Der Suizid
Rollen-Portrait Joachim Gottschalk als Hans Christian Andersen in dem Film "Die schwedische Nachtigall" (Deutschland, 1941). Foto: Baumann, Ross-Verlag, 1941.
Der Suizid
Im Spätherbst 1941 fassen die Gottschalks den Entschluss, aus dem Leben zu scheiden. In der Nacht vom 5. auf den 6. November 1941 nimmt Joachim Gottschalk gemeinsam mit seiner Frau Meta und dem achtjährigen Michael Schlaftabletten, anschließend drehen sie in der Küche ihrer Berliner Wohnung den Gashahn auf.
"Am Abend kommt noch die etwas peinliche Nachricht", notiert Goebbels in seinem Tagebuch, "dass der Schauspieler Gottschalk, der mit einer Jüdin verheiratet war, mit Frau und Kind Selbstmord begangen hat. Er hat offenbar keinen Ausweg mehr aus dem Konflikt zwischen Staat und Familie finden können. Ich sorge gleich dafür, dass dieser menschlich bedauerliche, sachlich fast unabwendbare Fall nicht zu einer alarmierenden Gerüchtebildung benutzt wird."
Obwohl damit die Weisung ergeht, die Verzweiflungstat des beliebten Künstlers nicht zu publizieren, spricht sie sich in Windeseile herum. An der Beerdigung der Gottschalks auf dem Stahnsdorfer Friedhof nehmen, trotz einer eindringlichen Warnung des Ministers, etliche mutige Kollegen teil: Hans Brausewetter, Rene Deltgen, Gustaf Gründgens, Ruth Hellberg, Werner Hinz, Brigitte Horney, Gustav Knuth, Ernst Sattler.
Die Ausstellung zeigt einzigartiges Material aus dem Leben des Schauspielers Joachim Gottschalk; seine künstlerische Arbeit ist ebenso ausführlich dokumentiert wie die Maßnahmen des NS-Staates gegen ihn. Man gewinnt Einblick in sein Privatleben, das ihm zum Verhängnis wurde, weil es bei der Unmenschlichkeit dieser Diktatur kein Privatleben geben durfte, dessen Konstellationen den Interessen des Staates zuwider liefen. Erschütternde Dokumente zeigen die versuchte Entwürdigung ebenso auf wie die vollzogene Entrechtung eines deutschen Künstlers, der nicht käuflich war.