Urdenbacher Kämpe: Mehr und seltenere Fische

| Umwelt Erstellt von Paulat, Volker

Positive Entwicklungen zum Fischbestand in der Urdenbacher Kämpe zeigen aktuelle Untersuchungen des Umweltamtes. Danach gibt es dort inzwischen deutlich mehr Fische und die Zahl der Rote-Liste-Fischarten steigt.

Positive Entwicklungen zum Fischbestand in der Urdenbacher Kämpe zeigen aktuelle Untersuchungen des Umweltamtes. Danach gibt es dort inzwischen deutlich mehr Fische und die Zahl der selteneren Rote-Liste-Fischarten darunter steigt an. Besonders die Individuenzahlen der seltenen Arten Steinbeißer und Schleie nehmen zu. "Es besteht die Hoffnung, dass sich der Fischbestand durch die eigendynamische Veränderung des Urdenbacher Altrheins nach Umsetzung des Projektes 'Auenredynamisierung' in den nächsten Jahren  weiter positiv entwickelt", betont Umweltdezernentin Helga Stulgies.

Die Urdenbacher Kämpe ist die letzte große Fläche im Stadtgebiet Düsseldorf, die bei Rheinhochwasser überflutet wird. In diesem zur Rheinaue zählenden Gebiet wachsen auentypische Pflanzen und Tiere und es gibt Geländestrukturen, die durch die Dynamik des Rheins entstanden sind. Dies soll erhalten und noch weiter entwickelt werden.

Dazu wurde im Frühjahr 2014 im Auftrag des Gartenamtes Düsseldorf der Sommerdeich entlang des Urdenbacher Altrheins in der Urdenbacher Kämpe an zwei Abschnitten durchbrochen. Durch diese Öffnungen kann einerseits das Wasser des Baches in Hellerhof direkt in die Kämpe und nahe Urdenbach wieder zurück in den alten Gewässerverlauf fließen. Zum anderen wird durch die Öffnung des Sommerdeiches in der Nähe von Urdenbach die Kämpe schon bei kleineren Rheinhochwassern überflutet. Die Deichöffnungen dienen der eigendynamischen ökologischen Entwicklung des Baches einschließlich der Verbesserung des Lebensraumes seiner Bewohner.

Vom Umweltamt der Stadt Düsseldorf als Unterer Fischereibehörde wurde vor Umsetzung 2013 eine Fischbestandserhebung vorgenommen. Rund eineinhalb Jahre nach der Öffnung des Sommerdeiches erfolgte im September 2015 eine erste Kontrollbefischung, um die Entwicklung des Fischbestandes zu ermitteln. Die gleichen Strecken sollen in Zwei-Jahres-Intervallen bis 2023 wiederkehrend befischt werden, um die weitere Entwicklung des Fischbestandes zu dokumentieren. Die Befischungen erfolgen an fünf verschiedenen Befischungsstellen mit einer Länge von jeweils 300 Meter. Zwei der Befischungsstellen liegen im Unterstrom der eigendynamischen Entwicklungsstrecke, drei im Oberstrom.

Um eine Vergleichbarkeit der Daten zu gewährleisten wurde vor der Entwicklung eines neuen Bachlaufes im Jahr 2013 oberhalb und unterhalb der Durchbrüche befischt und in 2015 wurden nach Öffnung des Sommerdeiches die gleichen Stellen erneut begutachtet. Da der alte Bachlauf aufgegeben wurde und sich der neue Bachlauf westlich des Sommerdeiches in der Urdenbacher Kämpe erst noch entwickeln muss, wurde in diesem Bachabschnitt keine Befischungsstelle platziert. 2015 wurden insgesamt 1.877 Fische gefangen. Die Fische konnten 20 Fisch- und zwei Krebsarten (Amerikanischer Krebs und Signalkrebs) zugeordnet werden.

Von den 20 Fischarten stehen sieben Arten auf der Roten Liste des Landes Nordrhein-Westfalen (Barbe, Hecht, Koppe, Nase, Schleie, Schneider, Steinbeißer). Besonders zu erwähnen sind hier die Bestände des Steinbeißers, der an drei der fünf Befischungsstellen jeweils in größerer Anzahl gefangen wurde. Dieser für Düsseldorf einzige Restbestand hat sich gegenüber der Befischung in 2013 deutlich verbessert. Bemerkenswert ist auch der Nachweis eines Schneiders sowie der Fang von Aland, Hecht, Nase und Schleie im Urdenbacher Altrhein.

Die artenreichste Strecke ist die Mündung des Urdenbacher Althreins in den Rhein mit insgesamt 17 Fischarten. Der Rheineinfluss wird dort durch die Nachweise der aus dem Rhein eingewanderten Fischarten wie Barbe, Flussgrundel, Kesslergrundel, Nase und Schwarzmundgrundel deutlich.

Von den typischen Auenarten wie Hecht, Karausche, Moderlieschen, Schleie und Rotfeder wurden 2015 nur der Hecht und die Schleie nachgewiesen. Der Fang von 13 Schleien an einer Befischungsstelle zeigt jedoch eine positive Auswirkung der Auenredynamisierung.

Im Vergleich zu den Fangergebnissen 2013 nimmt der Bestand des anspruchslosen Dreistachligen Stichlings deutlich ab, zugunsten der anspruchsvollen Fischarten Barbe und Nase, die zahlenmäßig stark zulegten. Erfreulich ist auch die leichte Bestandszunahme bei den Arten Schleie und Steinbeißer. Bedenklich ist der Anstieg der Zahl des amerikanischen Flusskrebses, besonders des Signalkrebses, der an allen Befischungsstellen zu finden war. Diese nichtheimischen Krebsarten sind Überträger der so genannten Krebspest. Die heimischen Flusskrebse sind gegen diese Erkrankung nicht immun und sterben umgehend, sobald amerikanische Krebse das Gewässer besiedeln. Die vor einigen Jahren aus dem Schwarzmeerraum in den Rhein eingewanderten drei Grundelarten haben sich seit der letzten Befischung in 2013 an einer Befischungsstelle weiter etabliert.