Erinnerung an Orthodoxes Judentum

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Erinnerungstafel wurde feierlich durch (v. l.) OB Thomas Geisel, Bezirksbürgermeister Karsten Kunert und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden von Nordrhein, enthüllt. Foto: Uwe Schaffmeister

Auf die Geschichte des jüdischen Friedhofs weist nun eine Erinnerungstafel hin, die von der Bezirksvertretung 7 initiiert wurde. Foto: Uwe Schaffmeister

Versteckt im Wald an der Quadenhofstraße neben dem Gerresheimer Friedhof befindet sich ein jüdischer Friedhof. Foto: Uwe Schaffmeister

Rabbiner Heinrich Chajim Weyl. Foto: Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf

Versteckt im Wald an der Quadenhofstraße neben dem Gerresheimer Friedhof befindet sich ein jüdischer Friedhof. Auf seine Geschichte weist nun eine Erinnerungstafel hin, die durch OB Thomas Geisel, Bezirksbürgermeister Karsten Kunert und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden Nordrhein enthüllt wurde.

"Mit der Enthüllung der Gedenktafel erinnern wir an das orthodoxe Judentum in Düsseldorf und an das große Leid, das orthodoxe Juden in der Zeit des Nationalsozialismus erfahren haben", erklärte Oberbürgermeister Thomas Geisel.

Von 1925 bis Ende 1938 diente der Friedhof als Begräbnisplatz der "Altisraelitischen Religionsgemeinschaft Adass Jisroel", einer orthodoxen Gruppe, deren Mitglieder aus der liberalen Düsseldorfer Synagogengemeinde ausgetreten waren und nach eigenem Ritus lebten und beteten. Die Gerresheimer Mitglieder der gesamtstädtischen Synagogengemeinde wurden hingegen auf dem jüdischen Friedhof an der Mansfeldstraße bestattet.

Als orthodoxe "Austrittsgemeinschaft" unterhielt Adass Jisroel einen Betraum im Haus Poststraße 4, wo die Mitglieder am Sabbath und an den Feiertagen zusammenkamen. Die Hauptsynagoge an der Kasernenstraße war ihnen zu liberal, da dort eine für sie völlig inakzeptable Orgel sowie ein gemischter Chor für Musik sorgten. Die Einweihung dieser betont liberalen Synagoge 1904 war der endgültige Bruch zwischen der reformerisch-liberalen Mehrheit Düsseldorfer Juden und einer kleineren Gruppe, die auch fortan "gesetzestreu" und "nach Altväter Sitte" beten wollte. Aus diesen Betgruppen entstand die Gemeinschaft Adass Jisroel, die sich an der deutschen Neoorthodoxie Berliner Prägung orientierte. Neben dem Bethaus an der Poststraße gab es weitere Versammlungsstätten und Kleinsynagogen (Corneliusstraße, Adersstraße, Kreuzstraße) sowie ein Ritualbad ("Mikwe") an der Friedrichstraße. 1923/24 begannen schließlich die Verhandlungen mit der Stadt Düsseldorf über den Kauf des Begräbnisplatzes in Gerresheim. Dort fand dann 1925 die erste Beisetzung statt.

Nach dem religiösen Haupt von Adass Jisroel Düsseldorf, Rabbiner Heinrich Chajim Weyl (1866 bis 1943), wurde der Begräbnisplatz auch "Weyl'schen Friedhof" genannt. Er umfasst heute insgesamt 46 Gräber mit hebräischen und deutschen Inschriften. Es wird vermutet, dass hier nach der Pogromnacht 1938 eine oder mehrere geschändete Thorarollen dem Religionsgesetz folgend bestattet wurden, um sie vor weiterer Zerstörung zu bewahren. 1939 wurde Adass Jisroel im gesamten NS-Staat verboten und aufgelöst. Rabbiner Weyl flüchtete in die Niederlande, von wo er später nach Auschwitz deportiert wurde.

Der Begräbnisplatz, der heute Eigentum des Landesverbandes Jüdischer Gemeinden von Nordrhein ist, wurde nach 1945 mehrfach geschändet. Er ist für Besucher nicht frei zugänglich.

Die Bezirksvertretung 7 der Landeshauptstadt Düsseldorf (Gerresheim, Grafenberg, Hubbelrath, Knittkuhl und Ludenberg) sowie der Landesverband Jüdischer Gemeinden von Nordrhein erinnern mit der Tafel gemeinsam an dieses Kapitel Gerresheimer und Düsseldorfer Geschichte. Der Text auf der Tafel wurde von der städtischen Mahn- und Gedenkstätte formuliert.