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Kultur

Förderpreise der Landeshauptstadt 2023 für Kunst und Wissenschaft

Preis ist mit 6.000 Euro dotiert/Preisträgerinnen und - träger im Rathaus geehrt


Erstellt:
Redaktion: Velten, Falk

Traditionell in der Vorweihnachtszeit zeichnet die Landeshauptstadt Düsseldorf talentierte Künstlerinnen und Künstler für ihre Leistungen aus und vergibt dazu jeweils zwei Förderpreise in den Bereichen Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Musik und Literatur. Außerdem wird in diesem Jahr der Förderpreis für Wissenschaften verliehen, der alle zwei Jahre in Kooperation mit der Heinrich-Heine-Universität vergeben wird.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hat am Dienstag, 12. Dezember, den diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträgern ihre Urkunden verliehen. Die feierliche Veranstaltung fand im Plenarsaal des Rathauses statt. Die Dotierung der Preise beträgt 6.000 Euro.

Die Förderpreise für Bildende Kunst 2023 gehen an Anys Reimann (Malerin und Bildhauerin) und Mira Mann (Performance-, Video- und Installationskünstlerin). Im Bereich Darstellende Kunst werden Tümay Kılınçel (Tanz-Performerin, Choreographin und Regisseurin) sowie das Künstler-Duo Kathrin Spaniol und Morgan Nardi ausgezeichnet.

Die Förderpreise für Musik erhalten Florence Besch (Singer-Songwriterin) und Michaela Dicu (Musiktheatervermittlerin). Die Förderpreise für Literatur werden an Dr. Alexandra Berlina und Dietlind Falk verliehen. Beide sind als Literaturübersetzerinnen und Autorinnen tätig. Mit dem Förderpreis für Wissenschaften wird in diesem Jahr der Historiker PD Dr. Tobias Winnerling ausgezeichnet.

Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: "Der Förderpreis hilft den Preisträgerinnen und -trägern bei der Umsetzung ihrer ambitionierten Projekte. Dabei setzen sie sich mit unterschiedlichen Kunstformen auseinander, um ihre Anliegen auszudrücken. Daher ist die jährliche Verleihung ein wichtiger Baustein, um die kulturelle Vielfalt in Düsseldorf zu wahren und weiter sichtbar zu machen."

Zum zweiten Mal wird auch der Förderpreis der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf verliehen, der seit dem vergangenen Jahr abwechselnd in den Sparten Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Musik vergeben wird. Das jährlich zu vergebende Preisgeld beträgt ebenfalls 6.000 Euro.

In diesem Jahr findet die Vergabe des Preises im Bereich der Darstellenden Kunst statt. Die Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf zeichnet den Tänzer und Choreographen Takao Baba aus.

Förderpreis für Bildende Kunst

Anys Reimann
Nach ihrem Studium der Innenarchitektur in Trier absolvierte sie ihre künstlerische Ausbildung an der Kunstakademie Düsseldorf im Bereich Bildhauerei bei Thomas Grünfeld und Malerei bei Ellen Gallagher. Die Künstlerin zeigte ihre Arbeiten bereits in verschiedenen Kulturinstitutionen in Düsseldorf und Umgebung. Außerdem hat Anys Reimann einen Lehrauftrag an der Hochschule Düsseldorf im Fachbereich Design.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Anys Reimanns künstlerische Arbeit ist vielschichtig, komplex und im besten Sinne eigen. Ihre Bilder, Objekte und Installationen erzählen von Körperlichkeit, Identität, Geschlecht, Sexualität und Fremdzuschreibung. Kulturelle Einflüsse und individuelles Selbstverständnis verschränken und überlagern sich und erzeugen ein neues, fluides Verständnis von Identität, das Hybridität als ein grundlegendes Wesensmerkmal der Konstruktion dieser Identität betrachtet."

Mira Mann
Die deutsch-koreanische Künstlerin studierte an der Kunstakademie Düsseldorf als Meisterschülerin von Dominique Gonzales-Foerster. Sie erhielt bereits zahlreiche Preise und Stipendien und stellt ihre Werke sowohl national als auch international aus.

