Blühstreifen: Buffet mal anders

Blühstreifen: Buffet mal anders

Die Anlage von artenreichen Blühstreifen verfolgt in erster Linie den Zweck entlang von Ackerflächen Futterquellen für besonders wichtige Mitarbeiter anzulegen, nämlich für bestäubende Insekten. Darüber hinaus dienen sie als Vernetzungskorridore und verbinden so die Rückzugsräume für verschiedene Tierarten im Umfeld von Ackerflächen miteinander: So nutzen seltene Feldvogelarten die hohen Gräser und Blühpflanzen zum Brüten und Säugetiere, wie der Feldhase, können sich dort leicht verstecken und Nahrung finden. Auch für „biologische Schädlingsbekämpfer“, wie Marienkäfer oder Florfliegen, die die Beeinträchtigung von Feldfrüchten durch andere Insekten reduzieren können, bieten Blühstreifen einen idealen Lebensraum.

Die Landeshauptstadt Düsseldorfer fördert daher die Anlage von Blühstreifen im Stadtgebiet: Sollten Landwirtinnen und Landwirte mehr Blühstreifen anlegen wollen, als sie durch andere landwirtschaftliche Förderungen subventioniert bekommen, stellt die Stadt dafür eigene Mittel zur Verfügung. Die Stadt vergütet in diesem Fall den Ertragsausfall der Landwirtinnen und Landwirte.

Für das Jahr 2023 entstanden auf insgesamt rund fünf Kilometern Länge Blühstreifen im Stadtgebiet, die jeweils eine Breite von dre Meter aufweisen – auf einer Fläche von rund 1,5 Hektar erblühen also geförderte Blumen und Kräuter. Zur Einsaat wird mehrjähriges, regionales Saatgut verwendet. Dieses wurde im Frühjahr 2023 erstmals auf Ackerrändern entlang von Wegen eingesät. Die Blühstreifen stehen dann im Sommer und Herbst für Insekten, Säugetiere und Vögel als Lebensraum zur Verfügung. Aber auch für Erholungssuchende wird das Landschaftsbild durch die bunte Vielfalt aufgewertet. Zwei-, vier-, sechs-, acht- und vielbeinige Besucherinnen und Besucher können die Blütenpracht im Düsseldorfer Norden bewundern.

Der Feldhase

Der Feldhase

Der Feldhase (Lepus europaeus) lebt in der freien Feldflur. Er scharrt sich eine Erdmulde, die Sasse genannt wird. Diese werden auch als Schlafplatz genutzt. Häsinnen verstecken dort außerdem ihre Jungen, die dort die meiste Zeit ruhig warten bis ihre Mutter ein- bis zweimal am Tag zum Säugen vorbeikommt. Blühstreifen bieten dabei vor allem den Junghasen den nötigen Schutz: Einerseits um nicht durch Landmaschinen zu Schaden zu kommen, andererseits werden sie so auch nicht so leicht von Beutegreifern, wie dem Mäusebussard oder dem Rotfuchs entdeckt. Ein artenreicher Blühstreifen bietet den Feldhasen außerdem ein reiches Buffet an Kräutern, Wurzeln und Sämereien.

Die Feldlerche

Die Feldlerche

Die Feldlerche (Alauda arvensis) zählt zu den bodenbrütenden Vogelarten. Sie lebt im Offenland und fühlt sich nur wohl, wenn sie einen freien Blick auf die Umgebung hat. Daher sind freie Agrarflächen mit ausreichend großem Abstand zu höheren Gebüschen, Gehölzen und Bauwerken ein idealer Lebensraum für sie. Die Feldlerche benötigt allerdings ruhige Feldraine oder von der Bewirtschaftung ausgenommene Bereiche innerhalb der Äcker, sogenannte Lerchenfenster, zur Brut und zur Aufzucht der Jungvögel. Ihre Nahrung finden die Lerchen insbesondere in Blühstreifen: Insekten und Spinnen zählen in den Sommermonaten zu ihrem Futter, für die Jungvogelaufzucht sucht sie nach eiweißreichen Puppen und Larven während sie im Winter vor allem Sämereien und Pflanzenteile, die sich noch im Blühstreifen befinden, zu sich nehmen.

Der Siebenpunkt-Marienkäfer

Der Siebenpunkt-Marienkäfer

Der Siebenpunkt-Marienkäfer (Coccinella septempunctata) zählt wie seine gesamte nähere Verwandtschaft zu den sogenannten Nützlingen unter den Insekten: Sowohl die erwachsenen Tiere als auch die Larven ernähren sich zu einem Großteil von Blattläusen und anderen Kleinstinsekten, die in der Landwirtschaft als Schädlinge angesehen werden, weil sie die angebauten Pflanzen schädigen. Da aber auch der Marienkäfer eine gewisse Vielfalt an Pflanzen und vor allem Bereiche, die nicht mit Chemikalien gespritzt werden, benötigt, findet er in Blühstreifen einen idealen Lebensraum, in dem er auch seine Eier ablegen kann. Wenn die Blühstreifen, nachdem sie verblüht sind, nicht vollständig gemäht werden, sondern Anteile der Stängel und der Streu unbearbeitet bleiben, finden Marienkäfer dort auch gute Überwinterungsmöglichkeiten. Die kleinen Käfer benötigen nur einen Platz, an dem sie nicht entdeckt werden, da sie sich vor kalten Temperaturen ohnehin durch eine Art körpereigenes Frostschutzmittel schützen. Weitere Nützlinge sind unter anderem Florfliegen, Schlupfwespen, Raubmilben und Laufkäfer.

Die Ackerhummel

Die Ackerhummel

Die Ackerhummel (Bombus pascuorum) ist ein blütenbesuchendes Insekt, das wie die anderen Hummelarten, aber auch wie Bienen und Wespen zu den Hautflüglern gehört. Vor allem in artenreichen Blühstreifen, findet sie einen reich gedeckten Tisch, da sie sich vom Neckar von vielen verschiedenen Blumenarten ernährt und nicht nur auf eine einzelne Blumenart spezialisiert ist. Ackerhummeln bauen ihr Nest unterirdisch in Gängen und Höhlen von Mäusen oder oberirdisch in dichten Krautschichten, wie sie zum Beispiel in Blühstreifen vorkommen. Die Ackerhummel lebt in Völkern, die meist aus 60 bis 150 Hummeln bestehen. Wegen ihres dicken Pelzes kann die Ackerhummel schon bei wenigen Grad über null fliegen und so auch bei kühlen Temperaturen eine wertvolle Bestäubungsarbeit leisten.