Mer spreche Platt - 50 Jahre Düsseldorfer Mundartfreunde
Mer spreche Platt - 50 Jahre Düsseldorfer Mundartfreunde
Ausstellung im Stadtmuseum 27.6.-28.7.2019
- Eintritt frei für alle 50-jährigen Bürger/Bürgerinnen
- Eintritt frei in der Happy Hour
- Eintritt frei am Sonntag
Das Stadtmuseum veranstaltet gemeinsam mit den Mundartfreunden eine Ausstellung zu deren 50-jähriger Geschichte. Die Bestände des Mundartarchivs und bedeutende Leihgaben wie Archivalien, Fotos, Kunstwerke, Audios, Videos, Bücher und Akten laden zum Studieren und Schmökern ein.
50 Jahre Mundartfreunde Düsseldorf
Wie alles anfing
Am 1. September 1969 trafen sich 60 Damen und Herren aller Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen und kamen nach kurzer Diskussion zu dem Ergebnis, dass die Düsseldorfer Mundart Kulturgut sei und deshalb gepflegt werden müsse. Deshalb gründeten sie die „Freunde Düsseldorfer Mundart", die sich dann im Jahre 1970 in „Mundartfreunde Düsseldorf 1969" umbenannten. Unter diesen Personen befanden sich damals schon einige bekannte Namen unserer Stadt. Es dauerte nicht lange, bis dann am 18.3.1971 der Verein „ Mundartfreunde Düsseldorf e.V.“ ins Vereinsregister eingetragen wurde.
Wie es dazu kam, beschrieb Jupp Silvester Kels 1994 in unserem Heft „Mer spreche Platt“- Theodor Lecker (genannt „Döres“) habe ihn als Schriftleiter der Heimatzeitung „Jan Wellem“ (Alle Düsseldorfer e.V.) angesprochen:
„Wat hälsde dovon, wenn mer die Plattschriewer un Mäuzkesverzäller all eemol en e Lokal enlade döhden? Et wör doch e jejesiedig Kenneliere ärg interessant". Und weiter: „Dat wor dann die Idee! Mer dachten do nit aan ene Verein, sondern an Usproch öwer ons Schriewerei. Domet wor ech schon alleen weje ons Heematschrift "Jan Wellem" tirekt enverstange. Kooz entschlosse, hät dä Döres all die öm bekannte Plattschriewer en dr "Europäische Hof" enjelade on jlich noch en paar Honoratiore dozu....Als em "Euro"noh allerhands Rederei dat Wohd opkoom: „Un wat nu?", hät Dr. August Dahm ( Rechtsanwalt un Plattschriewer) jesaht, dat vill von ons Plän` jesetzlich nur dörchzeföhre wöre, wenn mer us denne "Plattschriewer un Mäuzkesverzäller" `ne Verein make wöhden.“ Und so geschah es dann auch. Die Vorsitzenden des Vereins waren Joseph Neuhausen. Fred Fiedler, Adolf Busse, Engelbert Oxenfort, Mario Tranti und seit 2016 ist Gisela Piltz Baas des Vereins. Nach der Satzung der Mundartfreunde ist die Pflege der Rheinischen Mundart Hauptzweck des Vereins - dies erfolgt vor allem bei unseren Veranstaltungen, Führungen, Lesungen, Gottesdiensten und unseren Karnevalssitzungen.
50 Jahre Mundartfreunde Düsseldorf
Das Archiv
Das bereits einen Monat nach der Gründung erschienene, von unserem Gründungsmeister Theo Lücker, gestaltete Vereinsblatt „ONS BLÄTTCHE" heißt heute in Fortsetzung „MER SPRECHE PLATT". Auch wurde damals von Albert Exner ein Archiv aufgebaut. Bei diesen Aktivitäten konnten notwendige Ehrungen nicht ausbleiben. Ehrenmitglieder wurden ernannt und die „Pastor-Jääsch Plakette" sowie die „Düsseldorf-Kölner-Freundschaftsplakette" vergeben, letztere beispielsweise an Hennes Weisweiler, 1. FC Köln und Dietrich Weise, Fortuna Düsseldorf. Das zeigt, wie tolerant unser Verein damals war und noch heute ist. Als Vereinslied wurde die von Heinz Schüler (Text) und Joseph Neuhausen (Melodie) geschaffene Weise bestimmt, die auch heute noch gilt: „Mer spreche Platt, dat hammer ons jeschwore, domet ons Mottersproch nit jeht verlore, mer spreche Platt, domet ons jeder kennt, dat mer noch echte Düsseldorfer sind." Natürlich sprengt es den Rahmen dieses Berichtes über die Entstehung unseres Vereins, die vielen verdienten Mitglieder zu nennen, doch schon an dieser Stelle sei vermerkt, dass ohne sie der Verein wohl nicht das geworden wäre, was er heute ist. Dafür herzlichen Dank! Dennoch gilt ein besonderes Dankeschön unserem heutigen Ehrenbaas Engelbert Oxenfort, der bereits im Jahr 1979 im Beirat unseres Vereins war. In diesen Dank ist natürlich seine Frau Hildegard ausdrücklich einbezogen.
