Emine Sevgi Özdamar und das Theater

Eine Ausstellung mit Skizzen aus ihrer Theaterzeit 18.11. - 18.12. 2005

Im Rahmen von Düsseldorf liest ein Buch liest die Autorin aus ihrem Buch "Seltsame Sterne starren zur Erde" und zeigt im Theatermuseum Skizzen zu "Marie. Woyzeck nach Georg Büchner" (Fassung: Matthias Langhoff), Regie: Manfred Karge/Matthias Langhoff, Regie- und Dramaturgiemitarbeit: Emine Sevgi Özdamar - Premiere am 15.11. 1980 in Bochum.

"In den ersten Probentagen machte ich fast nur Notizen, abends las ich sie und merkte, dass sie nicht ausreichten, um sich später genau an den Probenverlauf zu erinnern, deswegen zeichnete ich immer mehr, obwohl ich das Zeichnen nicht gelernt hatte, ich versuchte es einfach."

(aus: Seltsame Sterne starren zur Erde)

Seltsame Sterne starren zur Erde

Die türkische Schriftstellerin und Schauspielerin Emine Sevgi Özdamar hat weitergeschrieben an ihrem Lebensroman. Diesmal führt sie den Leser in die Jahre 1976/ 77 in das geteilte Berlin. Ihrem Heimatland Türkei, das unter einer Militärdiktatur leidet, hat sie den Rücken gekehrt.

 Im Jahr 1976 kehrt Özdamar nach Berlin zurück, um sich einen alten Traum zu erfüllen, das Theater von Bert Brecht vor Ort kennenzulernen. Im Osten der Stadt nimmt sie Kontakt auf zur Volksbühne, sie darf schließlich als Regieassistentin bei Benno Besson mitwirken, lernt Heiner Müller und Thomas Langhoff kennen.

Es beginnt ein Pendeln zwischen West und Ost: Im Wedding die Wohngemeinschaft, im Osten das Theater. Die Türkin hat einen Berliner Ost-West-Roman besonderer Art geschrieben, denn hier weht nicht der rauhe Wind im gespaltenen Europa, hier entdeckt die Autorin auf beiden Seiten der Mauer menschliche Wärme, auch wenn eine scharfe Trennungslinie dazwischen lag.

Berlin ist eine Stadt mit zwei Wirklichkeiten: In Ostberlin taucht die Schauspielerin mit Haut und Haaren in die Theaterszene ein. Sie lernt Menschen kennen, die sich dem DDR-Regime verweigern, die nach einem eigenen Rhythmus leben und nach Wahrheit suchen. In ihre Westberliner Wohngemeinschaft dringt die Polizei ein, weil die Mitbewohner verdächtigt werden, irgendwie in Zusammenhang mit der Roten-Armee-Fraktion zu Telefon aus der Türkei, dort werden Theaterleute, die gegen die Militärdiktatur aufmucken, hinter Gitter gebracht.

Es ist keine gemütliche Zeit, die Emine Sevgi Özdamar beschreibt. Es gibt jedoch eine Souveränität von Menschen, die sich durch keine Macht der Welt einschüchtern lassen und ihr Leben gestalten. Die Autorin beschreibt diese Art zu leben mit liebevollem Witz und Selbstironie. Sie ist eine Meisterin der Situationskomik, ohne je entlarvend zu wirken. Menschliche Schwächen fordern ihr Amüsement und ihr Lächeln heraus. Darin besteht der Charme ihres Erzählens.

(Lerke von Saalfeld)