Die Herzöge von Berg aus dem Hause Pfalz-Neuburg, 1609-1742

Philipp Ludwig, geboren am 02.10.1547, gestorben am 22.08.1614, heiratete am 27.09.1574 Anna (geboren am 01.03.1552, gestorben am 16.10.1632, Tochter des Herzogs Wilhelm V. von Jülich, Kleve und Berg, Erbin von Jülich, Berg und Ravenstein, eine Schwester Johann Wilhelms I.). Kleve, Mark und Ravensberg fallen an die ältere Schwester Maria Eleonora; als Landesherr in Düsseldorf folgt 1614 ihr Sohn Wolfgang Wilhelm.


Wolfgang Wilhelm

Geboren am 4. 11. 1578 in Neuburg, gestorben am 20.03.1653 in Düsseldorf, verheiratet in erster Ehe am 11.10.1613 mit Magdalene (geboren 04.07.1587, gestorben 25.9.1628, Tochter des Herzogs Wilhelm V. von Bayern), verheiratet in zweiter Ehe am 11.11.1631 mit Katharine Charlotte (geboren am 01.01.1615, gestorben am 21.03.1651, Tochter des Pfalzgrafen Johann II. von Zweibrücken), verheiratet in dritter Ehe am 06.05.1651 mit Marie Franziska (geboren am18.05.1633, gestorben am 07.03.1702, Tochter des Grafen Egon VIII. von Fürstenberg-Heiligenberg).

Wolfgang Wilhelm übernahm im Auftrag seines Vaters die Herrschaft in den Vereinigten Herzogtümern nach dem Tod seines Onkels Johann Wilhelm I. zunächst gemeinsam mit Johann Sigismund von Brandenburg-Preußen als Possidierender, dann ab dem 12. November 1614 (Vertrag von Xanten) für Jülich-Berg. Nach dem Tode seines Vaters am 22.8.1614 wurde er auch Pfalzgraf von Neuburg, residierte bis etwa 1631 abwechselnd in Düsseldorf und Neuburg, um sich dann meist in Düsseldorf aufzuhalten. 1624 erhielt er auch die Herrschaft Ravenstein an der Maas, die im Provisionalvergleich zunächst an Brandenburg-Preußen gekommen war.

Es gelang Wolfgang Wilhelm durch eine geschickte Neutralitätspolitik seine Lande vor den schwersten Schäden des Dreißigjährigen Krieges zu bewahren. Er baute die Befestigungen der Stadt Düsseldorf aus und siedelte zahlreiche katholische Ordensgemeinschaften, unter anderem die Jesuiten, in der Stadt an. Die von ihnen errichtete Andreaskirche sollte die neue Hofkirche und Grablege der Pfalz-Neuburger werden.

Vgl.: Anke Hufschmidt, Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg (1578 - 1653). Der Erste Pfalzgraf in Düsseldorf. Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf 14. September bis 16. November 2003, Katalog, Düsseldorf 2003.;


vgl. auch Aufsätze zu Wolfgang Wilhelm in: Düsseldorfer Jahrbuch 75, 2004/2005, Düsseldorf 2005.


Philipp Wilhelm

Geboren am 4. 10. 1615 in Neuburg, gestorben am 12.09.1690 in Wien, er heiratet in erster Ehe am 08.06.1642 Konstanze (geboren am 07.08.1619, gestorben am 08.10.1651, Tochter des Königs Sigmund III. von Polen), verheiratet in zweiter Ehe am 03.09.1653 mit Elisabeth Amalie (geboren am 20.03.1635, gestorben am 04.08.1709, Tochter des Landgrafen Georg II. von Hessen-Darmstadt).

Er übernahm nach dem Tod seines Vaters 1653 die Regierung sowohl in Neuburg an der Donau als auch in Jülich und Berg. Nach dem Aussterben der kurfürstlichen Linie des Pfalzgrafen in Heidelberg 1685 (26. 5. 1585) erbte er auch die Pfalz und war damit Kurfürst. Die Herrschaft über Jülich und Berg hatte er schon 1679 an seinen Sohn Johann Wilhelm abgetreten.

Philipp Wilhelm baute die Stadt Düsseldorf zu einer Residenzstadt aus. Die kriegerischen Auseinandersetzungen, vor allem die Kriege gegen das Frankreich Ludwigs XIV. mit den Verwüstungen der Pfalz beanspruchten seine Kräfte. Aus seiner zweiten Ehe hatte er 17 Kinder, von denen er die Töchter mit zahlreichen regierenden europäischen Häusern verheiratete, so dass er als "Schwiegervater Europas" bezeichnet wurde. Die Söhne wurden entweder Generäle und Statthalter im Fürstendienst oder hohe Geistliche. Für seinen ältesten Sohn Johann Wilhelm, der das Erbe antreten sollte, gelang es ihm, die Halbschwester des Kaisers als Ehefrau zu gewinnen, was an die Bedingung gebunden war, dass sein Sohn regierender Fürst sein musste. Deshalb trat er ihm 1679 die Regierung über die Herzogtümer Jülich und Berg ab und zog sich selbst mit seiner Familie nach Neuburg an die Donau zurück. Wegen der kriegerischen Ereignisse musste er sich dann aber nach Wien flüchten, wo er 1690 starb. Er wurde in Neuburg an der Donau beigesetzt.

Vgl.: Peter Fuchs, Philipp Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 20, Berlin 2001, S. 383f.


