Theater-Avantgarde am Rhein 1905 - 1933

Vor 100 Jahren: Ein neues Schauspielhaus für Düsseldorf Ausstellung im Theatermuseum vom 30.10.2005 bis 26.2.2006 (verlängert bis 5.3.2006)

Auf der Suche nach einem Standort für ihr geplantes Theater erfahren Louise Dumont und Gustav Lindemann, dass "...im Zentrum des schnell wachsenden, sich eben zur Großstadt entwickelnden Düsseldorf ein höchst wertvolles Baugelände für öffentliche Gebäude unerwartet frei geworden sei ... . Obwohl die Städte am Rhein allen Theaterleuten als unliterarisch bekannt waren, mußte geltend gemacht werden, daß Düsseldorf mit seinem von Millionen Menschen bewohnten mächtigen Umland dem neuen Unternehmen größere Möglichkeiten bot als das kleine Weimar." (Gustav Lindemann)

Das neue Theater hat nicht nur andere Ansprüche an die eigene Arbeit, sondern setzt ganz bewusst auch auf die Ausstrahlung in die Region. In den mehr als 25 Jahren seines Bestehens wird deshalb das Schauspielhaus Düsseldorf zum Anziehungspunkt für Schriftsteller und Maler, genauso wie für Schauspieler und Kulturpolitiker. Von Adenauer bis Zuckmayer reichen die Brief- und Gesprächspartner Louise Dumonts und Gustav Lindemanns.

Aus der dem Haus angeschlossenen Schauspielschule geht eine neue Generation von Schauspielern hervor, die das deutsche Theaterleben prägen sollten. Junge Autoren werden durch die Aufführungen des Schauspielhauses durchgesetzt, "Klassiker" in neuer Sicht wiederentdeckt und der Moderne wiedergewonnen. Maler, Grafiker, Architekten erproben sich in der szenischen Gestaltung und entdecken die Bühne als geistigen Raum. Fotografen und Maler spiegeln in ihrem Werken die Arbeit und Menschen in diesem herausragenden Theater. Rückblickend prägte der Theaterwissenschaftler und Kölner Ordinarius Carl Niessen für das Schauspielhaus Düsseldorf den Begriff "Vorbühne des Westens".

"Ein Mustertheater gründet man nicht! Man führt höchstens sein Theater, wenn's möglich ist, so, dass ein Mustertheater daraus w i r d." Mit diesen Wort beschwört Louise Dumont 1905 den Geist der eigenen Theaterarbeit. Hundert Jahr später finden sich Wissenschaftler der unterschiedlichsten Fachrichtungen und mehrerer rheinischer Museen zusammen, um die Bedeutung dieses Theaters für die Region deutlich zu machen. Anschaulich wird der Aufbruch in die Moderne durch neue mediale Techniken, die in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Schauspielhaus, der Lore-Lorentz-Schule, dem Medienzentrum Rheinland und der Firma SIGMA entwickelt werden.

Im Rahmen des Begleitprogramms fand ein Kolloquium Stadt und Kultur: TheaterAvantgarde am Rhein 1905 - 1933 statt, gemeinsam organisert von der Heinrich-Heine-Universität (DFG-Projekt Theaterzettel), dem Theatermuseum und dem Arbeitskreis zur Erforschung der Moderne im Rheinland.

Im Anschluss war die Ausstellung im August-Macke-Haus in Bonn, in Düren und in Duisburg zu sehen.