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Sport

So fit sind die Düsseldorfer Kinder

Von 2003 bis 2018 wurden 108.110 Kinder sportmotorisch untersucht/Buch zu Ergebnissen des Düsseldorfer Modells der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung vorgestellt - eine exklusive wissenschaftliche Datengrundlage


Erstellt:
Redaktion: Frisch, Michael

Wie fit sind die Kinder in Düsseldorf - und wie können sie nachhaltig in Bewegung gebracht werden? Mit dieser Ausgangsfrage beschäftigt sich das Sportamt gemeinsam mit mehreren Partnern seit nahezu 20 Jahren. Unter der wissenschaftlichen Begleitung von Prof. Dr. Theodor Stemper konzipierte das Sportamt in Zusammenarbeit mit dem Stadtsportbund und der Bädergesellschaft im Jahr 2002 das Düsseldorfer Modell (DüMo). Zielsetzung war die Einführung eines kommunalen Programms zur flächendeckenden Erhebung und Förderung der motorischen Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen.

Die Ergebnisse des Düsseldorfer Modells liegen nun in kompakter Weise aufgearbeitet in einem Buch vor. Das Buch mit dem Titel "DüMo - Das Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung 2003 bis 2018 – Konzept, Normwerte und Untersuchungsergebnisse" stellten Sportdezernent Stadtdirektor Burkhard Hintzsche und Prof. Dr. Theodor Stemper am Mittwoch, 23. September, im Rathaus vor.

"Das Düsseldorfer Modell ist ein sehr präzises Instrument, um zunächst die sportmotorischen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt zu erheben", fasst Sportdezernent Stadtdirektor Burkhard Hintzsche den Stellenwert zusammen und ergänzt: "Auf der Basis dieser Ergebnisse hat Düsseldorf im Untersuchungszeitraum viele Maßnahmen und Förderangebote entwickelt, um die Bedeutung des Sporttreibens für ein gesundes Heranwachsen zu unterstreichen. Mit Veranstaltungen zum Kennenlernen des Sportangebots in Düsseldorf, wie Kids in action und Olympic Adventure Camp, erreichen wir viele Kinder und Jugendliche, die sich dann oftmals für eine Sportart begeistern und einem Verein beitreten. Ebenso erfreulich ist, dass Mädchen und Jungen gleichermaßen an Sport interessiert sind: Jeweils über die Hälfte von ihnen ist im Sportverein aktiv. Das ist ein sehr positives Zeichen. Die Kinder verbringen ihre Freizeit also nicht nur mit Smartphones und Computerspielen. Dieses Interesse wollen wir nachhaltig stärken."

Individuelle Entwicklung des Kindes im Fokus
Elementare Aufgabe des Düsseldorfer Modells war von Anfang an, den aktuellen Stand und den Verlauf der sportmotorischen Leistungsfähigkeit, des Sport- und Bewegungsverhaltens und -interesses sowie der anthropometrischen Entwicklung der Kinder (Entwicklung der Maßverhältnisse des jeweiligen Körpers) objektiv zu erfassen.

Das Besondere am Düsseldorfer Modell ist die Untersuchungsmethode sowohl im Längs- als auch im Querschnitt. Im Längsschnitt wird jedes untersuchte Kind in verschiedenen Altersstufen gemessen, so dass jeweils die individuelle Entwicklung erkennbar wird. Im Querschnitt eines Untersuchungsjahrgangs können Vergleiche zu anderen Jahrgängen erhoben und im zeitlichen Trend bewertet werden. Aufgrund der jeweils flächendeckenden Untersuchungen im Querschnitt sind diese auch repräsentativ, da nahezu eine Vollerhebung eines Jahrgangs erfasst ist.

Im Untersuchungszeitraum 2003 bis 2018 wurden in Düsseldorf 108.110 Kinder sportmotorisch untersucht. Hinsichtlich der Methodik sind die Ergebnisse auch langfristig aussagekräftig, denn der erhobene Datensatz ermöglicht eine Darstellung des langjährigen Trends der motorischen Leistungsfähigkeit. Eine derartig ausführliche Datengrundlage im Längs- und Querschnitt aus einem Zeitraum von sechzehn Jahren findet sich in keinem anderen kommunalen Erhebungskontext sowie in keiner bisherigen wissenschaftlichen Studie.

