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Umwelt

Zurück zur Natur: Renaturierung des Pillebachs geht in die nächste Runde

Seit 1999 wird der Pillebach in Gerresheim in mehreren Bauabschnitten naturnah ausgebaut/Renaturierung bietet bei Rückhaltemaßnahmen Einsparpotenzial von mehreren Millionen Euro/Bezirksregierung fördert das Projekt mit 1,16 Millionen Euro


Erstellt:
Redaktion: Buch, Michael

Schon seit 1999 wird der Pillebach in Gerresheim in mehreren Bauabschnitten naturnah ausgebaut; in insgesamt 13 Abschnitten wird seitdem dieses Renaturierungsprojekt vorangetrieben. Nun beginnt der nächste, achte Schritt "Zurück zur Natur": Die für den Stadtentwässerungsbetrieb zuständige Beigeordnete Dorothée Schneider, der Technische Betriebsleiter Ingo Noppen und Dr. Angela Küster von der Bezirksregierung nahmen am Montag, 12. November, am Ratinger Weg 16 den ersten Spatenstich für die Renaturierung des nächsten Gewässerabschnitts vor.

Dieser umfasst einen gut zwei Kilometer langen Teil des Pillebaches zwischen den Straßen "Am Backesberg" und der "Bergischen Landstraße". Durch die dort stattfindende Renaturierung wird eine weitere ökologische Verbesserung des Gewässers erreicht. Zu den Baumaßnahmen zählt unter anderem die Rückführung des Pillebaches in ein natürlich verlaufendes Flussbett. Auch die Erhöhung der Fischwanderungen im Wasserlauf wird mittels natürlicher Stufen erhöht. "So leisten wir mit der Rückführung des Pillebachs in sein natürliches Flussbett einen wichtigen Beitrag für den Umweltschutz", sagt Beigeordnete und Kämmerin Dorothée Schneider zu den heute (12. November) gestarteten Baumaßnahmen. "Zudem können wir durch die Renaturierung deutliche Einsparungen im Bereich der Rückhaltungen an Niederschlagswassereinleitungen erzielen."

Renaturierung bietet großes Einsparpotenzial

Die Projektkosten für diesen Abschnitt belaufen sich auf rund 1,45 Millionen Euro. Finanziert wird die Renaturierung erstmals aus dem Haushalt des Stadtentwässerungsbetriebs. Und pünktlich zum Tag des ersten Spatenstichs gab es die Förderzusage der Bezirksregierung: Dr. Angela Küster, Abteilungsleiterin Umwelt und Arbeitsschutz, überreichte Stadtkämmerin Dorothée Schneider und dem Leiter des Stadtentwässerungsbetrieb Ingo Noppen vor Ort den Förderbescheid über 80 Prozent der Gesamtsumme der Renaturierung, insgesamt 1,16 Millionen Euro.

Der renaturierte Bach leistet einen wichtigen Beitrag, um Niederschlagswasser aufzunehmen und ableiten zu können. Durch die Renaturierung des Gewässers eröffnet sich für die Stadt Düsseldorf großes Einsparpotenzial - insgesamt rund fünf Millionen Euro in den nächsten sieben Jahren - bei Niederschlagswasserbehandlungs- und Rückhaltemaßnahmen. Letztere können bei naturnah ausgebauten Gewässern kleiner dimensioniert werden. Somit dient das Projekt "Renaturierung Pillebach" als Schulbeispiel für ähnliche Projekte im Land.

Zu den ersten vorbereitenden Arbeiten für diesen naturnahen Gewässerausbau gehört auch die Rodung von gut 150 Bäumen. Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde. Als Ausgleich zu den gefällten Gehölzen wird der Stadtentwässerungsbetrieb entlang der neuen Pillebach-Trasse mit gut 500 Bäumen rund dreimal so viele neue Bäume pflanzen. Bei den Neupflanzungen wird die bereits vorhandene Vegetation besonders berücksichtigt.

Während der Baumaßnahmen muss am Ratinger Weg und Kleineforstweg mit einem erhöhten Aufkommen durch Baufahrzeuge gerechnet werden, zeitweise muss dabei auch der Waldwanderweg entlang des Pillebaches gesperrt werden. Eine Ausweichstrecke für den Waldwanderweg wird eingerichtet.

Hintergrund: Renaturierung von Gewässern

Fast alle Bäche in besiedelten Gebieten wurden in den letzten 150 Jahren massiv vom Menschen umgestaltet, um Land für die Stadtentwicklung und Besiedelung oder für die landwirtschaftliche Nutzung zu gewinnen. Heute sind die Bäche in vielen Bereichen technisch ausgebaut und verlaufen geradlinig, wenige Abschnitte verlaufen auch unterirdisch im Stadtgebiet. Um den ökologischen Zustand der Gewässer zu verbessern, sind diese entsprechend der Ziele der europäischen Wasserrahmenrichtlinie naturnah umzugestalten. Als Beispiel für eine solche Umgestaltungsmaßnahme ist der Pillebach in Düsseldorf-Gerresheim zu nennen. Seit 1999 wurde dieser kleine Bach in sieben Abschnitten bereits naturnah umgestaltet, am nächsten Abschnitt wird ab jetzt gearbeitet, weitere fünf Abschnitte sind in der Planung beziehungsweise im Genehmigungsverfahren.

Zu einer Renaturierung gehört unter anderem, dass der meist begradigte Bachlauf wieder einen leicht geschwungenen Verlauf und wechselnde Böschungsneigungen bekommt. Außerdem wird die Bachsohle mit einem gewässertypischen Substrat (Sand und Kies) versehen. Komplettiert wird die Umgestaltung durch eine standorttypische Bepflanzung mit Gehölzen und wassertypischen Stauden. So konnte im Rahmen einer städtebaulichen Entwicklung ein naturnaher Gewässerabschnitt im Umfeld eines Wohngebietes entstehen.

Vom bachbegleitenden Weg können Interessierte die Entwicklung des Gewässers verfolgen. Unter der Wasseroberfläche siedeln sich die typischen Fischarten Neunstachliger und Dreistachliger Stichling, Koppe und Schmerle an. Entlang des Gewässers wachsen Schwertlilien und Bachbunge als gewässertypische Pflanzen. Beispielhaft sei hier die neugestaltete Mündung des Pillebachs in die Nördliche Düssel genannt.

Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes werden am Pillebach in den nächsten Jahren weitere Abschnitte naturnah umgestaltet werden. Aber auch an den anderen Gewässern in Düsseldorf sind noch vielfach Maßnahmen erforderlich, um deren ökologischen Zustand oder ökologisches Potential zu verbessern, für Pflanzen und Tiere einen wertvollen Lebensraum zu schaffen und Gewässer in ihrer ganzen Vielfalt für die Bevölkerung wieder erlebbar zu machen.

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