Die Grafen und Herzöge von Berg aus dem Hause Jülich, 1348-1511

Gerhard I.

Geburtsdatum unbekannt, gestorben am 18.05.1360, verheiratet 1336 mit Margarete (gestorben am 18.03.1384/19.02.1389, Tochter des Otto von Ravensberg, Erbin von Berg, Nichte Adolfs VI). Gerhard hat ein Grabmahl im Altenberger Dom.

Gerhard war der älteste Sohn des Grafen Wilhelm von Jülich (gestorben am 26. November 1361), der 1356 von Kaiser Karl IV. zum Herzog erhoben worden war. Er hatte nach dem Tod des Onkels seiner Frau, Adolf, 1348 die Herrschaft in der Grafschaft Berg übernommen, während sein jüngerer Bruder Wilhelm (gestorben am 13. Dezember 1393) nach dem Tode seines Vaters 1361 die Herrschaft im Herzogtum Jülich erhielt. Gerhard war über die Erbschaft seiner Frau auch Graf von Ravensberg.

Graf Gerhard teilte die Grafschaft Berg in Verwaltungsbezirke, sogenannte Ämter ein. Unter ihm bildeten sich Landstände heraus, das heißt eine Vertretung der Adeligen und größerer Städte, die vor allem ein gewisses Mitsprachrecht bei der Steuererhebung beanspruchten. Unter den Städten war auch Düsseldorf vertreten.


Wilhelm II. (I.)

Geburtsdatum unbekannt, gestorben am 25.06.1408, verheiratet 1363 mit Anna (gestorben am 30.11.1415, Tochter des Kurfürsten Ruprecht II. von der Pfalz). Von ihm existiert eine Grabplatte im Altenberger Dom. Er folgt seinem Vater 1360 als Graf von Berg.

Am 24. Mai 1380 wurde Graf Wilhelm II. von König Wenzel in Aachen zum Herzog ernannt und damit in den Reichsfürstenstand erhoben. Als Herzog wird er Wilhelm I. genannt. Er ist einer der für die Entwicklung der Stadt Düsseldorf wichtigsten Fürsten. In der Literatur wird er als zweiter Gründer der Stadt bezeichnet. Er erteilte der Stadt Düsseldorf zahlreiche Privilegien, richtete 1373 eine Zollstelle ein, 1384 und 1394 vergrößerte er die Stadt nach Süden über die Düssel hinweg, im Osten bis zur Hundsrückenstraße. Die Bewohner von Derendorf, Golzheim, Bilk und Hamm, die dem Düsseldorfer Bürgermeister unterstellt wurden, sollten sich in dieser ersten Neustadt ansiedeln. Er ließ eine neue gotische Pfarr- und Stiftskirche errichten, für die er zahlreiche Reliquien, unter anderem das Haupt des heiligen Appollinaris beschaffte, wodurch Düsseldorf auch ein bedeutender Wallfahrtsort wurde.

Herzog Wilhelm baute das Schloss am Rhein, das möglicherweise vorher nur aus einem Turm bestanden hatte, aus und begann, seine Residenz in Düsseldorf zu nehmen. Herzog Wilhelm wird als zweiter Stadtgründer von Düsseldorf bezeichnet.

Nach der verlorenen Schlacht gegen Graf Adolf II. von Kleve-Mark bei Kleverhamm am 7. Juni 1397 und seiner Gefangennahme musste sich Herzog Wilhelm mit sehr hohen Summen freikaufen. Seine Söhne lehnten sich gegen ihn auf, die Stadt Düsseldorf schloss sich seinem Sohn Adolf an, der den Vater zeitweise gefangen setzte. Nachdem Herzogin Anna ihren auf Schloss Burg gefangenen Mann am 24. August 1404 eine Stunde nach Mitternacht in einer waghalsigen Aktion befreit hatte, gelang es dem Herzog, sich wieder teilweise in seinem Herzogtum durchzusetzen. 1405 allerdings trat er einen großen Teil seines Landes an seinen Sohn Adolf ab. Seine letzten Jahre (1405 bis 1408) verbrachte er resigniert und verbittert in Düsseldorf.

Vgl.: Axel Kolodziej, Herzog Wilhelm I. von Berg (1380 - 1408) (Bergische Forschungen, Band XXIX), Neustadt an der Aisch 2005.


Adolf II.

Geburtsdatum unbekannt, gestorben Köln 14.07.1437, verheiratet in erster Ehe mit Jolante (gestorben 10.01.1421, Tochter des Herzogs Robert von Bar), in zweiter Ehe am 14.02.1430 mit Elisabeth (gestorben 05.03.1448, Tochter des Herzogs Ernst von Bayern-München). Eine Grabplatte befindet sich im Altenberger Dom.

