Günter Walbeck - BühnenbildTheater

Eine Ausstellung aus Anlass des 70. Geburtstags des Bühnenbildners Günter Walbeck im Theatermuseum Düsseldorf, 14.2. - 5.4.2009

Figurine (links) und Entwurf für einen Prospekt (rechts) von Günter Walbeck für Tschaikowskys „Pique Dame“, Deutsche Oper Berlin, 1977. links Feder Aquarell, rechts Gouache auf Papier

Am liebsten wäre er gleich Schriftsteller geworden, gibt Günter Walbeck unmissverständlich zu verstehen, fragt man ihn nach dem Berufswunsch seiner Jugendzeit. Tatsächlich hat er viele Zeugnisse dieser frühen Suche aufbewahrt. Gemeinsam mit dem späteren Schriftsteller Peter Schneider, einem Schulkameraden in Freiburg im Breisgau, entwickelt er Bildgeschichten, Comics, deren Themen Einblick in die romantisierte Gefühls- und Lebenswelt einer Generation vor dem Computerzeitalter gibt.

Noch im musisch geprägten Elternhaus - die Eltern erhielten nach Krieg und der Flucht aus dem brennenden Dresden ein Engagement im Opernchor des Freiburger Stadttheaters - wurden die Weichen zu einer soliden gymnasialen Bildung gelegt, in der auch die intensive Beschäftigung des Jungen mit der Druckgraphik Albrecht Dürers nichts Ungewöhnliches ist. Auch seine Sensibilität für politische Problemstellungen ist hoch entwickelt. Walbeck dazu: "Nicht erst die 68er haben uns politisiert. Durch die eigenen Erfahrungen in der Kindheit mit Krieg und Nationalsozialismus opponierten wir noch als Schüler, als sogenannte ?58er', gegen das Verschweigen des Holocausts durch die Lehrer aus unserer Elterngeneration."

1960 bemüht er erfolgreich um eine Aufnahme in die noch junge Bühnenbildklasse von Professor Teo Otto an der Düsseldorfer Kunstakademie. Als Günter Walbeck in die Klasse des Exilheimkehrer Teo Otto kommt, hat er bereits einen eigenen Stil, der die romantische Welt seiner Jugend auf einer technisch ausgereifteren, höheren Ebene widerspiegelt. Besonders Walbecks Zyklus zu Offenbachs "Hoffmanns Erzählungen" mit seiner deutlichen Verbeugung vor der Nachtseite der Romantik steht dafür.

Viel lernt er auch von Erwin W. Zimmer, Ottos erstem Assistenten an der Düsseldorfer Kunstakademie, der die Klasse während der aushäusigen Verpflichtungen des Vielbeschäftigten intensiv betreut. Als Walbeck 1964 die Akademie verlässt, zählt er - auch im Nachhinein - zu den bedeutenden Schülern der Klasse.

Dass Walbeck noch während dieser Zeit auch den modernen Medien offen gegenübersteht, zeigen seine Tusch- und Federzeichnungen zu Grimms Märchen, die durch eine bewegliche Kamera für das damals übliche Schwarz-Weiß-Fernsehen animiert wurden. Für die völlig unzeitgemäßen gegenständlichen Sujets wählt er die Technik der Federzeichnung, die er mit einem getuschten Tachismus verknüpft. Hier wird die Doppelbödigkeit von Form und Inhalt zum bewusst gesetzten Prinzip, wird die Poesie subversiv. Zwei dieser Fernseharbeiten werden mit dem Ernst-Poensgen-Preis ausgezeichnet.

Nach der Akademiezeit arbeitet Walbeck an zahlreichen Bühnen des In- und Auslandes, so in Zürich, Wien, Kassel, Berlin, Hamburg, München, Mannheim, Düsseldorf und Essen. Regiegrößen der 60er und 70er Jahre - u.a. Bernhard Wicki, Leopold Lindtberg, Douglas Sirk, August Everding, Fritz Kortner, Karl-Heinz Stroux oder John Dew sind seine Partner. 

Bemerkenswert sind nicht nur seine bereits angeführten zeichnerischen Exkursionen in die Nachtseiten der Romantik des 19. Jahrhunderts, so auch im "Freischütz" (1973) oder in "Pique Dame"(1977). Daneben steht die collagenhafte Näherung an das damals unmittelbare Zeitgeschehen: Brechts "Mann ist Mann" von 1966 durch den Blickwinkel des Vietnamkrieges. Bei den Kostümentwürfen, die als Fertigungsvorlage für die Schneiderei dienen sollen, begnügt sich Walbeck nie mit dem Notwendigen. Häufig sind die dargestellten Charaktere - wie bei Comics - mit Sprechblasen versehen, stehen im unmittelbaren Dialog miteinander. Durch die Dramatisierung der Figurinen werden die Verhältnisse auf theatergemäße Art zum Tanzen gebracht. Hier spürt man auf radikal poetische Weise den Puls des Theaters.