Axel Hübener
50 Jahre Mundartfreunde Düsseldorf
Hörbar
In einem Rückblick auf die ersten zehn Jahre unseres Vereins schrieb Norbert Voß 1979 : „Wer zutiefst vom Wert der Mundart überzeugt ist, hat vor Jahren mit Wehmut beobachtet, dass sie sehr verpönt war, mehr und mehr in den Winkel der Vergessenheit geriet und vorwiegend nur von alten Leuten gepflegt wurde, vor allem aber auch in der Literatur ihren Rang verlor und totgesagt wurde. Die nun allenthalben wieder aufblühende Volkssprache mag manchem die Frage eingeben, ob wir es da mit einer gefühlsüberladenen nostalgischen Regung oder mit einer Modeerscheinung zu tun haben, wenn in einer Vereinigung von Mundartfreunden nach zehn Jahren mehr als tausend Mitglieder zu verzeichnen sind, unter denen sich eine beachtliche Zahl von „Plattschriewern" befindet, wie sie sich bescheidener weise bezeichnen.“ „Ich beobachte mit großer Wachsamkeit, auch zu meiner Genugtuung und Bewunderung, dass diese Vereinigung der Mundartfreunde, die nun ihr Jubiläum feiert, sehr verdienstvoll mit Vorträgen und Rezitationen in Altenheimen und Altenclubs, in Heimatvereinen und Schulen, ja auch in der Volkshochschule wirkt und sich zum gar nicht hoch genug einzuschätzenden Vorsatz nimmt, überhaupt erst einmal Menschen für die Mundart zurückzugewinnen und den Mutterboden unserer großartigen Volkssprache nach längerer Brache zu beackern. Es ist der Gnade eines Höheren anheimgegeben, ob er unter denen, die in solchem Bemühen stehen, einen auswählt, der weithin hörbar und sehr wirksam Stimme für das sein darf und kann, das uns allen so sehr am Herzen liegt - unser Platt." 40 Jahre später gelten diese Aussagen, insbesondere nach den eingetretenen enormen Veränderungen im Sozialverhalten, bei der Bevölkerungsstruktur und dem nicht aufzuhaltenden Vormarsch der Informationstechnik etc. umso mehr.
Axel Hübener
50 Jahre Mundartfreunde Düsseldorf
Hans-Müller-Schlösser- Akademie
Als eine der Konsequenzen auf den Umstand, dass immer weniger Düsseldorfer noch richtig Platt sprechen können, gründete Engelbert Oxenfort mit der Stadtsparkasse Düsseldorf im Jahre 1987 "en Scholl", wo „Imis" unseren Dialekt lernen und die „Alten" ihre Kenntnisse wieder auffrischen können. Benannt wurde die Akademie nach dem Heimatdichter Hans Müller-Schlösser, der 1884 in Düsseldorf geboren wurde und 1956 hier verstorben ist. Über Düsseldorf hinaus kennt man sein wohl bekanntestes Bühnenstück „Schneider Wibbel". Mit viel „ Spaß an der Freud´ " wird hier Düsseldorfer Dialekt studiert. Es gibt Schüler, die von Anfang an dabei waren und sich noch zu jedem neuen Semester wieder anmelden. Hier gilt es natürlich auch den Mundartfreunden herzlich zu danken, die sich besondere Verdienste um diese Einrichtung erworben haben besonders seien hier Inge Cremerius, Heinz Jürgens, Christa Hecker, Mario Tranti und Monika Voss genannt, die noch heute als „onser Frollein" mit viel Engagement und Leidenschaft Unterricht gibt. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns dankbar auch an Heidi und Horst Rosenbaum, die lange Jahre unsere Geschäftsstelle geleitet haben. Darüber hinaus finden jährlich kostenlose Führungen durch Düsseldorf op Platt auf Initiative der Akademie statt. In den zurückliegenden Jahren wurden die Bemühungen der Mundartfreunde mit monatlichen Versammlungen, Ausflügen, Gottesdiensten, Adventsfeiern, Karnevalsveranstaltungen etc. zur Pflege der Mundart fortgesetzt.
Der heutige Vorstand arbeitet weiter daran, neue Mitglieder zu gewinnen, denn unser oberstes Ziel ist und wird immer sein: „DAS DÜSSELDORFER PLATT MUSS ERHALTEN BLEIBEN“.
Axel Hübener