Adolf erhielt schon vor dem Tode seines Vaters Herrschaftsrechte in Teilen des Herzogtums Berg, die gesamte Herrschaft dann 1408. Herzog Adolf von Berg erbte 1423 das Herzogtum Jülich, da sein Onkel zweiten Grades, Herzog Reinald von Jülich, am 23. Juni 1423 ohne Erben verstorben war. Damit waren zwei große Territorien am Niederrhein vereinigt, die es auf viele Jahrhunderte hin bleiben sollten. Adolf hatte keine Erben, sodass die Herrschaft an seinen Neffen Gerhard, den Sohn seines Bruders Wilhelm, Graf von Ravensberg (geboren um 1382, gestorben 1428) aus der Ehe mit Adelheid, Tochter des Grafen Nikolaus von Tecklenburg, überging.

Für die Stadt Düsseldorf hatte seine Herrschaft eher negative Folgen. Nicht nur, dass er die ihr zuvor gewährten Freiheiten widerrief, er kappte auch wieder die Haupt- und Residenzstadtbildung, die unter seinem Vater ihren Anfang genommen hatte.


Gerhard II.

Geboren um 1417, gestorben am 19.08.1475 in Schloss Lülsdorf bei Siegburg, verheiratet 1444 mit Sofie (gestorben am 09.09.1473, Tochter des Herzogs Bernhard II. von Sachsen-Lauenburg). Er hat ein Grabmahl im Altenberger Dom. Graf von Ravensberg wird er nach dem Tod seines Vaters 1428. Er übernahm die Herrschaft in den Herzogtümern Jülich und Berg nach dem Tode seines Onkels Adolf 1437.

Gerhard war schon nach dem Tode seines Vaters 1428 Graf von Ravensberg geworden. 1437 nach dem Tode seines Onkels Adolf übernahm er auch die Herrschaft über die Herzogtümer Jülich und Berg. Seine Ehe blieb lange kinderlos, so dass er 1451 sogar die Abtretung der Herzogtümer an das Kurfürstentum Köln erwog. Da seine Frau aber noch mehrere Kinder bekam, konnte nach seinem Tod sein Sohn Wilhelm die Herrschaft übernehmen.

Er stand der Stadt Düsseldorf wieder freundlich gegenüber. Er bestätigte die Privilegien der Stadt und berief um 1438 den Orden der Kreuzherren in die Stadt, die nach 1443 mit dem Bau ihrer zweischiffigen Hallenkirche an der Ratinger Straße begannen. Dazu musste das Gasthaus genannte Hospital der Stadt an die Flinger Straße verlegt werden. Auch lässt sich in dieser Zeit schon differenziertes Leben in Düsseldorf feststellen, so wird 1453 erstmals ein Zunftbrief und1462 eine öffentliche Badestube genannt. Das Haus "Zum schwarzen Horn" in der Ratinger Straße wird 1470 Rathaus.

Vgl.: Heinrich Neu, Gerhard VII,, Herzog von Jülich und Berg, in: Neue Deutsche Biographie 6,1964, S. 267f.;


Rüdiger Schleidgen, Die Kreuzherren in Düsseldorf, in: Düsseldorfer Jahrbuch 78, 2008, S. 13 - 51.


Wilhelm III.

Geboren am 09.01.1455, gestorben am 06.09.1511 in Düsseldorf, verheiratet in erster Ehe am 19.10.1472 mit Elisabeth (geboren am 19.10.1459, gestorben am 09.03.1479, Tochter des Grafen Johann II. von Nassau-Saarbrücken), in zweiter Ehe am 08.07.1481 mit Sibylle (geboren am 31.05.1467, gestorben am 09.07.1524, Tochter des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg). Es gibt ein Grabmal im Altenberger Dom.

Wilhelm hatte schon in den letzten Lebensjahren des Vaters oder doch wenigstens nach dem Tode der Mutter 1473 Anteil an der Landesregierung, da der Vater an einer unheilbaren Geisteskrankheit litt. Mit der Verlobung seiner Tochter Maria mit dem Erben von Kleve-Mark hat er die Vereinigung des Territorienkomplexes Jülich-Berg-Ravensberg und Kleve-Mark vorbereitet.

Düsseldorf erhielt von Herzog Wilhelm am 12. Februar 1482 ein Marktprivileg, auch wurden der Stadt am 13. Juli 1489 alle ihre früheren Privilegien bestätigt.

In seiner Zeit wurde zunächst auch das Schloss am Rhein weiter ausgebaut, vor allem, nachdem es 1491 durch einen Brand beschädigt worden war. Ein weiterer Brand am 23. Dezember 1510, der in der Küche ausgebrochen war, vernichtete wieder große Teile des Schlosses, das dann allerdings erst später gründlich wiederhergerichtet wurde.


Vgl.: Otto Redlich, Wilhelm III von Jülich-Berg, in: Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 43, Leipzig 1898, Seiten 100 - 106;


Hatto Küffner und Edmund Spohr, Burg, Schloß und Galerie (Düsseldorf. Eine Stadt zwischen Tradition und Vision), Kleve 2005.