Das Zusammentragen und Auswerten der Daten sowie die Analyse der Untersuchungsergebnisse zu diesem Buch erfolgten aufgrund des hohen Datenumfangs in einem Zeitraum von über zwei Jahren. Die Ergebnisse bieten eine breite Basis für weitere sportwissenschaftliche Fragen und liefern Grundlagen für kommunales Handeln auch in anderen Städten und Gemeinden.

Dazu Professor Dr. Stemper: "Aus sportwissenschaftlicher Perspektive ging es uns im Projekt 'DüMo' nicht nur darum, für Kinder, Lehrer und die Stadt Düsseldorf jedes Jahr die Auswertungen der Tests zu Fitness und körperlich-sportlicher Aktivität der Heranwachsenden vorzunehmen. Zusätzlich konnten aufgrund der langen Laufzeit des Projekts auch erstmals wiederholte Querschnitte und Längsschnitte durchgeführt werden, die vor DüMo leider noch fehlten." Stemper hebt zudem hervor, "dass die nun im Buch dokumentierten Ergebnisse bisher so in Deutschland nicht zu finden sind". DüMo sei somit nicht nur von lokaler Bedeutung. DüMo habe darüber hinaus auch eine Fülle neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse produziert, so Stemper weiter.

Erkenntnisse aus 16 Jahren DüMo
Auf der Basis der Ergebnisse aus 16 Jahren Düsseldorfer Modell lassen sich folgende Aussagen als Fazit treffen:

  • In der Motorik der Kinder sind keine wesentlichen Unterschiede oder Veränderungen über die Jahre erkennbar.
  • Die Zahl der übergewichtigen Kinder in CHECK! wie auch ReCHECK! hat sich über die Jahre deutlich reduziert und liegt am Ende auf (ReCHECK!) oder sogar unter (CHECK!) dem bundesdeutschen Vergleichsniveau.
  • Im Laufe der Jahre zeichnet sich eine Tendenz zu mehr Untergewichtigen ab.
  • Es ist im Laufe der Jahre eine gleichbleibend hohe Quote von Sportvereinsmitgliedern (CHECK! 55 Prozent; ReCHECK! 58 Prozent) zu verzeichnen.
  • Jungen und Mädchen haben gleichermaßen ein ausgeprägtes Sportinteresse, das sich bei Jungen vor allem auf Fußball, Kampfsport, Schwimmen und Tennis und bei Mädchen auf Schwimmen, Tanzen und Turnen fokussiert und sich im Laufe der Jahre weiter ausdifferenziert.
  • Im 2. Schuljahr (CHECK!) können ca. 70 Prozent und im 5. Schuljahr (ReCHECK!) ca. 90 Prozent der Kinder zumindest auf Seepferchen-Niveau schwimmen, wobei die Werte der Mädchen immer etwas über denen der Jungen liegen.

Das Buch zum DüMo
Der theoretische Rahmen des erschienenen Buchs (Teil A) befasst sich mit den Methoden der Diagnostik und stellt Fördermaßnahmen vor, die als Handlungskonsequenzen entwickelt wurden und seit vielen Jahren in den Bereichen Bewegungs-, Sport- und Talentförderung in Düsseldorf umgesetzt werden. Im empirischen Teil (Teil B) werden die Ergebnisse zur Erhebung der motorischen Leistungsfähigkeit und körperlich-sportlichen Aktivität sowie zum Körpergewicht vorgestellt und innerhalb der Erhebungszeiträume verglichen.

DüMo – Das Düsseldorfer Modell der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung. 2003 – 2018, Konzept, Normwerte, Untersuchungsergebnisse.
Autoren: Theodor Stemper, Clemens Bachmann, Knut Diehlmann, Boris Kemper; LIT Verlag Dr. W. Hopf, Berlin 2020

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