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Stadtgrün

Herbstpflege in Düsseldorfer Naturschutzgebieten 


Erstellt:
Redaktion: Bieker, Manuel

Die Untere Naturschutzbehörde führt in diesem Herbst an verschiedenen Stellen in Düsseldorfer Naturschutzgebieten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen durch. Ziel ist der Schutz besonders bedeutender Biotope sowie die Schaffung von Biotopen, die im Stadtgebiet unterrepräsentiert sind.

Himmelgeister Rheinbogen
In Richtung Süden zweigt von der Nikolausstraße ein Feldweg in das Naturschutzgebiet "Himmelgeister Rheinbogen" ab. Auf den angrenzenden Wiesen steht eine Vielzahl von Kopfweiden, die überwiegend überaltert sind und einen dementsprechenden Habitus aufweisen. Der Erhalt dieses besonderen Biotopes "Kopfweide" erfordert den Rückschnitt der Stämmlinge oberhalb des Stammes in einem Rhythmus von etwa fünf Jahren. Ohne Rückschnitt werden die Stämmlinge zu schwer und ihre Last führt dazu, dass die Kopfweidenstämme auseinander brechen und als Lebensraum für darauf angewiesene Tierarten verloren gehen. Insgesamt stehen auf den Wiesen rund 250 Kopfweiden; jährlich werden rund ein Fünftel davon geschnitten, so dass verschiedene Entwicklungsstadien der Kopfbäume nebeneinander stehen. Die Kopfbäume bilden zusammen mit den Wiesen und Weiden den Lebensraum zum Beispiel für den seltenen Steinkauz, der mit mehreren Paaren im Himmelgeister Rheinbogen brütet.

Urdenbacher Kämpe
Bereits seit einigen Jahren führt die Untere Naturschutzbehörde Düsseldorf (UNB) Maßnahmen durch, um das in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Haus Bürgel erarbeitete Pflegekonzept für die verschiedenen Biotope in der Urdenbacher Kämpe umzusetzen. Ziel dieses Konzeptes ist es, die seltenen und besonders schutzwürdigen Biotoptypen in ihrem Bestand zu sichern und zu entwickeln. 

Obstwiesen sind ein das Landschaftsbild in der Urdenbacher Kämpe prägender Biotoptyp. Im Frühjahr beeindrucken sie die Erholungssuchenden durch ihren Blütenreichtum, zudem sind auch aus naturschutzfachlicher Sicht wertvolle Bestandteile des Landschaftsraumes, die den Lebensraum für eine vielfältige Fauna und Flora bilden. Damit eine optimale Entwicklung der Obstbäume erfolgen kann, benötigen diese Licht. Auf der Wiese nördlich des Ortweges verschatten zum Beispiel vier große Pappeln und ein kleinerer Baum die Wiese und führen zu einer Beeinträchtigung der Obstbäume. Die Bäume werden daher in diesem Winter gefällt. In den kommenden Jahren kann die Obstwiese dann durch die Pflanzung von jungen Bäumen seltener Obstsorten komplettiert und ihr Bestehen gesichert werden. 

Ein weiterer charakteristischer Lebensraumtyp der Urdenbacher Kämpe sind die Flutmulden. Ein Seitenarm einer Flutmulde verläuft senkrecht zur Straße Baumberger Weg. Die ehemaligen Weidenflächen sind inzwischen von Weidenwildwuchs stark beschattet, so dass sich ein Bestand des Indischen Springkrautes entwickelt hat. Das Springkraut und die Beschattung durch die Weiden bewirken, dass sich standorttypische Wiesenarten nicht entwickeln können. Deshalb werden die Weiden und Pappeln entnommen. Drei Weiden werden zu Kopfweiden entwickelt. Danach kann die Fläche wieder als extensive Weide genutzt werden.