Die Jury begründet ihre Entscheidung unter anderem wie folgt: "Mira Mann überzeugte […] mit ihrem innovativen und sehr eigenständigen multimedialen Ansatz, der zeitbasierte Medien wie Performance und Video mit Installation, szenografischen Elementen, Skulptur und verschiedenen Bildmedien verbindet. Mann nutzt unterschiedliche kulturelle Traditionen des Story Tellings und fiktionalen Erzählens (beispielsweise aus dem traditionellen koreanischen pansori-Gesang), um einerseits bestehende gesellschaftliche Strukturen und kollektive Erinnerungen sichtbar zu machen, andererseits aber auch, um neue soziale Narrative und fluide Identitäten zu schaffen."

Förderpreis für Darstellende Kunst

Kathrin Spaniol und Morgan Nardi

Das Duo arbeitet bereits seit 20 Jahren in verschiedenen Konstellationen zusammen und hat bereits zahlreiche teilweise preisgekrönte Produktionen national und international gezeigt. Ihre Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Tanz und Performing Arts. Kennzeichnend ist ein besonderer Umgang mit Räumen in einem Spannungsfeld zwischen Narration und formaler Verfremdung.

Die Jury hebt an der Arbeit des Duos hervor: "Zuschauenden kommen von der reinen Betrachtung und Beobachtung ihrer dargestellten Kunstaktionen ins sinnliche Wahrnehmen und zur Selbst-Reflexion. So entstehen spannende Zwischenräume und Auseinandersetzungen über den bloßen Kunstgenuss hinaus. Die Betrachtenden werden auf subtile Weise in den Sog der Performance gezogen. Dies macht die Zusammenarbeit des Künstlerduos Kathrin Spaniol und Morgan Nardi so besonders."

Tümay Kılıncel
Die Tanz-Performerin aus Düsseldorf studierte Zeitgenössischen Tanz in Berlin sowie Choreografie & Performance in Gießen. Sie arbeitet bundesweit als Performerin, Choreografin und Regisseurin, vor allem in Düsseldorf, Frankfurt am Main und Berlin. Auch international wird ihre Arbeit präsentiert, die sich vor allem mit dem Thema Machtverhältnisse beschäftigt.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Ihr Arbeitsansatz ist forschungsbasiert und beschäftigt sich in jüngster Zeit unter anderem immer stärker mit Tanzelementen des türkischen Kulturraums, dem Heimatland ihrer Eltern, in erster Linie den Raks, im Umgangssprachlichen auch bekannt als 'Bauchtanz', und bricht mit herkömmlichen Annahmen, um ihn als künstlerisches und emanzipiertes Genre im westlichen Tanzkanon zu verorten, und erweitert unseren westlichen Blick auf ein teils männlich verklärtes Bild des Orients."

Förderpreis für Musik

Florence Besch
Die gebürtige Luxemburgerin zog für ihr Studium der Kunstgeschichte und Germanistik nach Düsseldorf. Inspiriert durch die Straßenmusikszene begann Florence Besch 2015 eigene Songs zu schreiben und 2017 erste kleine Konzerte zu spielen. Mittlerweile tritt sie bundesweit bei Festivals und Konzertveranstaltungen auf und veröffentlicht ihre Musik, die sie dem Genre "Dream Grunge" zuordnet.

In der Jurybegründung heißt es: "Florence Besch passt nicht nur in diese Zeit - sie spiegelt sie wider. Catcalls, Toxizität und Gerechtigkeit thematisiert die Wahl-Düsseldorferin in den sozialen Medien. Musikalisch kombiniert sie bedeutsame Texte mit lockerleichten Popmelodien. Die bleiben im Ohr und bewegen wahlweise zum Nachdenken oder zum Tanzen."

Michaela Dicu
Die Musiktheater-Vermittlerin studierte Theaterwissenschaften an der Justus-Liebig-Universität Gießen und war lange als freischaffende Projekt- und Produktionsleiterin sowie Regisseurin tätig. Sie wirkte bereits bei zahlreichen Produktionen, bspw. im Rahmen von RUHR.2010, mit und inszenierte bundesweit (Musik-)Theaterstücke. Seit 2022 ist sie Leiterin der Jungen Oper an der Deutschen Oper am Rhein.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Michaela Dicu ist eine ganz besondere Künstlerin, die die Zwischenbereiche zwischen reinem künstlerischen Ausdruck und Kulturvermittlung nicht als Grauzone, sondern als wesentlichen kreativen Bereich betrachtet, in dem eine sich wandelnde Stadtgesellschaft an ihrem Puls begleitet werden kann."