Johann Wilhelm II. (Jan Wellem)

Geboren am 19.04.1658 in Düsseldorf, gestorben am 08.06.1716 in Düsseldorf, verheiratet in erster Ehe am 25.10.1678 mit Marie Anna Josefa (geboren am 30.12.1654, gestorben am 14.04.1689, Tochter des Kaisers Ferdinand III.), verheiratet in zweiter Ehe am 04.06.1691 mit Anna Marie Luisa (geboren am 11.08.1667, gestorben am 18.02.1743 in Florenz, Tochter des Großherzogs Cosimo III. von Toskana). Seine letzte Ruhe fand Johann Wilhelm in dem für ihn errichteten Mausoleum an der Andreaskirche in Düsseldorf.

Johann Wilhelm, den die Düsseldorfer liebevoll Jan Wellem nennen, sollte einer der bedeutendsten Fürsten für die Stadt werden. Um ihn standesgemäß mit der Halbschwester des Kaisers verheiraten zu können, übergab der Vater ihm bereits 1679 mit 21 Jahren die Herrschaft in den Ländern Jülich und Berg. Das Patent der Übertragung datiert vom 1. August 1679, die kaiserliche Bestätigung vom 17. Oktober 1679. Nachdem sich das junge Paar in Düsseldorf installiert hatte, zog sich der alte Herzog mit seiner Familie nach Neuburg an der Donau zurück. Im Jahr 1685, nachdem der alte Herzog Philipp Wilhelm die Kurwürde erhalten hatte, führte Jan Wellem den Titel Kurprinz. Nach dem Tod seines Vaters 1690 trat er in alle Rechte seines Vaters ein, war auch Kurfürst von der Pfalz, Pfalzgraf von Neuburg und Herzog von Jülich-Berg. 1708, nachdem der Herzog von Bayern in die Reichsacht getan war, erhielt er auch die alte, mit der Erztruchsesswürde und dem Reichsvikariat verbundene 5. Kurwürde, musste diese aber 1714 zurückgeben. Seine zwei Ehen blieben kinderlos.

Unter der Regierung Johann Wilhelms II. erlebte Düsseldorf einen bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung. In dem Maße, in dem der Fürst seinen Hof zu einer prunkvollen Residenz ausbaute, ihn zum Zentrum europäischer Diplomatie machte, glanzvolle Feste feierte und Kunst, Musik und Wissenschaft anzog fiel auch ein Teil dieses Glanzes auf die Stadt. Einen bedeutenden Ruf erwarb sich Johann Wilhelm auch als Mäzen, Sammler und Gründer einer bedeutenden Gemäldesammlung. In Düsseldorf ist er noch durch sein von Gabriel de Grupello um 1711 gestaltetes Reiterstandbild auf dem Marktplatz präsent.

Mit seinem Tod 1716 brach diese Entwicklung ab. Die Witwe Johann Wilhelms, Anna Maria Luisa, kehrte etwa ein Jahr nach dem Tode ihres Mannes in ihre Heimat nach Florenz zurück. Damit gab es keine fürstliche Hofhaltung mehr in Düsseldorf. Sein Bruder und Nachfolger, Karl Philipp, der damals Statthalter in Innsbruck war, sollte Düsseldorf nie aufsuchen.

Vgl.: Hermine Kühn-Steinhausen, Johann Wilhelm. Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich-Berg (1658 - 1716), Düsseldorf 1958;


Max Braubach, Johann Wilhelm. Kurfürst von der Pfalz, Herzog von Jülich und Berg (1658 - 1716), in: Rheinische Lebensbilder, Bd. 1, Düsseldorf 1961, S. 83 - 101;


Klaus Müller, Jan Wellem. Ein Barockfürst in Düsseldorf, Düsseldorf 2008;


Benedikt Mauer, Der Fürst und seine Stadt - Bauten aus der Jan-Wellem-Zeit in Düsseldorf (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Düsseldorf, Bd. 18), Düsseldorf 2008;


Clemens von Looz-Corswarem, Kurfürst Johann Wilhelm II. von der Pfalz und seine Residenzstadt Düsseldorf, in: St. Andreas in Düsseldorf. Die Hofkirche und ihre Schätze. Zum 350. Geburtstag des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz, hrsg. vom Dominikanerkloster Düsseldorf, Düsseldorf 2008, S. 25 - 53.


Karl Philipp

Geboren am 04.11.1661, gestorben 31.12.1742, verheiratet in erster Ehe am 10.08.1688 mit Luise Charlotte (geboren am 27.02.1667, gestorben am 23.03.1695, Tochter des Fürsten Bogislaw von Radziwill), verheiratet in zweiter Ehe am 15.12.1701 mit Therese (geboren 1685, gestorben am 06.01.1712, Tochter des Fürsten Josef Karl Lubomirski), verheiratet in dritter Ehe an unbekanntem Datum mit Violante Marie Therese (geboren am 01.04.1683, gestorben am 02.11.1734, Tochter des Grafen Sebastian Franz von Thurn und Taxis).

Er übernahm die Regierung nach dem Tode seines älteren Bruder Johann Wilhelm 1716. Er war damals kaiserlicher Gouverneur für Ober- und Vorderösterreich in Innsbruck, wo er auch bis Mai 1717 blieb, dann hielt er sich bis August 1718 in Neuburg und von September 1718 bis April 1720 in Heidelberg auf. 1720 begann er mit dem Bau seiner Residenz Mannheim. Düsseldorf hat er nicht besucht.

Karl Philipp hatte keine männlichen Erben, so dass die Herrschaft an das Haus Pfalz-Sulzbach überging.

Vgl.: Hans Schmidt, Karl Philipp, Kurfürst von der Pfalz, in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 11, Berlin 1977, S. 250 - 252.