendes Porträtwerk bekannt. Seit seiner frühen Selbstständigkeit als Photograph, die 1902 im österreichischen Linz ihren Ausgang nahm, hat er sich auch dem Thema der Landschaft zugewandt. Für ihn stellte sich in der Landschaft eine dem Porträt parallele Herausforderung, die er mit vergleichbarer Zielsetzung verfolgte. Sanders visuelle Aufmerksamkeit zielte generell insbesondere auf Phänomene, in denen sich typische Momente der Zeit niederschlagen. Dabei war ihm – wie das Werk "Menschen des 20. Jahrhunderts" belegt – die photographische Erschließung der menschlichen Gesellschaft mit ihren Persönlichkeiten wichtig, ebenso aber auch das Studium der Landschaft, die gleichermaßen Lebens- und Geschichtsraum ist und als solche ein facettenreich individuelles Profil trägt.

Die für diese Ausstellung getroffene Auswahl an Photographien bezieht sich auf die Region des Niederrheins, einem Gebiet, dem sich August Sander neben dem Siebengebirge, dem Mittelrhein, dem Bergischen Land, dem Westerwald, der Eifel, dem Moselgebiet und dem Saarland zuwendete - zusätzlich zu vielen Landschaftsaufnahmen, die 1927 auf seiner Reise nach Sardinien entstanden sind. Im August Sander Archiv liegen für das Gebiet des Niederrheins rund 250 Negative und knapp ebenso viele Originalabzüge vor, wobei es zwischen diesen beiden Konvoluten eine große Schnittmenge der Motive gibt. Für die aktuelle Ausstellung aber wurden in den vergangenen beiden Jahren zugunsten einer einheitlichen Präsentation und zugunsten von Motiven, zu denen keine Originalabzüge erhalten sind, analoge Neuabzüge geschaffen. Die Bildausschnitte der Neuabzüge orientieren sich dabei weitmöglichst am Vintage-Material. Insgesamt versteht sich das Projekt zugleich als ein Beitrag zur Archivsicherung und erweiterten Sichtbarmachung des Bildmaterials für die interessierte Öffentlichkeit. 

Die Motivauswahl geht auf mehrere Quellen zurück. So zum Beispiel auf die 1935 mit 32 Tafelabbildungen ausgestattete Publikation "Am Niederrhein" von August Sander, erschienen im L. Holzwarth-Verlag. Wenn auch nicht alle der in dieser Veröffentlichung aufgenommenen Motive in die hiesige Ausstellung eingehen, so bietet sie einen thematischen Querschnitt. Dieser bot die Grundlage für die Sichtung von Sanders Archiv und damit auch für die Auswahl der Exponate: ausgehend von Landschaftsansichten mit ihren botanischen Gegebenheiten, Kulturdenkmälern wie Wasserburgen, Schlössern und Kirchen, typischen Architekturen, Ortsansichten – so etwa von Düsseldorf, Duisburg, Kalkar, Kaiserswerth, Köln, Mülheim/Ruhr, Wesel und Xanten – bis hin zu Aspekten der Industrie und des Verkehrs. Bemerkenswert ist überdies, dass vereinzelt Photographien vorkommen, die Erich Sander aufgenommen hatte und seinem Vater zur Einbeziehung in sein Werk zur Verfügung stellte.

Blickt man auf Sanders Landschaftsansichten, so stellt man schnell fest: Sein Augenmerk galt weniger einer überhöhten landschaftlichen Schönheit, als vielmehr einem grundlegend naturwissenschaftlichen und kulturhistorischen Interesse. Mit seinen Photographien bietet August Sander dem Betrachtenden sowohl eine topographische Beschreibung einer Landschaft mit einer Vielzahl ihrer für sie typischen Momente als auch einen Einblick in seine Auffassung der eigenen Lebenswirklichkeit als eine natürliche sowie kulturell historisch gewachsene Umwelt.

Zu den Exponaten von Bernd und Hilla Becher
Bei den acht großformatigen Exponaten mit Werken von Bernd und Hilla Becher (1931–2007/1934-2015) stehen industrielle Zweckbauten und Konstruktionen des Rheinhafen Düsseldorf im Mittelpunkt. Diese waren im Kontext der Speicherung, Produktion und Lagerung wie auch dem Weitertransport von Waren von Bedeutung und sind heute nur teilweise noch existent bzw. in eine neue Architektur eingebunden. Sie beleuchten das Thema der Kulturlandschaft am Niederrhein gewissermaßen noch einmal aus eigener Perspektive, wobei insbesondere der Bereich Industrie und Verkehr wiederholt angesprochen wird.

Entstanden sind die Schwarz-Weiß-Aufnahmen in den 1970er- bis 90er-Jahren, wobei allein zwei Motive – eines davon in einer Variante – bislang veröffentlicht wurden und zwar 2006 im Buch über die Getreidesilos. Entsprechend finden sich in den Exponaten insbesondere Lagerhäuser, ein altes Mälzereigebäude, Ent-und Beladekonstruktionen sowie Silos dargestellt, die Bernd und Hilla Becher objekthaft nüchtern, zentral ins Bild gesetzt haben. Über diese bildbestimmenden Motive hinaus, berichten die Aufnahmen jedoch auch – gewissermaßen als Randnotiz – über die Standorte der Bauten selbst, was bei näherer Betrachtung zudem die Erinnerung an eine vergangene Atmosphäre und Zeit hervorzurufen vermag. Ab Ende der 1970er-Jahre hat der Düsseldorfer Rheinhafen – heute Medienhafen – eine Umstrukturierung erfahren. Dies trug mit dazu bei, dass sich für Bechers auch hier die nachdrückliche Aufgabe gestellt hatte, die wenigen vor Ort noch erhaltenen Bauten der Industriearchitektur des frühen 20. Jahrhunderts, die damals teilweise vor dem Abriss standen, zu dokumentieren, um sie in ihrem Werk zu verewigen.

Die Ausstellungsstücke sind als hochaufgelöste digitale Drucke auf Grundlage der originalen großformatigen Negative des Künstlerpaars in der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur ausgearbeitet worden. Auch hier steht die Motivation der kontinuierlichen Archivsicherung und -sichtbarmachung im Vordergrund.

Informationen zum Besuch
Das Kunstarchiv Kaiserswerth, Suitbertus-Stiftsplatz 1 (Eingang Stiftsgasse 2), ist freitags, samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Es gilt die 2G-Regel, somit ist ein Nachweis über die Immunisierung durch eine vollständige Impfung gegen COVID-19 oder Genesung erforderlich. Abstandsregeln sind ebenfalls zu beachten. Zudem besteht die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske. Weitere Informationen unter duesseldorf.de/kulturamt/kunstarchiv-kaiserswerth

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