Förderpreis Literatur

Dietlind Falk
Die Autorin und Übersetzerin stammt aus dem Ruhrgebiet und studierte Literaturübersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, wo sie im Jahre 2019 einen Lehrauftrag in diesem Bereich übernommen hatte. Sie wurde bereits mit mehreren Stipendien gefördert und veröffentlichte im September 2023 ihren zweiten eigenen Roman.

Darüber hinaus heißt es in der Jurybegründung: "Neben ihrer Autorinnentätigkeit für eigene Texte, arbeitet sie als Übersetzerin aus dem Englischen und Französischen. So ist sie aktuell mit einer geförderten Neuübersetzung von Octavia E. Butlers 'Parable'-Reihe befasst. Dass die Literatin darüber hinaus in einer Punkband ('Theilen') spielt, verdeutlicht ihre künstlerische Mehrfachbegabung eindrucksvoll. Mit Dietlind Falk zeichnet die Stadt eine junge, kraftvolle, und wilde literarische Stimme Düsseldorfs aus."

Dr. Alexandra Berlina
Die russischstämmige Autorin und Übersetzerin studierte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Anglistik, Amerikanistik und Germanistik, ging dann nach London für ein Studium der vergleichenden Literatur- und Übersetzungswissenschaften am University College. An der Universität Duisburg-Essen promovierte sie schließlich im Bereich Übersetzungsstudien und Amerikanistik. Seitdem arbeitet sie als freiberufliche Übersetzerin und wurde bereits mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Darüber hinaus ist sie als Dozentin tätig und hatte bereits Lehraufträge an der Universität Bielefeld und Duisburg-Essen.

Die Jury weist in ihrer Begründung auch auf ihr politisches Engagement hin: "Sie engagiert sich für ukrainische Geflüchtete, hat Alexei Nawalnys Reden vor Gericht sowie das Kriegstagebuch eines ukrainischen Mädchens ('Ihr wisst nicht, was Krieg ist') übersetzt. Mit Alexandra Berlina wird eine herausragende Literatin ausgezeichnet, welche die Düsseldorfer Literaturszene in besonderer Weise bereichert.“

Förderpreis für Wissenschaften

PD Dr. Tobias Winnerling
Der Historiker begann seine wissenschaftliche Laufbahn mit einem Studium der Geschichte, Philosophie und des Modernen Japans in Hagen und Düsseldorf. Nach Anstellungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität und der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen in Amsterdam habilitierte er Mitte 2021 für den Bereich Geschichte der Frühen Neuzeit an der Heinrich-Heine-Universität. Seine Arbeit wurde bereits mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet.

In der Jurybegründung heißt es unter anderem: "Herr Winnerling scheint […] für diesen Preis nicht nur geeignet, weil er ein ungemein vielseitiger und vielfach engagierter Wissenschaftler ist, der im Feld der Geschichtswissenschaften auch über die Grenzen Deutschlands bereits für erhebliche Aufmerksamkeit gesorgt hat. Vor allem hat er hinsichtlich der von ihm bearbeiteten Themen Neuland betreten."

Förderpreis der Kunst- und Kulturstiftung der Stadtsparkasse Düsseldorf für Darstellende Kunst

Takao Baba
Der gebürtige Japaner lernte das Tanzen zunächst als Autodidakt, bevor er in Düsseldorf den Choreografen Marvin A. Smith kennenlernte, der ihn als sein Mentor in die professionelle Welt des Tanzens einführte. In der Folge arbeitete er weltweit für namhafte Musikacts, bevor er anfing, eigene Bühnenstücke zu kreieren und Tanzveranstaltungen zu organisieren. Ebenfalls ist er als Choreograf für verschiedene Theaterhäuser und Kompanien tätig.

In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: "Takao Baba sieht sich neben seiner künstlerischen Arbeit auch in der Verantwortung als kultureller Wegbereiter für den urbanen Tanz. […] Die von ihm organisierte Veranstaltung Funkin Stylez gehört zu den wichtigsten und innovativsten Tanzveranstaltungen in Europa und war maßgeblich für die Verbreitung des urbanen Tanzes und des Voguings in Deutschland verantwortlich."

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