Auf der gegenüberliegenden Fläche befindet sich der Rest einer Lindenallee, der vollkommen unter Strauchwuchs verschwindet und in seinem Alleecharakter nicht mehr erkennbar ist. Der Unterwuchs aus Sträuchern soll beseitigt werden, um die Linden frei zu stellen und als Allee wieder erfahrbar zu machen.

Ebenfalls am Baumberger Weg haben sich die als Straßenbäume gepflanzten Silberpappeln vermehrt, so dass auf einer kleinen Fläche ein hochragendes Silberpappel-Gebüsch entstanden ist. Die Bäume verbreiten sich über Wurzelausläufer in die angrenzenden Wiesen und beeinträchtigen die Nutzung und die Entwicklungsmöglichkeiten der Wiese, sie werden daher gerodet und die Fläche eingesät. Ein Teil der Wiese ist als FFH-Lebensraumtyp "Flachland-Mähwiese" eingestuft und dahingehend soll sich auch der Rest der Wiese entwickeln können.

Auch aus einer nordöstlich des Baumberger Weges verlaufenden, sehr dicht stehenden Pappelreihe sollen vier Bäume entfernt werden. Die Baumreihe soll dadurch lichtdurchlässiger werden, so dass die Verschattung des nördlich angrenzenden FFH-Lebensraumtyps "Flachland-Mähwiese" verringert wird. 

Südlich des Stümpeweges liegt die Lebel-Wiese, so genannt, weil die vorherrschende Sorte der Obstbäume der Sorte "Jakob Lebel" sind. Sie wird im Südosten und Süden von hochgewachsenen Pappeln beschattet und in ihrer Entwicklung beeinträchtigt. Die Entnahme von vier alten Pappeln auf der südöstlichen Seite führt zu einem höheren Lichteinfall, auf den die Obstbäume zum Gedeihen angewiesen sind. An der südwestlichen Ecke der Wiese wird die Krone einer alten Pappel gekappt, um den entstehenden Torso als Lebensraum für totholzbewohnende oder davon lebende Insektenarten zu entwickeln.

Obstbaumpflege
Im Bereich der Straßen Ortweg, Am Ausleger und Enge Gasse liegen die meisten Obstwiesen der Urdenbacher Kämpe. Auch in diesem Winter investieren das Gartenamt der Stadt und die Biostation erhebliche Mittel in den Schnitt der Obstbäume. Jedes Jahr werden stadtweit 1.000 Obstbäume von Mitarbeitern des Gartenamtes oder beauftragten Fachfirmen gepflegt. Der Schnitt soll bei jungen Obstbäumen die Entwicklung der Krone steuern; in diesem Stadium wird die Grundlage für ein Astgerüst entwickelt, das stabil genug ist, um einen reichen Fruchtbehang entwickeln und bis zur Reife tragen zu können. Bei älteren Bäumen dient der Schnitt dem Erhalt der aufgebauten Krone; hier werden vorwiegend Äste entfernt, die sich gegenseitig beschatten. An älteren Bäumen wird nur krankes und totes Holz entnommen, mit dem Ziel, die Statik des Baumes zu verbessern und gerade auch Exemplare, die Höhlen in Stamm und Ästen aufweisen, möglichst lange zu erhalten.

Insgesamt wird das Gartenamt für Pflegemaßnahmen im kommenden Winter 120.000 Euro aufwenden. Die Maßnahmen in der Urdenbacher Kämpe (mit Ausnahme der Obstbaumpflege) werden von der Bezirksregierung mit Landesmitteln aus dem Förderprogramm "Richtlinien investiver Naturschutz-Managementpläne" mit bis zu 80 Prozent der Kosten gefördert. Der Eigenanteil wird durch die Stadt Düsseldorf finanziert. Die Pflege der Kopfweiden im Himmelgeister Rheinbogen wird durch private Spendengelder ermöglicht.

Die Arbeiten werden überwiegend im Zeitraum Ende Oktober 2020 bis Ende Februar 2021 durchgeführt; der Obstbaumschnitt wird bis Ende März 2021 erfolgen.

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