Norman Weber aus Kaufbeuren-Neugablonz erhält den Friedrich Becker Preis Düsseldorf 2023
Portrait des Preisträgers Norman Weber
Norman Weber aus Kaufbeuren-Neugablonz erhält den Friedrich Becker Preis Düsseldorf 2023
6. bis 30. Mai 2023
Mit der Vergabe des mit 10.000 Euro dotierten Friedrich Becker Preises, einer Stiftung von Hildegard Becker (1928-2018) in Düsseldorf, erinnert die Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. seit 1999 an den herausragenden Goldschmied und Gestalter kinetischer Objekte, Professor Friedrich Becker (1922-1997). Um den Friedrich Becker Preis bewarben sich 129 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern mit Schmuck und kleinem Gerät.
Die Jury – Schnuppe von Gwinner, Kunsthistorikerin, Autorin, Leipzig, Dr. Olaf Thormann, Direktor GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig, Silvia Weidenbach, Schmuckkünstlerin, Lehrbeauftragte an der Glasgow School of Art, erkannte den Preis Norman Weber aus Kaufbeuren-Neugablonz für seine drei Broschen "Jewel _9, Jewel_22 und Jewel_24" aus den Jahren 2021/22 zu. Der Ansteckschmuck ist im 3-D Druck aus Kunststoff gefertigt, seine subtile Farbigkeit wurde durch das Auftragen von Acrylfarben in zarten Pastelltönen erreicht. In ihrem Statement bringt die Jury ihre Begeisterung für die Arbeiten von Norman Weber zum Ausdruck. "Virtualität verbindet sich mit visionärer Gestaltung, verlässt sich ganz auf den souveränen Umgang mit der Toolbox des Digitalen. Voluminöse Sphären, zart farbige Fragmente und facettierte Formen landen auf dynamischen Kurven. Als objektgewordene Momentaufnahme paart sich skulptural anmutendes Volumen mit ephemerer Leichtigkeit, überwindet die Grenzen zwischen Analog und Digital, formuliert bravourös die unaussprechliche Ambition eines Schmuckgestalters in unserer Zeit". (Schnuppe von Gwinner im Namen der Jury).
Nach seiner Gesellenprüfung als Gold- und Silberschmied studierte Norman Weber an der Akademie der Bildenden Künste, München, er wurde zum Meisterschüler ernannt und legte sein Diplom an der Akademie ab. Der Künstler lehrt an der Staatlichen Berufsfachschule für Glas und Schmuck in Kaufbeuren-Neugablonz. Seine Schmuckstücke sind in Einzel- und Gruppenausstellungen vertreten, sie befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. Norman Weber hält Vorträge und Lehrveranstaltungen ab, er wurde mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen bedacht.
Neben den Arbeiten des Preisträgers werden weitere Einsendungen von 41 von der Jury ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern in den beiden Ausstellungen, Stadtmuseum Landeshauptstadt Düsseldorf (6. bis 30. Mai 2023) und Deutsches Goldschmiedehaus Hanau (6.Juni bis 9. Juli 2023) gezeigt.
Der japanische Künstler Jiro Kamata aus München spielt in seinem attraktiven Kerzenständer "Holon Candleholder" dessen unzählige, eingefasste Kameralinsen mit einem Feuerwerk der Farben. Sungho Cho aus Südkorea hat in seiner silbernen Schale "Collection of Time of Tress" mit dem Abguss von Baumrinde experimentiert. Isabelle Enders aus Nürnberg hat sich der Gestaltung von Pfeffermühlen verschrieben, ihre Pfeffermühlen "unicorn" aus Kupfer, Edelstahl und vergoldetem Silber machen das Pfeffern der Speise mit einem einzigen Korn zu einem wahren Genuss. Aus kleinsten, mit Acrylfarbe fein-pigmentierten Makrofol- und Nylongliedern ist der raumgreifende Halsschmuck "EBISU" von Svenja Johnaus Berlin gefertigt. Susanne Hammer aus Wien hingegen zeigt in ihrem „Tube Necklace“ eine absolute Reduzierung in Form und Farbe. Veronika Fabian aus Ungarn beschäftigt sich in ihrem aus Messing gefertigten, tätowierten Halsschmuck "TR1506LA553-3178" mit einem ganz eigenwilligen Umgang mit dem Thema Kettenglieder. In der Brosche "KAS FP-01s" von Michael Berger in Düsseldorf steht der Umgang mit der durch ein Mikrokugellager inszenierten Bewegung feiner Elemente aus dichroitischem Glas im Vordergrund. Bei Zhipeng Wang aus China steht die Verwendung von Naturmaterialien wie chinesischem Tee im Mittelpunkt, in seiner Brosche "The Tea Road Brick" wird der zum Block geformte Tee in Edelmetall gefasst. Bei den voluminösen Anhängern des in Idar-Oberstein ansässigen Spaniers Edu Tarin wird das Augenmerk auf den im CNCVerfahren bearbeiteten Jaspis, Hämatit oder Türkis gerichtet, auch Julia Künnap aus Estland hat sich bei ihren drei Broschen "Tuning In", "Ordinary Days" und "You Never Said It Was Easy" dem höchst aufwendigen Schleifen von Citrin, Rosen- und Rauchquarz verschrieben.
Der Friedrich Becker Preis Düsseldorf wird alle drei Jahre von der Gesellschaft für Goldschmiedekunst e.V. für hervorragendes eigenständiges Design von höchster Ausführungsqualität vergeben. Die bisherigen Preisträger und eine Preisträgerin waren: Rudolf Bott (1999), Anette Walz (2002), Peter Bauhuis (2005), Robert Baines (2008), Alexander Vohswinkel (2011), Sam Tho Duong (2014), Michael Becker (2017) und Junwon Jung (2020).
Ein Porträtfoto des Preisträgers, Fotos zu seiner ausgezeichneten Arbeit sowie Fotos der weiteren Ausstellungsteilnehmer und Teilnehmerinnen finden Sie unter
Bahar Batvand stammt aus dem Iran. Oksana Pyzh aus der Ukraine. An sich wäre das keine außergewöhnliche Feststellung, aber in dieser Zeit muss man nicht lange nach Assoziationen suchen, um das gemeinsame Schicksal der zwei Künstlerinnen zu erkennen. Beide stammen aus Staaten, in denen der Kampf um Freiheit beileibe keine mediale Phrase ist, sondern bittere Realität.
Bahar Batvand und Oksana Pyzh versuchen mit ihrer Arbeit, dem gegenwärtigen Grauen in ihren Ländern ein Gesicht zu geben. Denn kein anderes Medium als das Bild versteht es besser, Erfahrungen, Inhalte und Gefühle in kürzester Zeit zu transportieren; es sind Bilder, die uns das Unaussprechliche näherbringen können, es ist die - Kunst.
Bahar Batvand, die als Kind den Golfkrieg miterleben musste, inszenierte immer wieder das häusliche Gefängnis in Form vernagelter Fenster als Installationen; Oksana Pyzh beschäftigte sich in ihrer pointillistischen Malerei mit den Gesellschaftsstrukturen der ehemaligen Sowjetunion. So versteht sich auch der Titel dieser Gemeinschaftsausstellung als Ambition. Es geht nicht um Träumereien von einer schönen und idyllischen Welt; es geht ganz einfach um das Dasein als freier Mensch, was an sich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.