Fair Handeln – weltweit

Fair Handeln – weltweit

Faire Feuerwehrkleidung

Faire Feuerwehrkleidung

Beschaffung von Dienstkleidung aus Produktionen, die dem internationalen Arbeitsrecht entsprechen

Ein Projekt des Fachforums IV - Lebensstile/Lebensqualität

Ausgangslage

Die Produktion von Bekleidung erfolgt vielfach in den Ländern des Südens sowie mehr und mehr in Asien. In zahlreichen Weltmarktfabriken wird Bekleidung unter sozial und ökologisch nicht vertretbaren Bedingungen hergestellt. Die Einhaltung sozialer Mindeststandards bei den Produzenten ist daher ein Gebot des fairen Handelns.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf fordert künftig bei der Anschaffung von Arbeitskleidung den Nachweis der Einhaltung dieser Standards.

Aktueller Stand

Vorreiter des Projektes ist die Feuerwehr - sie fragt seit 2001 bei ihren Anbietern von Dienstkleidung ab, inwieweit ihre Produkte entsprechend des internationalen Arbeitsrechtes hergestellt werden. Nur Firmen, die die Einhaltung der Normen bestätigen bekommen einen Auftrag.

Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt wickelt inzwischen die Ausschreibungen für ihre Dienstkleidung zu gleichen Bedingungen über die Feuerwehr ab.

Die gemeinsamen Aktivitäten der Stadt Düsseldorf und der InWEnt (ehem. Carl Duisberg Gesellschaft) stoßen auf großes Interesse bei anderen Kommunen und dem Land NRW. Dieses hat das Projekt als "Agenda 21 NRW Projekt" anerkannt und 2003 als "Best Practice Beispiel" ausgezeichnet.

Seit 2006 fordert die städtische Vergabeordnung bei allen Aufträgen die Bestätigung, dass die Internationalen Kernarbeitsnormen der ILO (International Labour Organization) eingehalten werden.

Hintergründe, Intention, Organisatorisches

Agenda-Relevanz

Die sozialen Aspekte einschließlich des internationalen Bereiches sind von diesem Projekt betroffen und werden berücksichtigt. Die ökologischen Bereiche werden durch die Anwendung von Mindeststandards in Zusammenhang mit den sozialen Aspekten berücksichtigt. Die Wirtschaft ist daran beteiligt.

Das Projekt stützt sich auf Regelungen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO, International Labour Organisation), einer Unterorganisation der Vereinten Nationen.

Vorbildcharakter des Projektes

Es ist ein bisher einzigartiges kommunales Projekt und erfüllt eine Vorbildfunktion für andere Kommunen. Bei der Produktion von fair gehandelter Kleidung werden auch ökologische Mindeststandards eingehalten, z.B. bei der Verwendung chemischer Produkte zur Färbung sowie bei der Entsorgung der Farbstoffe. Das dient sowohl dem Schutz der Umwelt als auch dem Schutz der Arbeiter vor Gesundheitsschäden.

Durch den Einkauf so hergestellter Produkte werden diese Arbeitsmethoden und Bedingungen unterstützt. Düsseldorf als bedeutendes Handelszentrum einschließlich der Messe kommt dabei eine hervorgehobene Bedeutung zu. In Düsseldorf vertretene oder ansässige Firmen haben erkennen lassen, dass ihnen das Problem durchaus bewusst ist. Die Initiative der Stadt soll daher als Vorbild wirken.

Bürgerbeteiligung

Von Bürger- und Fachforen sowie den Eine-Welt-Gruppen wurde das Thema behandelt. Es wurde empfohlen, daraus ein Agenda-Projekt zu machen.

Finanzierung

Es hat sich gezeigt, dass bei der Beschaffung hierdurch keine höheren Kosten entstehen.

Träger des Projektes

Landeshauptstadt Düsseldorf, Feuerwehr

Weitere Informationen

Keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit

Seit dem 01.09.2006 gelten bei der Stadt Düsseldorf neue Regeln für den Einkauf: Die Verwaltung kauft keine Produkte mehr, bei deren Herstellung Kinder ausgebeutet werden. Weiterhin achtet sie darauf, dass auch international vereinbarte Arbeitsnormen für Erwachsene eingehalten werden. Eingesetzt für diese Regelung haben sich alle Fraktionen im Stadtrat, die Umsetzung in der Verwaltung erfolgte mit Unterstützung der Lokalen Agenda und dem Eine Welt Forum.

