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Kultur Veranstaltungen

9./10. November 1938

Landeshauptstadt und Landtag gedenken Opfer der Pogromnacht vor 81 Jahren

Gemeinsame Kranzniederlegung am Standort der ehemaligen Synagoge/Worte der Mahnung bei der Gedenkstunde im Düsseldorfer Rathaus


Erstellt:
Redaktion: Frisch, Michael

Gemeinsam haben die Landeshauptstadt Düsseldorf und der Landtag am Freitag, 8. November, den Opfern der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 gedacht. Die zentrale Gedenkstunde fand im Düsseldorfer Rathaus statt. Oberbürgermeister Thomas Geisel, Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke, Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen, und Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sprachen dabei im Plenarsaal Worte des Gedenkens und der Mahnung.

Oberbürgermeister Thomas Geisel: "Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben, dass der Mensch aus der Geschichte für seine Gegenwart gelernt hat. Doch hier und heute wissen wir: Der Holocaust ist zwar Geschichte, aber die Mechanismen des Hasses, sie funktionieren nach wie vor. Eine verrohte Sprache führt zu Enthemmung, Enthemmung führt zu Gewalt, Gewalt verletzt und tötet Menschen. Vom Rechtspopulismus, von den Geschmacklosigkeiten, von den schmierigen antisemitischen Verschwörungstheorien und vom abgrundtiefen Hass auf alles scheinbar Fremde sind es nur wenige Schritte zum Angriff auf Synagogen, auf friedlich betende Menschen wie an Yom Kippur in Halle. Wir dürfen diese Spirale aus Hass und Gewalt nicht mehr tolerieren, wir alle müssen dem Antisemitismus die Stirn bieten, ganz gleich, wo er uns begegnet."

Kranzniederlegung und Gebet
Auf Einladung der Jüdischen Gemeinde hatten zuvor Oberbürgermeister Thomas Geisel, Landtagsvizepräsidentin Carina Gödecke, Dr. Stephan Holthoff-Pförtner, Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten sowie Internationales des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, und der Generalkonsul der Republik Polen in Köln, Jakub Wawrzyniak, einen Kranz am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge (Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße) niedergelegt. Dort wurden ein Gebet gesprochen und eine Schweigeminute abgehalten.

Gedenkgottesdienst und Theaterinstallation
Zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst haben zudem die Evangelische und die Katholische Kirche, die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und die Mahn- und Gedenkstätte am Abend, 19 Uhr, in die Johanneskirche, Martin-Luther-Platz 39, eingeladen. Zuvor, 17.30 Uhr, stand im Bachsaal der Johanneskirche die Aufführung der szenischen Theaterinstallation "Schwarz-helle Nacht" vom Theaterkollektiv "Pièrre.Vers" auf dem Programm.

Deutsch-polnische Beziehungen
2019 steht ganz im Zeichen der deutsch-polnischen Beziehungen und ihrer Geschichte: Die Landeshauptstadt erinnerte am 1. August mit einer eintägigen Trauerbeflaggung an den 75. Jahrestag des Beginns des Warschauer Aufstandes am 1. August 1944 und würdigte diesen Gedenktag, der in Polen seit vielen Jahren begangen wird. Im engen Austausch mit dem Generalkonsul der Republik Polen in Köln, Jakub Wawrzyniak, beteiligte sich so auch Düsseldorf an dem diesjährigen Gedenken.

Die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erinnert bis zum 15. März 2020 mit der Ausstellung "Im Niemandsland" an die brutale Abschiebung von mehr als 17.000 jüdischen Menschen an die deutsch-polnische Grenze am 28. Oktober 1938. Die brutale Abschiebung betraf polnische oder polnischstämmige Familien aus dem ganzen Reich. Die meisten davon lebten seit Jahrzehnten in Deutschland, waren integriert und sprachen deutsch. Durch einen diplomatischen Konflikt zwischen der NS-Regierung und dem polnischen Staat wurden die Familien über Nacht aus ihrem Lebensalltag gerissen und ins Grenzland zu Polen deportiert. Die Nationalsozialisten nannten die Betroffenen abfällig "Ostjuden", die Deportation selbst "Polenaktion".

Die Landeshauptstadt Düsseldorf und die Stadt Warschau begehen in diesem Jahr mit dem "Warschau Weekend" das 30-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Das spezielle Jubiläumswochenende findet vom 7. bis 11. November statt und widmet sich ganz der deutsch-polnischen Städtepartnerschaft.

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