Vielfalt statt Einfalt – ein Planspiel in Kooperation mit der Jungen Islam Konferenz (JIK)

Vielfalt statt Einfalt – ein Planspiel in Kooperation mit der Jungen Islam Konferenz (JIK)

Unser Tagesbericht:
Vielfalt statt Einfalt – ein Planspiel in Kooperation mit der Jungen Islam Konferenz (JIK)


8 Uhr:

Schon einige Monate beschäftigen wir uns mit der Planung des Planspiels auf der Jungen Islam Konferenz (JIK), aber heute ist es endlich so weit: Wir stehen pünktlich vor dem Landtag NRW. Mit Koffern und Taschen voll Material passieren wir die Sicherheitsschleuse.

8:15 Uhr:

In der Bürgerhalle des Landtags begegnet uns ein bekanntes Gesicht: Die Projektkoordinatorin kommt uns entgegen. Sie organisiert die JIK, ein Dialogforum für junge Menschen, die Fragen zu einem konstruktiven und gleichberechtigten Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft aufgreift und Begegnungsmöglichkeiten schafft. Wir wurden gebeten, auch in diesem Jahr, bei der JIK dabei zu sein und ein Planspiel durchzuführen. Na klar, da sind wir dabei.

8:30 Uhr:

Wir richten uns ein: Die Unterlagen werden verteilt, die Power-Point-Präsentation wird auf den Laptop gezogen, die Bildschirme für die Präsentation getestet. Heute wird ein kommunalpolitisches Planspiel gespielt: Die Stadtverwaltung der fiktiven Stadt Rheinstadt benötigt dringend mehr Personal, denn in den letzten Monaten und Jahren sind die Stadt und die damit anfallenden Aufgaben kontinuierlich gewachsen. Im Stadtrat sitzen verschiedene Fraktionen, aber es gibt keine feste Koalition. Für Entscheidungen müssen immer wieder neue Mehrheiten gesucht werden. In dieser Situation kommen zwei brisante Anregungen vom Integrationsrat ins Spiel: Der Integrationsrat möchte für alle Neueinstellungen bei der Stadtverwaltung eine sogenannte MigrantInnenquote sowie ein anonymisiertes Bewerbungsverfahren einführen.

8:50 Uhr:

Vor unserem Sitzungssaal wird der Geräuschpegel lauter. Die Teilnehmenden der Konferenz kommen an. Wir mischen uns unter sie. Rund 40 junge Menschen, Muslime und Nicht-Muslime, kommen an zwei Wochenenden im September 2018 zusammen. Ihr Programm ist bunt und wie wir finden: sehr spannend! Von kreativen Workshops über wissenschaftliche Vorträge bis hin zu Gesprächen mit Expertinnen und Experten ist bei der JIK alles dabei.

9:30 Uhr:

Es wird ruhiger: Die Teilnehmenden machen eine Führung durch den Landtag. Wir nutzen die Zeit, um uns mit der Projektkoordinatorin und den ehrenamtlichen Teamerinnen und Teamern abzustimmen und letzte Fragen zu klären.

11:30 Uhr:

Wir stehen kurz vor Spielbeginn. Der Oberbürgermeister wurde von allen Teilnehmenden demokratisch gewählt. Auch die Beauftragten des Gleichstellungsbüros und des Integrationsrats sowie ein Personaldezernent haben ihre Rollen erhalten. Alle weiteren Rollen, vor allem die Vertreterinnen und Vertreter der sechs Parteien, werden ausgelost.

12:30 Uhr:

"Es sollte um Leistung gehen, nicht um Herkunft", "Stell dir vor, du bewirbst dich anonym und kommst dann ins Bewerbungsgespräch – das ist doch ein Wow-Effekt" und "In der Studie steht, dass nur 8,3 % Menschen mit Migrationshintergrund in Verwaltungen vertreten sind. Im Vergleich zum Anteil an der deutschen Bevölkerung ist das zu wenig". Das Spiel ist im vollen Gange und der Austausch in den frisch zusammengestellten Fraktionen lebhaft.

15:15 Uhr:

Nach der Mittagspause geht es für alle weiter. Nun tagen der Haupt- und Personalausschuss sowie der Gleichstellungsausschuss. Die jeweiligen Vorsitzenden führen souverän durch die Sitzungen, obwohl es teilweise heftige Debatten gibt. Gar nicht mal so einfach, alle Argumente loszuwerden und gleichzeitig die Argumente der Anderen zu entkräften!

16:30 Uhr:

Spätestens bei der Podiumsdiskussion sind wir hellauf begeistert! Alle Teilnehmenden haben ihre Rollen angenommen und die Perspektive gewechselt. Sie werben für ihre Ansichten und versuchen, mit ihrer Position zu überzeugen.

17:00 Uhr:

Und jetzt wird es richtig aufregend: Die verschiedenen Positionen sind ausgetauscht und heftig diskutiert. Nun müssen sich Mehrheiten finden, damit die Ausschüsse Beschlussempfehlungen an den Stadtrat überweisen können. Wird es eine Beschlussempfehlung für eine Einführung der MigrantInnenquote in Rheinstadt geben? Findet sich eine Mehrheit, um eine Empfehlung für die Einführung eines anonymisierten Bewerbungsverfahrens auszusprechen? Es wird um jeden Satz gerungen. Dann steht fest, dass sich eine Mehrheit gefunden hat und der Vorschlag einer Einführung des anonymisierten Bewerbungsverfahrens an den Stadtrat weitergegeben wird. Für den anderen Vorschlag hat sich keine Mehrheit gefunden…

17:45 Uhr:

Wir beenden das Planspiel. Interessant: Bei den Einen ist die Luft raus, Andere diskutieren noch immer und sind auf Stimmenfang, um eine Mehrheit für den Beschluss zu bekommen. Um noch einmal Action in die Gruppe zu bringen, evaluieren wir den heutigen Tag im Stehen und Laufen. Das Ergebnis: es war ein guter Tag. Wir sind sehr zufrieden!

18:30 Uhr:

Der Arbeitstag ist vorbei. Wir sind müde, aber glücklich. Total beeindruckt von jungen, hoch motivierten Menschen, die den ganzen Tag Positionen ausgetauscht und diskutiert haben, packen wir unsere Unterlagen zusammen und verabschieden uns ins Wochenende. Für die Teilnehmenden der JIK geht es jetzt nach Bonn, wo sie noch viele weitere Programmpunkte erwarten. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!