Waren werden weltweit produziert. Auch Produkte die die Stadt beschafft, kommen oft von weit her. Die Bedingungen bei der Herstellung in anderen Ländern sind auch heute noch zum Teil katastrophal: Arbeitskräfte - darunter auch Kinder - werden ausgebeutet, erhalten nicht einmal den Mindestlohn, sie schuften sieben Tage je Woche bis zu 16 Stunden am Tag. Die Arbeitsbedingungen und eingesetzte Stoffe sind gesundheitsgefährdend. Wer sich nicht bedingungslos fügt, muss mit Kündigung rechnen usw.

Mit solchen Produktionsbedingungen will sich die Stadt nicht abfinden und sie nicht mit städtischem Geld finanzieren. Sie fordert, dass international festgelegte Arbeits und Sozialnormen weltweit eingehalten werden. Diese ILO-Kernarbeitsnormen haben die soziale und faire Gestaltung der Globalisierung sowie die Schaffung von menschenwürdiger Arbeit als eine zentrale Voraussetzung für die Armutsbekämpfung zum Ziel. Sie wurden von vielen Staaten mitgezeichnet, so auch von der Bundesrepublik Deutschland.

Der "Faire Handel" garantiert die Einhaltung dieser Kernarbeitsnormen und geht an einigen Stellen noch darüber hinaus. Er stellt sicher, dass Erwachsene mit ihrer Arbeit einen ausreichenden Lohn für die Ernährung ihrer Familien erhalten. Weiterhin werden Schulbildung für die Kinder, Bildung für Erwachsene und eine Gesundheitsversorgung für die Familien ermöglicht. Damit wird sichergestellt, dass ausbeuterische Kinderarbeit nicht mehr stattfindet, weil sie nicht mehr nötig ist. Wo möglich, sollen faire Produkte eingekauft werden, zu erkennen am TransFair-Siegel.

Welche Produkte betroffen sein können, richtet sich in erster Linie danach, wo sie hergestellt oder bearbeitet wurden. Dies gilt insbesondere für Produkte aus Asien, Afrika, Mittel- oder Südamerika - wie Bälle, Bekleidung und sonstige Textilien, Spielwaren, Teppiche, Lederprodukte, Billigprodukte aus Holz, Pflastersteine sowie diverse Agrarprodukte (z. B. Kaffee, Tee, Orangensaft, Schokolade, Blumen... ).

Als Nachweis, dass die angebotenen Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit und unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen hergestellt wurden, werden unabhängige Zertifizierungen (z. B. das TransFair-Siegel) anerkannt. Existiert für die betroffenen Produkte keine Zertifizierung, muss der Anbieter jeweils bestätigen, dass seine Produkte unter Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen hergestellt wurden.

Mit einem Infoblatt (PDF-Datei 1,2 MB) gibt die Stadt ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Zusammenstellung der Informationen zu diesem Thema an die Hand. Die Regelungen sind in der neuen Vergabeordnung verankert und in die zusätzlichen Vertragsbedingungen für Bauleistungen (VOB, s. Punkt 4.9) und Leistungen (VOL, s. Punkt 13.4) aufgenommen: "Mit der Abgabe des Angebotes erklären die Bieter, dass sie die ILO-Kernarbeitsnormen einhalten und keine Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit anbieten."

 

Internationale Kernarbeitsnormen

Die ILO (International Labour Organization; deutsch: Internationale Arbeitsorganisation - IAO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. Die ILO arbeitet zu verschiedenen Gebieten des Arbeitsrechtes rechtsverbindliche Übereinkommen (Conventions) sowie Empfehlungen an die Mitgliedstaaten aus. 1998 definierte sie acht Übereinkommen, die als ILO-Kernarbeitsnormen bezeichnet werden:

  • 182 Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit
  • 138 Übereinkommen über das Mindestalter der Zulassung zur Beschäftigung
  • 111 Übereinkommen über Nichtdiskriminierung am Arbeitsplatz
  • 87 Übereinkommen über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes
  • 98 Übereinkommen über die Anwendung der Grundsätze des Vereinigungsrechts und des Rechts zu Kollektivverhandlungen
  • 29/105 Übereinkommen zur Abschaffung der Zwangsarbeit
  • 100 Übereinkommen über gleiche Entlohnung

Poster zum Projekt

Saubere Sache
PDF-Datei 1,7 MB

Berichte im Agenda-Rundbrief

Rundbrief 13 | PDF-Datei 547 KB
Endlich in der Diskussion: Saubere Bekleidung (Seite 8)

Rundbrief 10 | PDF-Datei 856 KB
Düsseldorfer Feuerwehr ist "sauber" gekleidet (Seite 16)

Rundbrief 6 | PDF-Datei 2,3 MB
Saubere Kleidung für die Feuerwehr (Seite 6)
 

Kontakt

Ansprechpartner
Gerd Deihle
gerd.deihle@t-online.de
Telefon 0211 - 375389